Neustadt „Wir arbeiten jetzt schon daran, wieder aufzusteigen“

Domagoj Mijatovic (im Bild im Februar gegen Duisburg) verlässt den SCN ebenso wie Torwart Ivan Pisk.
Domagoj Mijatovic (im Bild im Februar gegen Duisburg) verlässt den SCN ebenso wie Torwart Ivan Pisk.

«Neustadt.» „Wir haben den Klassenverbleib sportlich geschafft, doch es gibt für diese Entscheidung viele Gründe“, teilte SCN-Manager Michael Heinz zum Entschluss mit, die SCN-Wasserball vom Spielbetrieb der Ersten Bundesliga abzumelden. So verlassen Torwart Ivan Pisk und Domagoj Mijatovic den Verein und wechseln zu einem anderen Bundesligisten. Außerdem hatten die SCN-Eigengewächse, Torhüter Kai Ulrich sowie Fabian Härtel und Johannes Weigert, zunächst angekündigt, zu einem Zweitligisten zu wechseln, weil sie in der Neustadter Erstligamannschaft keine Perspektive sahen. „Wir hätten also mit acht neuen Legionären spielen müssen, da Derek Shoemaker und Nicolas Jordan nur für eine Saison bei uns waren und Martin Görge ebenfalls kürzer treten wollte“, erklärt Heinz. Zusätzlich seien die Auflagen für die Lizenz verschärft worden. Heinz: „Es sollen laut Deutschem Schwimmverband mehr lizenzierte Trainer notwendig sein. Man muss voraussichtlich mehr Jugendmannschaften anmelden. Eine Videoübertragung ist in der nächsten Saison verpflichtend. Das hätten wir vielleicht alles geschafft, aber zu einem hohen Preis. Wir haben begrenzte finanzielle Mittel, begrenzte Wasserfläche und nicht genügend Übungsleiter.“ Heinz hat daher einen neuen langfristigen Plan ausgearbeitet, der ihn in den vergangenen Monaten lange beschäftigt habe und für ihn ein enormer Kraftakt gewesen sei. Die Erstligamannschaft wird also abgemeldet und steigt in die niedrigste Klasse des Landesverbandes, in die Verbandsliga, ab. Gleichzeitig strebt die Zweite Mannschaft den Aufstieg von der Oberliga in die Zweite Bundesliga an und hat sich bereits für das Aufstiegsturnier gemeldet. Laut Heinz kommt es aber voraussichtlich nicht zu einem Turnier, weil sich mit Neustadt und Darmstadt bisher nur zwei Aufstiegskandidaten gemeldet haben und Weiden unter Umständen am Wochenende in die Erste Liga aufsteigt. Sollte dies jedoch nicht der Fall sein, müsste Neustadt am 14./15. Juli mit Darmstadt und dem Vorletzten der Zweiten Liga (entweder Bietigheim oder Friedberg) um die zwei zu vergebenden Plätze der Zweiten Liga ringen. „Eine SCN-Mannschaft steht für diesen Fall parat“, sagt Heinz. Die Vorteile für den freiwilligen Abstieg liegen für Heinz auf der Hand: „Wir setzen unsere frei gewordenen finanziellen Ressourcen im Jugendbereich ein. Unsere Eigengewächse Ulrich, Weigert, Härtel können wir halten. Wir sind auch im Gespräch mit Benedikt Hummel und erhoffen uns, dass er von Vorwärts Ludwigshafen wieder zurückkommt.“ Im Zweitliga-Kader ist geplant, neben Laurence Tummings, Fernando Mongrell, Timo Jordan und Kapitän Matthias Held auch Stefan Ehrenklau wieder einzusetzen. Das Training soll reduziert werden, damit die freie Fläche für die Jugendarbeit genutzt werden kann. Die Nachwuchsteams würden dann mit der Ersten Mannschaft trainieren. Unter diesen Voraussetzungen wird allerdings die Zusammenarbeit mit dem bisherigen Trainer Janusz Gogola beendet. „Wir führten intensive Gespräche mit ihm. Er ist natürlich enttäuscht, hat aber auch Verständnis für diese Entscheidung. Wir sind ihm unendlich dankbar für das, was er in den vergangenen beiden Jahren geleistet hat. Ohne ihn hätten wir die Erste Liga nicht halten können“, betont Heinz. Das Training der Ersten Mannschaft soll in den nächsten zwei Jahren SCN-intern organisiert werden. Dazu werden Gespräche mit SCN-Trainern und ehemaligen Spielern geführt. Die genaue Konstellation soll den Spielern zügig bekannt gegeben werden. „Es ist wahnsinnig schwer und schmerzhaft gewesen, diese Entscheidung zu treffen. Wir arbeiten jetzt schon daran, den Wiederaufstieg in zwei bis drei Jahren zu schaffen. Das wird nur möglich sein, wenn die Stadtverwaltung uns mehr Wasserfläche bieten kann, wenn wir mehr Sponsoren erhalten und wir weitere Betreuer finden. Und wenn schließlich alle an einem Strang ziehen“, sagt Heinz. „Wir gehen einen Schritt zurück, um dauerhaft einen Schritt nach vorne machen zu können. Im Wesentlichen mit Eigengewächsen. Darin sehen wir eine nachhaltigere Zukunft.“ Den Schritt, den der SCN jetzt macht, ist bereits ein weiterer Bundesligist gegangen. Wedding Berlin meldete jetzt ebenfalls sein Erstliga-Team wegen der verschärften Lizenzbestimmungen von der Ersten Liga ab. Neben finanziellen Gründen und dem Problem bei der Meldung von Jugendteams haben die Berliner keine Bundesliga-taugliche Spielfläche. Trainer Janusz Gogola äußerte sich enttäuscht: „Das vergangene Jahr hat mich sehr viel Kraft gekostet. Wir wollten sogar mit der Familie eventuell näher nach Neustadt ziehen. Wir haben im vergangenen Jahr um die Meisterschaft der B-Gruppe mitgespielt und nicht gegen den Abstieg. Die aktuelle Entwicklung hat mich jetzt in ihrer Dynamik sehr überrascht. Ich hätte gerne in der vergangenen Saison mehr mit den Jugendteams gearbeitet, die Jugendspieler hätte ich auch gerne in unser Training eingebaut. Das war leider aus verschiedenen Gründen nicht möglich.“ Eigentlich hätte dieser Schnitt schon ein Jahr früher gemacht werden können“, meint Gogola. Kapitän Matthias Held ist skeptisch, ob die Situation in der Zweiten Liga besser wird. „Es ist klar, dass helfende Hände fehlen. Das habe ich bereits in der Saison angesprochen. Die neuen Rahmenbedingungen muss ich jetzt für mich bewerten. Es kommt auch für mich überraschend. Der SCN muss das System auf stabilere Beine stellen.“

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