Neustadt Urlaubstrip auf fremden Sofas
Urlaub bei Privatleuten: Um günstige, teilweise sogar kostenlose Unterkünfte zu finden, gibt es weltweit vernetzte Internet-Gemeinschaften. Couch-Surfing beispielsweise oder Airbnb. Auch in Neustadt werden Unterkünfte auf diesen Wegen vermittelt – an der Tourist-Information vorbei.
Heribert Hansen, der beim Netzwerk Couch-Surfing eine Gruppe für Gastgeber in Neustadt gegründet hat, sagt, es sei erstaunlich, wie viele Couch-Surfer es in Neustadt gäbe. Wie es das Konzept vorsieht, hat auch Hansen schon mehrmals Reisenden aus der ganzen Welt eine kostenlose Schlafmöglichkeit zur Verfügung gestellt. Seine Gäste, die meist einige Tage blieben, kamen unter anderem aus der Ukraine, Chile, Brasilien, New York, aber auch aus Deutschland. Wer über Couch-Surfing eine Bleibe sucht, muss sich bei dem Netzwerk anmelden und wird ermutigt, auch selbst als Gastgeber zur Verfügung zu stehen. „Wenn man mal gerade keinen Platz für Gäste hat, kann man in seinem Profil angeben, dass man für kostenlose Stadtführungen und ähnliches zur Verfügung steht“, erklärt Hansen. Er selbst habe durchweg positive Erfahrungen mit Couch-Surfing gemacht und mit Menschen aus allen möglichen Ländern Freundschaften geschlossen, die er noch heute pflege. Für den Neustadter liegt der größte Vorteil des Netzwerks darin, dass man an fremden Orte Einblick in das Leben der Menschen vor Ort bekommt. Man habe sofort Anschluss und lerne auch die Küche des jeweiligen Landes kennen. Schlechte Erfahrungen hat Hansen noch nicht gemacht, allerdings hat er schon davon gehört. So kommt es offenbar vor, dass Profile im Netzwerk gefälscht werden. Man habe als Gastgeber aber immer die Möglichkeit, sich den Personalausweis des Reisenden zeigen zu lassen. Wer ganz auf Nummer sicher gehen wolle, könne den Gast manchmal auch schon vor dem Aufenthalt unverbindlich kennenlernen, so Hansen. Anders als bei Couch-Surfing sind die Unterkünfte bei Airbnb nicht kostenlos. Der Name Airbnb kommt von Airbed and Breakfast, auf deutsch: Luftmatratze und Frühstück. Mittlerweile ist das US-Unternehmen, das 2008 gegründet wurde, in rund 90 Ländern und dabei in über 34.000 Städten vertreten. Gäste können zwischen Wohnungen, Privatzimmer oder Gemeinschaftszimmern wählen. In Neustadt gibt es nach Angaben des Deutschland-Büros von Airbnb sechs Anbieter, überwiegend Gasthäuser. Das sei aber nicht die Regel bei Airbnb. 76 Prozent der weltweit angebotenen Unterkünfte seien private Erstwohnsitze, der Rest bestehe aus Zweit- oder Drittwohnsitzen und Ferienwohnungen. In Mannheim sei Airbnb zum Beispiel bereits mit knapp 200 Unterkünften vertreten, in Heidelberg mit über 300. Seinem Deutschland-Büro zufolge legt das Unternehmen großen Wert darauf, dass Mindeststandards an Sicherheit, Sauberkeit und die Erreichbarkeit des Gastgebers erfüllt seien. Neue Anbieter würden regelmäßig überprüft und bei Nichteinhalten der geforderten Standards gesperrt. So sei zum Beispiel ein New Yorker Nutzer gesperrt worden, der in seiner Zwei-Zimmer-Wohnung 22 Betten auf engstem Raum an Gäste vermieten wollte. Airbnb ist kürzlich in die Kritik geraten, als bekannt wurde, dass durch das Geschäftsmodell in größeren Städten immer mehr Privatwohnungen als Ferienwohnungen genutzt und dadurch dem Wohnungsmarkt entzogen werden. Kritik kam außerdem vom Hotelgewerbe, das eine wachsende private Konkurrenz befürchtet. In den USA wurde gegen das Unternehmen ermittelt, weil in einigen Fällen offenbar Einnahmen nicht als Einkommen versteuert worden waren. Airbnb wies die Vorwürfe zurück: Wenn sich der Gastgeber an die Regeln halte, entstünden keine Probleme. Bei den Gästen handele es sich häufig um Familien. „Gerade für Leute mit Kindern ist es optimal, in einer richtigen Wohnungen unterzukommen, in der von der Küche bis zur Waschmaschine alles vorhanden ist“, heißt es zudem beim Airbnb-Deutschland-Büro. (sinw)