Neustadt Wenn der Feldroboter hilft

Digitalisierung auf dem Feld: In der Landwirtschaft werden bald nicht nur Drohnen eingesetzt.
Digitalisierung auf dem Feld: In der Landwirtschaft werden bald nicht nur Drohnen eingesetzt.

Es klingt noch ein bisschen nach schöner neuer Welt: In Zukunft sollen Drohnen dem Bauern Bilder schicken, an welcher Ecke seiner Felder dringend gewässert werden muss. Feldroboter werden miteinander kommunizieren und Sensoren Auskunft über die Erntebedingungen geben. „Am Ende soll die neue Technik dem Landwirt helfen, ressourcenschonender zu arbeiten, Kosten zu sparen und konkurrenzfähiger zu werden“, erklärt Institutsleiter Liggesmeyer. Genau da setze das Projekt „Smart Agriculture“, was so viel wie intelligente Landwirtschaft heißt, an. Vieles sei im landwirtschaftlichen Bereich schon in der Mache, erläutert der Professor. So könnten Mähdrescher autonom fahren, es gebe Fütterungsautomaten. Jetzt gehe es darum, das Wissen zu bündeln, fehlende Puzzlesteine zu ergänzen und noch besser zu werden, zusammen mit der Industrie, aber auch landwirtschaftlichen Verbänden. „Von dem Zusammenschluss sollen am Ende alle profitieren“, sagt Liggesmeyer. Es sei das erste Mal, dass sein Institut so ein Leitprojekt an Land gezogen habe. „Das ist ein großer Erfolg.“ Los gehen wird es im September. Die Laufzeit des Neun-Millionen-Euro-Projekts beträgt vier Jahre. 1,5 Millionen Euro davon fließen nach Kaiserslautern. Engagieren werden sich in dem Forschungsvorhaben dem Vernehmen nach Firmen wie John Deere, BASF, Fendt, aber auch der Deutsche Bauernverband oder der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau Landtechnik. Alle seien an digitalen Lösungen im Agrarbereich interessiert. Es gehe auch darum, dem Landwirt die passenden Informationen zu liefern, was voraussetze, dass Daten, die er habe, richtig ausgewertet würden. Bislang sei auf dem Acker vieles aus dem Bauch heraus entschieden worden. Mit Hilfe der Fraunhofer-Gesellschaft solle der Bauer künftig handfeste Entscheidungsgrundlagen erhalten. So gehe es um eine punktgenaue Düngung, um den Stickstoffeintrag auf den Feldern zu minimieren. Liggesmeyer: „Dazu müssen Wetterdaten ausgewertet, der Zustand der Pflanzen muss erfasst werden. Am Ende des Tages möchte ich wissen, was die klügste Reaktion wäre.“ Geplant sind definitiv Reallabors in der Region, landwirtschaftliche Nutzflächen, auf denen Versuche laufen. Wo die sein werden, da wollte sich Liggesmeyer noch nicht in die Karten schauen lassen. Das IESE werde eine große digitale Plattform aufbauen. Mit im Boot seien sieben weitere Fraunhofer-Institute, auch das Fraunhofer-Institut für Physikalische Messtechnik in Freiburg, das sich mit hochsensibler Sensorik befasse. „Die bauen so etwas wie eine künstliche Nase, die den Düngezustand riechen kann“, erläutert er. Ein anderes Institut befasst sich mit Mikroseismographie. „Forscher lösen im Boden mit Schallwellen Mini-Erdbeben aus, um den Ackerzustand erfassen zu können.“ Der Chef des Fraunhofer-IESE an der Trippstadter Straße geht davon aus, dass nicht nur das Land Rheinland-Pfalz von den Erkenntnissen profitieren wird. „Ein großes Plus ist die Unabhängigkeit der Fraunhofer-Gesellschaft.“ 2017 war Liggesmeyer zweimal in Irland. Einmal hat er sich mit dem irischen Landwirtschaftsminister Michael Creed getroffen, dann mit dem zuständigen EU-Kommissar. Liggesmeyer: „Leitprojekte der Fraunhofer-Gesellschaft gelten als sehr prestigeträchtig.“

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