Neustadt Von „O sole mio“ bis „My Way“
Neustadt-Gimmeldingen. Die Pfalz hat mehr Internationales, als man auf den ersten Blick vermuten würde, und viele Völker haben sich im Lauf der Geschichte hier wohlgefühlt, manchmal wohler, als es die Pfälzer bei aller Gastfreundschaft haben wollten. Vor allem um dieses internationale Flair ging es am Mittwoch beim Konzert des Landauer Liedermachers Heiner Pfaff im vollbesetzten „Kleinen Weincafé“ in Gimmeldingen, wo Pfaff zur Gitarre eigene und fremde Lieder präsentiert – mehrsprachig, das heißt pfälzisch, französisch, italienisch, englisch, nur nicht hochdeutsch.
Dem Lauf der Geschichte folgend, hatte das Programm vier Teile: Zunächst waren es die Römer, die in die Pfalz kamen. Man weiß nicht, was die Legionäre abends in der Taverna beim Wein sangen, also griff Heiner Pfaff auf Liedgut ihrer Nachfahren zurück: Das „Chianti-Lied“ ist ein deutscher Schlager der 50er, dessen Refrain alle mitsingen konnten. Den Text hat Pfaff ein bisschen umgedichtet: „So kommt de guude Woi in unsre Palz am Rhoi“. Und warum waren die Römer hier? „Natürlich, weil`s in der Pfalz so aussieht wie in der Toskana“, so Pfaff. „O sole mio“ ging es weiter, das hat nicht nur Enrico Caruso, sondern auch Elvis Presley („It`s now or never“) oft gesungen, und Heiner Pfaff legte reichlich Schmelz in die Tenorstimme, dass fast die Gläser vibrierten. Nirgendwo kann man es so schön schmettern lassen wie im Italienischen, mit „Ach wie so trügerisch“ aus „Rigoletto“, halb italienisch, halb deutsch, und, ein bisschen jünger, aber ebenso mitreißend: „Volare“. Ein selbstgemachtes Lied voller Erinnerungen an Italienurlaube hat Pfaff einfach „Italien“ genannt. Mit Milvas „Liberta“ (Freiheit in meiner Sprache) schloss dieser römisch-italienische Teil. Lange nach den Römern kamen die Franzosen: Die arme Liselotte von der Pfalz hatte durch ihre Ehe mit dem Bruder Ludwigs XIV. unwillentlich den Pfälzischen Erbfolgekrieg ausgelöst. Aus jahrhundertelanger Feindschaft wurde schließlich jedoch Freundschaft. Es gibt den deutsch-französischen Zweckverband „Pamina“ zwischen Pfalz, Elsass und Baden, und auf den hat Heiner Pfaff das französisch-pfälzische Liedchen „C`est la vie“ gemacht. George Brassens` großes Chanson auf die Freunde, „Les copains d`abord“, Charles Trenets „La mer“, Joe Dassins „Oh, Champs-Elysees“ – es gab genug zum Mitsingen, und ein eigenes französisch-pfälzisches Liebeslied, schließlich gebe es viele Pfälzer Weinlieder, aber zu wenig Liebeslieder, meinte der Sänger. Ab 1816 waren die Bayern am Rhein, und auch König Ludwig I. fand in der Pfalz sein Italien. Heiner Pfaff präsentierte ein überraschendes Talent beim Kufstein-Lied: Er kann jodeln, und wie! Wie man das macht? Gleich kam er mit einem Mini-Schnellkurs. Fürs „Jodeldiplom“ reichte es bei den Zuhörern zwar nicht auf Anhieb, aber er hatte noch eine Empfehlung: Genug Wein als Zaubertrank, der hat schon Asterix geholfen. Letzte Abteilung: die Amerikaner in der Pfalz nach dem Zweiten Weltkrieg. Deutsche Einwanderer aus der Pfalz haben die USA mitgeprägt, sogar Elvis Presley hat Pfälzer Ahnen, die Presslers aus Hochstadt, und klingt Countrymusik nicht reichlich europäisch? Zumindest John Denvers „Countryroads“ mit deutschem Text: „Bring mich hääm zu de Palz“, oder Woody Guthries „This land is your land“ als „Die Palz is moi Land“. Und Heiner Pfaff, der im Hauptberuf Jugendpsychologe ist, hat es auch mit Jazz und Swing: Seit langem ist er der Sänger der Bigband „Brass-Connection“ in Landau. Da musste er schon eine Landauer Version von „New York, New York“ bieten: „Landau, Landau“, und, zum Schluss „My Way“ von Frank Sinatra, das seine Reise um die Welt 1967 als Chanson von Claude François begonnen hatte. So sang es Pfaff erst französisch, dann englisch. Die Zugaben wurden dann zum Pfälzer Wunschkonzert, und alle sangen mit, vom „Pfälzer Wind“ bis zum „Pfalzwoi“.