Neustadt Und ständig klingelt das Telefon ...

91-91911784.jpg

Neustadt. An konzentrierte Arbeit war bei Arno Zensen gestern nicht zu denken. Ständig klingelte das Telefon beim Motorsport-Team Rosberg in Neustadt. „Es geht zu wie im Taubenschlag“, sagte der Rosberg-Geschäftsführer. Und fügt gleich an: „Zuerst gratulieren sie uns, danach wollen sie eine Telefonnummer von Nico.“ Doch die gibt’s nicht.

Am Sonntag hatte auch Arno Zensen vor dem Fernseher gebibbert. Wird Nico Rosberg Formel-1-Weltmeister? Oder schafft es wieder sein Silberpfeil-Kollege Lewis Hamilton? Der ließ nichts unversucht, fuhr absichtlich extrem langsam, damit sein Teamkollege vielleicht noch von Platz zwei verdrängt wird. „Ich kann Lewis schon verstehen“, zeigt Zensen Verständnis für Hamiltons Schleichfahrt. Letztlich war er aber glücklich, dass sich Sebastian Vettel und Max Verstappen nicht zu unüberlegten Aktionen hinreißen ließen. „Wir sind happy, dass wir uns Team Rosberg nennen dürfen, weil unser Teamgründer Keke Rosberg einmal Weltmeister war“, sagt Zensen. „Jetzt sind wir stolz, dass der aktuelle Weltmeister Rosberg heißt.“ Und früher für das Team seines Vaters gefahren ist. Denn während das Team Rosberg seit elf Jahren nur noch in der DTM tätig ist, war das Programm in den Jahren davor umfangreicher. Der Grund dafür war eben Nico Rosberg. Als der Junior nach seinem Karrierestart im Kart 2002 in die Formel BMW wechselte, stellten Vater Keke und Teamchef Zensen eine entsprechende Mannschaft zusammen. Danach ging`s gemeinsam in der Formel-3-Euroserie weiter. Als Nico Rosberg in die GP2-Serie aufstieg, trennten sich die Wege des Rennfahrers Rosberg und des Teams Rosberg. Der Kontakt ist jedoch nie abgebrochen. Die Kommunikation beschränkt sich jedoch überwiegend auf die schriftliche Form. „Ich bekomme immer wieder Mails von Nico“, erzählt Arno Zensen. „Daraus lese ich, dass er uns auch aus der Ferne aufmerksam beobachtet und ziemlich gut informiert ist.“ In der vergangenen Woche war Arno Zensen in einem Punkt besser informiert als der Filius. „Keke hatte am vorvergangenen Wochenende einen Termin in Dubai“, erzählt der Teamchef, „danach ist er einfach unten geblieben.“ Um kurzfristig mit seiner deutschen Frau Sina nach Abu Dhabi zur WM-Feier reisen zu können. Von diesem Aufenthalt hat Sohn Nico erst kurz vor dem Rennen erfahren, weil Vater und Mutter sich das Rennen im Hotel angeschaut haben. Die Ankunft an der Rennstrecke war von Keke Rosberg exakt getimet: Erst als alle Fernsehübertragungen beendet waren, tauchte er auf. Seine Frau hielt sich nicht an diesen Regieplan. „Mein Mann hat mir verboten, vor eine Kamera zu treten“, sagte die freudestrahlende Weltmeister-Mutter einem Fernsehsender. Und dann gab sie gemeinsam mit Niki Lauda noch eine besondere Episode preis, die sich bei einem Grand Prix im heimatlichen Monte Carlo zugetragen hat: Als es in einem Gespräch darum ging, welchem Elternteil Nico ähnlicher sei. Lauda hatte damals in der für Rennfahrer typischen machomäßigen Art gesagt: „Der Samen kommt von Keke.“ Worauf Sina Rosberg schlagfertig antwortete: „Aber ich bin die goldene Eizelle.“ An Nico Rosbergs Zeit im Team Rosberg erinnern viele kleine und große Stücke in den Hallen in der Nachweide 35. An den Wänden hängen zwei Karts, dazu wird der Formel-BMW-Renner immer wieder als attraktives Dekorationsstück eingesetzt. Und im Foyer im ersten Stock steht seit wenigen Wochen der Formel-3-Flitzer. Direkt neben dem Opel Calibra, mit dem Keke Rosberg die Saison 1995, sein letztes Jahr als Rennfahrer, bestritten hat. Während beim Team Rosberg sicher schnell wieder der normale Alltag einziehen wird, beginnt für den Weltmeister Nico Rosberg ein PR- und Ehrungsmarathon. Das weiß auch Arno Zensen. In einer Woche will er dann mal versuchen, direkt mit dem Titelträger reden zu können und ihm persönlich zu gratulieren. Das muss sein ...

91-91903138.jpg
x