Deidesheim Wie Deidesheim die Geißbockversteigerung feiert

Große Gaudi auf dem Marktplatz in Deidesheim: die Geißbockversteigerung im vergangenen Jahr.
Große Gaudi auf dem Marktplatz in Deidesheim: die Geißbockversteigerung im vergangenen Jahr.

Auf das große Geißbock-Spektakel am Wochenende in Lambrecht folgt am Dienstag die Geißbockversteigerung in Deidesheim. Das alte Brauchtum hat sich längst zu einem großen Volksfest gemausert.

Für so manch einen Deidesheimer ist der Dienstag nach Pfingsten sozusagen der höchste Feiertag. Dann nämlich bringt traditionell das jüngste Lambrechter Brautpaar einen „gut gehörnten und gut gebeutelten“ Geißbock durch den Wald zum Deidesheimer Rathaus. Wo er dann versteigert wird. Punkt 17.45 Uhr startet die Aktion, eine Viertelstunde später fällt der Hammer. Wer zu diesem Zeitpunkt den höchsten Betrag bietet, dem gehört der Bock. Wer mitsteigert, sollte genügend Bargeld in der Tasche haben. Denn der Steigpreis muss bar auf den Tisch gelegt werden, bevor das Tier den Besitzer wechselt. Und die Summen betrugen in den vergangenen zehn Jahren immerhin zwischen 2000 und 5000 Euro.

In diesem Jahr wird der vier Jahre alte Bock von Errol und Miriam Buchmann zur Versteigerung geführt. Das Tier, das die vergangenen Jahre auf der Wiese von Hobby-Züchter Oliver Wittmann in Forst verbracht hat, wird dem Paar am Pfingstmontag übergeben und wechselt dann auch seinen Namen. Aus Emil wird Errol, denn der Geißbock nimmt stets den Namen dessen an, der ihn überbringt.

Besondere Ehre für Emil/Errol

Emil/Errol wird eine besondere Ehre zu teil: Er ist das 620. Exemplar seiner Art, das von Lambrecht nach Deidesheim gebracht wird. Denn das Spektakel auf dem Deidesheimer Marktplatz hat einen historischen Hintergrund: Die Lambrechter galten damit seit dem 14. Jahrhundert ihre Weiderechte ab, die sie im Waldgebiet der Stadt Deidesheim hatten.

Der Versteigerung voraus geht ein umfangreiches Programm, das um 5.30 Uhr in Lambrecht beginnt. Dann nämlich bricht das junge Brautpaar auf zur Wanderung nach Deidesheim, stets begleitet von rund 200 Menschen. An der Deidesheimer Hütte wird die Gruppe dann begrüßt und bekommt einen Schluck Wein, bevor es weitergeht zum Marktplatz, und dann das Programm auf der Bühne beginnt. Dazu gehören am Nachmittag unter anderem der Küferschlag des Männergesangvereins, das Fass-Schlüpfen und die Verhandlung des Stadtgerichts.

Gefeiert wird freilich schon vorher. Viele Weingüter sind über Pfingsten geöffnet, darüber hinaus auch etliche Künstlerateliers. Am Samstag (17 und 20 Uhr) führt das Boulevardtheater Deidesheim in der Stadthalle das Stück „Single Camping“ auf, am Montag (14 Uhr) spielen die Ruppertsberger Bloskapell unter der Leitung von Andreas Schnell und die Kolpingkapelle Deidesheim unter der Leitung von Sebastian Lastein im Schlosspark (Eintritt frei).

Die Stadt ist ausgebucht

„Das ganze Leben verlagert sich jetzt nach draußen“, fasst Stefan Wemhoener, Chef der Tourist Service GmbH, zusammen. Die Stadt mit ihren rund 900 Betten sei ausgebucht, was allerdings derzeit an den Wochenenden fast immer der Fall sei. „Viele kommen aber wegen des Festes gezielt an Pfingsten“, erklärt Wemhoener. „Die Geißbock-Versteigerung ist ein sehr bekanntes Brauchtum.“ Zu den Übernachtungsgästen gesellten sich die Tagestouristen, die aus der gesamten Metropolregion nach Deidesheim kämen. In diesem Jahr lasse sich das Fest zudem auch noch verbinden mit einem Besuch der Gässelweinkerwe im benachbarten Meckenheim. „Beide Veranstaltungen können ganz bequem mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreicht werden“, betont Wemhoener.

Info

Informationen zu den Fahrzeiten des öffentlichen Nahverkehrs sind unter www.vrn.de im Internet abrufbar.

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