Neustadt „Wir waren chancenlos und eigentlich tot“

Der Haßlocher Linksaußen Florian Kern war wieder einmal bester Torschütze seines Teams. Er traf achtmal.
Der Haßlocher Linksaußen Florian Kern war wieder einmal bester Torschütze seines Teams. Er traf achtmal.

«Hassloch.» Einen lange Zeit nicht mehr für möglich gehaltenen Heimsieg feierten die Drittliga-Handballer der TSG Haßloch am Samstagabend gegen den TV Neuhausen. Nach 40 Minuten hatten sie mit sieben Toren zurückgelegen, und nichts deutete auf eine Wende hin. Doch sie kam, und am Ende feierte die TSG einen 29:28 (13:19)-Erfolg gegen den Zweitliga-Absteiger.

Die Zuschauer im TSG-Sportzentrum sahen letztlich drei Mannschaften: auf der einen Seite den TV Neuhausen, auf der anderen Seite die TSG Haßloch der ersten 40 und die der letzten 20 Minuten. Letztere demonstrierte Charakterstärke, legte einen enormen Kampfgeist an den Tag, zog damit die zuvor äußerst unzufriedenen Fans auf ihre Seite und startete mit deren lautstarker Unterstützung eine grandiose Aufholjagd, die im ersten Heimsieg der Saison gipfelte. „Hut ab vor meiner Mannschaft“, sagte der schweißgebadete, aber glücklich strahlende TSG-Trainer Tobias Job nach dem Wechselbad der Gefühle. Kommentar eines TSG-Fans in der Halbzeit zur Leistung der Haßlocher: „Die haben ja überhaupt keinen Biss – das gibt eine Lehrstunde!“ Er sollte Recht behalten, aber anders als gedacht: Es wurde eine Lehrstunde für das junge Gästeteam. Es musste schmerzhaft erfahren, dass eine Sieben-Tore-Führung nach 40 Minuten gegen einen Gegner, der bis dahin offensiv und defensiv eklatante Schwäche offenbarte, noch dahinschmelzen kann, wenn die bis dato in allen Bereichen Unterlegenen nicht aufstecken, immer an sich glauben und am Ende das zeigen, was sie können. In der ersten Hälfte hatte die TSG vor allem Neuhausens Halblinken Karl Toom überhaupt nicht in den Griff bekommen: Der 20-jährige Schlaks mit dem mächtigen Wurf erzielte sechs seiner sieben Tore in der ersten Viertelstunde. Zur Pause betrug der Haßlocher Rückstand zwar „nur“ sechs Tore – aber gefühlt lagen Welten zwischen den beiden Teams. „Wir waren chancenlos und eigentlich tot“, sagte Job nach der furiosen Aufholjagd, die er, wie der Coach zugab, zeitweise nicht mehr für möglich gehalten hatte. Da war er nicht alleine: Anfang des zweiten Durchgangs hatten die Haßlocher gegen nachlassende Neuhausener immer wieder Chancen, den Rückstand zu verkürzen, scheiterten aber reihenweise aus besten Positionen. So etwas rächt sich normalerweise. Doch die Hausherren ließen die Köpfe erstaunlicherweise nicht hängen, gewannen endlich mehr Zweikämpfe in der Abwehr und kämpften sich Tor um Tor heran. In der 54. Minute gelang Ales Muhovec das 25:25, und drei Minuten später sorgte Kevin Seelos mit dem 27:26 für die erste TSG-Führung seit der 14. Minute. Die beiden Haßlocher Rückraumspieler standen dabei sinnbildlich für die gesamte TSG-Mannschaft: Zuvor war ihnen wenig geglückt, doch dann erzielten sie mit starken Aktionen ganz wichtige Treffer. Ein großer Faktor war auch Torhüter Malte Röpcke, der nach der Halbzeit den diesmal glücklosen Daniel Schlingmann ablöste. Der 23-Jährige brauchte ein wenig, bis er auf Touren kam – aber dann drehte er mächtig auf. In der 45. Minute parierte er einen Siebenmeter samt Nachwurf des bis dahin bombensicheren Mario Laurenco, entschärfte später nochmals einen Strafwurf und vereitelte vier weitere hundertprozentige Chancen des TVN. „Wir haben immer an uns geglaubt, das war der Schlüssel zum Sieg. Die Abwehr stand am Ende besser, und ich habe auch etwas Glück gehabt“, sagte der Keeper bescheiden. „Malte hat uns heute unheimlich geholfen“, lobte Tobias Job. So spielten sie TSG Haßloch: Schlingmann, Röpcke (ab 31.) - Borodovskis (3), Zeller (2), Hartstern (2) - Gregori (2), Kern (8) - Job (1) - Götz (6/3), Muhovec (2), Seelos (3), Zellmer TV Neuhausen: Birkenheuer, Tölke (ab 51.) - Abadie (4), Jan Reusch (3), Toom (7) - Laurenco (6/3), Weißer (2) - Daniel Reusch (1) - Michalik (4/1) Stotz, Ferdinand, Fischer, Greve (1) Spielfilm: 3:1 (5.), 4:4 (8.), 5:5 (11.), 8:11 (16.), 10:13 (22.), 11:16 (24.), 13:19 (Halbzeit), 15:22 (37.), 16:23 (39.), 19:24 (44.), 22:25 (48.), 25:25 (54.), 27:26 (57.), 29:27 (59.) - Siebenmeter: 5/3 - 6/4 - Zeitstrafen: 3/1 - Beste Spieler: Röpcke, Kern, Götz - Toom, Laurenco, Jan Reusch - Zuschauer: 450 - Schiedsrichter: Hallmann/Lieker (Solingen).

x