Ukraine-Netzwerk Was die Geflüchteten derzeit brauchen

Der Basar in der Meerspinnhalle ist noch immer gefragt.
Der Basar in der Meerspinnhalle ist noch immer gefragt.

Vor rund acht Wochen haben sich in und um Neustadt Ehrenamtliche zusammengetan, um Geflüchteten aus der Ukraine zu helfen. Galt es am Anfang noch, so schnell wie möglich Unterkünfte, Kleidung, Möbel und Haushaltswaren für die Ankömmlinge zu finden, stehen jetzt meist andere Dinge an.

Anfang März, wenige Tage nach Ausbruch des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine, kamen die ersten Geflüchteten nach Neustadt. Nur eine Woche später hat sich das Ukraine-Netzwerk formiert – ein Zusammenschluss von Ehrenamtlichen, denen es von Beginn an das größte Anliegen war, schnelle Hilfe anzubieten und zu koordinieren. In den Wochen darauf vermittelten die Mitglieder Geflüchtete in Privatunterkünfte, sammelten Geld- und Sachspenden, unterstützten bei Behördengängen, verteilten Erstausstattungen über den eigens eingerichteten Basar in Gimmeldingen, feierten ein Willkommensfest in den Räumen der Musikschule Jugendphilharmonie Deutsche Weinstraße (Juphi).

Mehr Geld- als Sachspenden

Der Basar in der Gimmeldinger Meerspinnhalle ist weiterhin gefragt – und bleibt so lange bestehen, wie gespendet wird und Menschen aus der Ukraine Erstausstattungen benötigen, betont Ortsvorsteherin und Netzwerkmitgründerin Claudia Albrecht. „Anfangs bekamen wir viele Sachspenden, mittlerweile sind es mehr Geldspenden“, berichtet sie. Das sei deshalb von Vorteil, da genau das gekauft werden könne, was gerade benötigt werde.

Lieber Geld statt Lebensmittel oder andere Sachspenden wollen laut Albrecht auch einige Einkäufer im Globus-Markt geben. Im Eingangsbereich sammeln die Netzwerker dort seit Ende April. „Es könnten natürlich immer mehr Menschen sein, die etwas von ihren Einkäufen abgeben“, sagt sie. Aber es sei auch schon vorgekommen, dass jemand mit zwei leeren Einkaufswagen gekommen sei, um kurzerhand gemeinsam einzukaufen. „Es kommt gut an bei den Leuten, dass wir lokal einkaufen“, sagt Marcel Hermanns, ebenfalls Gründungsmitglied des Netzwerks. Wichtig sei, keine Konkurrenz aufzubauen. „Uns ist es ganz wichtig zu betonen, dass wir keine Produkte erhalten, die die Tafel bekommt“, sagt Albrecht. Das Netzwerk kaufe nach Bedarf, über die Internetseite der Stadt neustadt.eu/ukraine ist unter der Kachel „Ehrenamtliches Netzwerk Ukraine“ aufgelistet, was für den Basar gebraucht wird.

Die meisten kommen privat unter

Aktuell sind laut Stadtverwaltung 533 Flüchtlinge in Neustadt gemeldet, 367 wohnen in privaten Unterkünften, 166 in städtischen. Mittlerweile würden weniger Wohnungen angeboten, so Hermanns. Er kann sich vorstellen, dass es ein Anreiz für Privatleute sein könnte, den Geflüchteten ihre Wohnungen anzubieten, wenn diese ab 1. Juni vom Jobcenter betreut und Geld für eine Unterkunft erhalten werden.

Sind die Geflüchteten mit dem Nötigsten versorgt, stehen die nächsten Schritte an, berichtet Hermanns: Unterbringung der Kinder in Kita und Schule, Eintritt in Vereine, Sprachkurse etablieren, Job und langfristige Unterkunft finden. Während die einen sich hier integrieren wollen, denken bereits einige der Ukrainer schon wieder an die Rückkehr in die Heimat, etwa zum Ende des Schuljahrs, berichten die Netzwerker: „Das sind dann aber eher jene aus dem Westen des Landes.“

Viele Engagierte in Neustadt

Ein Segen für Neustadt sei die Jugendphilharmonie, sagt Albrecht. Dort können ukrainische Kinder und Jugendliche kostenlos Kurse besuchen und mit den Pädagogen und Betreuern Russisch sprechen. Die Haardter Ortsvorsteherin Silvia Kerbeck habe sich um Sprachkurse und eine regelmäßige Kinderbetreuung verdient gemacht. Die protestantische Kirchengemeinde in Lachen-Speyerdorf lade immer donnerstags zum Café-Ukraine ein, weitere Veranstaltungen seien in Neustadt und den Stadtdörfern geplant, so Hermanns.

Info

Weitere Informationen zum Thema Ukraine auf der Homepage der Stadt unter www.neustadt.eu/ukraine

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