Neustadt Wochenspiegel
Die große ADAC-Krise hat der Neustadter Werner Schreiner, der langjährige Geschäftsführer des Verkehrsverbundes Rhein-Neckar, mit viel Genugtuung beobachtet. Fünf Jahre ist es her, dass er sich mit dem nun zurückgetretenen ADAC-Präsidenten Peter Meyer einen unfreundlichen Briefwechsel lieferte. Der Autofahrerverein hatte damals bei einem Schulbus-Test zwei Linien aus der Region getestet und schlecht bewertet. Die Tester monierten zum Beispiel eine Geschwindigkeitsüberschreitung und fehlende Haltegriffe in den Bussen.
Vorwürfe, die Schreiner vehement dementierte. Er forderte vom ADAC eine Offenlegung der Linien und auch des Testzeitpunkts. Bei den Linien machte der Club Angaben, die laut Schreiner nicht stimmen konnten. Im Hinblick auf die Zeiten lehnten die Tester eine Offenlegung ab, angeblich um die Busfahrer zu schützen.
Werner Schreiner nannte die Studie damals unseriös und meldete erhebliche Zweifel an. Heute schließt er nicht mehr aus, dass bei der Erhebung nach dem Zufallsprinzip getrickst wurde, um sich einer gewissen Aufmerksamkeit bei der Berichterstattung sicher zu sein. Eine Mutmaßung, die so weit hergeholt nicht mehr scheint.
Am Dienstag fand eine Aufsichtsratssitzung der Wirtschafts- und Entwicklungsgesellschaft (WEG) Neustadt statt. Das ist jene städtische Tochter, die durch das wiederholt schlechte Abschneiden Neustadts bei der Umfrage der Industrie- und Handelskammer besonders in den Blickpunkt geraten ist. Oberbürgermeister Hans Georg Löffler, der Aufsichtsratsvorsitzende der WEG, hatte daraufhin eine Neuausrichtung der Wirtschaftsförderung angekündigt. Was darunter zu verstehen ist, blieb bislang offen.
Wer sich mit Teilnehmern der Aufsichtsratssitzung unterhält, erfährt, dass die angekündigte Neuausrichtung nicht unter den Tagesordnungspunkten zu finden war. Erst als ein Aufsichtsrat monierte, dass er den Abgang von Wirtschaftsförderer Thomas Hammann aus der RHEINPFALZ erfahren habe, wurde der Geschäftsführerwechsel zu Kämmerer Stefan Ulrich unter dem Punkt Verschiedenes behandelt. Ein zweiter Aufsichtsrat moniert hinter vorgehaltener Hand, dass Löffler sich ebenfalls erst auf Nachfrage zur Neuausrichtung äußerte, allerdings ohne konkret zu werden.
Es freut uns natürlich, wenn die Aufsichtsräte Zeitung lesen müssen, um auf dem laufenden zu sein. Gleichzeitig darf an dieser Stelle kritisch angemerkt werden, dass es zumindest unglücklich ist, eine Neuausrichtung, egal in welche Richtung, nicht auf eine möglichst breite Basis zu stellen. Die Aufsichtsräte der WEG sollten nicht wieder vor vollendete Tatsachen gestellt werden. Oder sie sollten öffentlich machen, dass sie mit der Hinterzimmerpolitik nicht länger einverstanden sind.