Neustadt „Wir waren einfach nicht richtig konzentriert“
«Neustadt.»Der SCN machte es dabei unnötig spannend. Nach einer 6:3-Führung im dritten Viertel drehten die Gäste, angetrieben von Interimstrainer Lennart Löscher, noch einmal kräftig auf. Löscher, eigentlich Teamkapitän der Cannstatter, war einer von vielen Verletzten und ersetzte den erkrankten Coach Andras Feher. Löscher trieb sein Team von Beginn an mit lauter Stimme durch das Becken. Cannstatt leistete sich 13 Wasserverweise und einen Fünfmeter. Auf Seiten des SCN gab es nur vier Zeitstrafen. Doch Mitko Nachev scheiterte beim Strafwurf am Cannstatter Keeper Anastasios Bitsos. Und auch die Überzahlspiele des SCN brachten kaum Torerfolge. Geglänzt haben diesmal auf Seiten des SCN nur Geburtstagskind Christoph Kuhn, der am Sonntag 33 Jahre alt wurde, mit drei Treffern sowie Torhüter Kai Ulrich. Also waren die Routiniers des SCN gefragt, um das Spiel glücklich über die Zeit zu bringen. Allen voran Stefan Ehrenklau. Der 45-jährige Polizist spielt seit seinem 16. Lebensjahr Wasserball, darunter viele Jahre mit dem SCN in der Bundesliga. Jetzt ist er der Senior im Team und spielt mit Jungs, die im Alter seines 16-jährigen Sohnes sind. „Die Wasserballgene hat er nicht übernommen, aber er spielt Fußball. Hauptsache, er macht überhaupt Sport“, freut sich Ehrenklau über die sportlichen Aktivitäten seines Jungen. Ehrenklau selbst hatte schon mehrmals seinen Rückzug vom Wasserball angekündigt, zumal sich die Spieltermine oft nicht mit seinen Dienstzeiten vereinbaren lassen. „Doch mit der neuen Konstellation, mit diesen vielen guten Nachwuchsspielern, macht es mir richtig Spaß“, betont Ehrenklau. Es sei eine gute Mischung, auf der einen Seite die Routiniers wie Matthias Held, Fernando Mongrell, Christoph Kuhn und Mitko Nachev, und dann die beweglichen, schnellen Jungs des U18-Nachwuchses. Sein Ziel sei, die Jungs klug anzuspielen, sie mit guten Bällen zu bedienen. So bleibe er auch fit und versuche, bei den Heimspielen zur Verfügung zu stehen. Ehrenklau kam gerade von einer Florida-Reise mit den Seniorenspielern von Bayer Uerdingen zurück. „Das hat ein alter Kumpel organisiert, der auf den Bahamas lebt. So spielten wir dort einige Trainingseinheiten gegen eine junge Wasserballmannschaft“, erzählt der Neustadter. Und schwärmt von der tollen Gemeinschaft der 16 „Masters“, so werden die „alten Herren“ im Wasserball genannt. Sie waren mit ihren Partnerinnen gereist. Ehrenklau: „So etwas macht man nur einmal. Wir hatten noch ein Aquaball-Spaßturnier im Meer mit Picknick am Strand und verbanden den Urlaub mit viel Bewegung und Sport.“ Dass er in den RHEINPFALZ-Berichten manchmal als „Oldie“ oder „Senior“ betitelt werde, sorge bei seinen Kollegen für manche Spötteleien. So alt fühle er sich nicht. Und auch seine Haare seien noch nicht gefärbt, verrät er. Doch dass er wirklich ein erfahrener Haudegen im Wasser ist, bewies er jetzt gegen Cannstatt. Stefan Ehrenklau machte das wichtige Tor zur 6:3-Führung. „Es war ein ruppiges Spiel, wir haben viele Chancen nicht verwertet“, so sein Fazit. Er war dabei fast über die gesamte Spielzeit im Wasser. Das sei kein Problem, solange er nicht immer in der Centerposition ackern müsse oder in zu viele Eins-gegen-eins-Situationen gerate. SCN-Trainer Davorin Golubic schloss sich Ehrenklaus Urteil an: „Wir haben es uns selbst schwer gemacht. Vielleicht haben meine Spieler Cannstatt nach dem deutlichen 21:5-Heimsieg im Ligaspiel auch unterschätzt. Wir waren einfach nicht richtig konzentriert.“ Für den Cannstatter Interimstrainer Löscher blieb nur ein Lob an sein Team: „Es war eine ganz starke Leistung und ein gefühlter Sieg für uns, zumal auch einige Schiedsrichterentscheidungen fragwürdig waren. Vielleicht haben wir gegen den zukünftigen Pokalsieger verloren.“ So spielten sie SCN: Ulrich – Ehrenklau (1 Tor), Kuhn (3), Berger, Weigert, Guth, Mongrell, Bauer, Vagts, Nachev, Schädler, Hummel, Held (2).