Neustadt Vettel fährt mit Neustadter Teilen
Die Atec Auto-Technik GmbH mischt munter mit im großen Dunstkreis der Formel 1: Das im Gewerbegebiet Altenschemel ansässige Unternehmen entwickelt Bremshydraulik- und Kraftstoffleitungen, aber nicht vom Fließband, sondern exakt nach Kundenwünschen. Das Geschäft läuft: Atec baut eine neue Produktionshalle.
„Da kommt ihr ja bestimmt oft ganz nah an die Rennstrecke? Wie sind die dort denn so? Und kennt ihr auch den Vettel?“ Solche Fragen bekommen Erika und Herbert Lambert nicht selten zu hören. Ihre Firma im Gewerbegebiet Altenschemel, die Atec Auto-Technik GmbH, stellt Bremshydraulik- und Kraftstoffleitungen für den Motorsport her. Nicht wenige davon werden seit vielen Jahren in Formel-1-Fahrzeugen verbaut. „Der Vettel fährt auch mit Teilen von uns herum“, sagt Erika Lambert. Kennengelernt haben sie und ihr Mann den amtierenden Formel-1-Weltmeister aus Heppenheim aber noch nicht. Atec arbeitet im Hintergrund und ist auch „nur“ ein Zulieferer von Teilen. Dieses Geschäft läuft allerdings so gut, dass sich Atec derzeit vergrößert. Im Frühjahr hat das Neustadter Unternehmen der Stadt ein etwa 14.500 Quadratmeter großes Gelände im Solarpark Lilienthal in Lachen-Speyerdorf abgekauft, auf dem seit Juni kräftig gebaut wird. Es entsteht eine 2500 Quadratmeter große Fertigungshalle, in die Atec seine gesamte Produktion verlagern wird. Inklusive neuer Maschinen investiert die Firma 4,5 Millionen Euro in das Projekt. „Die bisherige Halle ist zu klein geworden“, sagt Erika Lambert zur größten Investition der Firmengeschichte. Die Summe entspricht exakt dem für 2014 angepeilten Jahresumsatz. 2013 lag dieser bei 3,8 Millionen Euro. Da im Altenschemel leider kein Platz mehr sei, weiche man in die Conrad-Freytag-Straße aus. Am bisherigen Standort verfügt Atec lediglich über etwa 1200 Quadratmeter – zu wenig, um den gestiegenen Anforderungen gerecht zu werden und sich auch noch etwas breiter aufzustellen. Verwaltung und Vertrieb bleiben im Altenschemel, die Produktion soll ab Ende Januar nur noch in der neuen Halle laufen. Gegründet wurde die Atec GmbH 1979 von Herbert und Günter Lambert. Die beiden Brüder waren Motorsportfans und fuhren auch selbst Rennen. Sie machten ihr Hobby damit teilweise zum Beruf, und aus dem kleinen „Garagen-Unternehmen“ wurde recht schnell eine größere Firma. Ihre eigentlichen Berufe – Günter war Techniker und Herbert Technischer Beamter beim Fernmeldeamt – hängten sie dann bald an den Nagel. Heute beschäftigt Atec 30 Mitarbeiter und plant im Zuge der räumlichen Vergrößerung vier bis fünf Neueinstellungen im Produktionsbereich. Als Geschäftsführer fungiert inzwischen nur noch der 65-jährige Herbert Lambert mit Unterstützung seiner Frau Erika, nachdem der ein Jahr jüngere Bruder Günter vor fünf Jahren starb. Seit knapp einem Jahrzehnt hat das Neustadter Unternehmen fest den Fuß in der großen Tür der Formel 1. Welches Team von welcher Firma Teile bekommt und wie diese aussehen – darüber wird in der Szene nicht gesprochen. Niemand will sich in die Karten schauen lassen. Manchmal wissen Firmen wie Atec auch selbst nicht genau, in welchen Fahrzeugen ihre Teile verbaut sind, da sie auch an Einkäufer und Händler liefern, die wiederum Rennsportteams bedienen. Ebenfalls zu den Kunden von Erika und Herbert Lambert gehören „große Automobilwerke“, auch da hält man sich mit Namensnennungen bedeckt. Wenn Atec Aufträge von Formel-1-Teams beziehungsweise von Einkäufern für die Teams erhält, läuft das meist per E-Mail ab. Die Konstrukteure schicken Zeichnungen, und die Fachleute im Altenschemel und bald eben im Solarpark Lilienthal machen sich an die Arbeit. Da sich der Rennzirkus ständig und ziemlich schnell dreht, müssen die Lieferzeiten entsprechend kurz sein. Oft sind es nur wenige Tage. Mit Haut und Haaren auf die Formel 1 verlassen will sich das Ehepaar nicht. „Das ist zu gefährlich. Irgendwann sagen die stopp, und dann steht man da“, sagt Erika Lambert. Und mit der jetzt angestrebten Vergrößerung stehen die Chancen gut, weitere Märkte zu erschließen.