Neustadt Tanzschule Schreieck setzt auf Video-Unterricht

Ballettunterricht ohne direkte Einwirkung der Lehrerin ist schwierig. Petra Schreieck nutzt dafür eine Videoschaltung.
Ballettunterricht ohne direkte Einwirkung der Lehrerin ist schwierig. Petra Schreieck nutzt dafür eine Videoschaltung.

Wie viele spüren auch die Tanzschulen massiv die Corona-Auswirkungen. Was tun bei einer Kunst, bei der sich Körperkontakt kaum vermeiden lässt? Tanzpädagogin Petra Schreieck unterrichtet jetzt per Videoschalte aus ihrem eigenen Wohnzimmer.

Es erinnert ein wenig an Kanzlerin Angela Merkel und ihre regelmäßigen Fernkonferenzen mit den 16 Ministerpräsidenten. Der kleine Unterschied: Petra Schreieck-Sobirey, seit über 40 Jahren tätige Diplom-Tanzpädagogin mit Schulen in Neustadt, Landau und Bad Bergzabern, geht es nicht um Politik, sondern um Tanz, insbesondere klassisches Ballett. Es sind an diesem Nachmittag nur noch wenige Minuten bis zum Start des ersten von einem Dutzend Online-Kursen in fünf verschiedenen Tanzstilen. Dazu lädt die Ballettlehrerin ihre Schülerinnen per Videokamera in ihr heimisches Wohnzimmer auf der Haardt ein. Denn nach Ausbruch der Krise musste auch die Ballettschule Schreieck ihre Räume schließen. Dafür hat Tochter Clara jetzt die technischen Voraussetzungen für Online-Unterricht geschaffen.

An diesem Tag sind zuerst die Kleinsten dran

An diesem Tag sind zuerst die Kleinsten im klassischen Ballett an der Reihe. Die Kamera ihres Laptops zeigt Petra Schreieck bei der Präsentation der Übungen, gleichzeitig hat sie den Blick auf einen monumentalen Fernsehbildschirm, wo alle zwölf Kinder, die sich online angemeldet haben, eingeblendet sind. Nur so ist aktuell Live-Unterricht möglich. „Am Anfang der Pandemie habe ich an meine Schülerinnen Übungsvideos versandt, aber das konnte nur eine kurzfristige Lösung sein. Denn beim Ballett ist es wichtig, dass ich sehe, wie sich meine Schüler bewegen, um ihnen direkt Hilfestellung zu geben oder sie zu korrigieren“, meint Schreieck. Gerade bei Kindern sei es sehr wichtig, dass sie in Bewegung blieben. Neben der richtigen Haltung lernen sie verschiedene Techniken, um klassische Figuren tänzerisch darstellen zu können. Schreieck begrüßt jede einzelne kleine Ballerina an diesem Nachmittag mit dem Namen und einem Wink zum Unterricht. „Kannst du bitte bei dir die Kamera etwas tiefer stellen, damit ich deine Füße sehen kann“, sagt sie zu einer. In Chiffon-Röckchen, Strumpfhosen und Schläppchen blicken die sechs- und siebenjährigen Tänzerinnen voller Stolz in die Kamera und beobachten die Anweisungen ihrer Lehrerin.

Das Wiedersehen im Studio sehnen alle herbei

Weil anders als im Studio Stange und Spiegel fehlen, dient ein Stuhl als Halteinstrument. „Zum Aufwärmen Füße links hoch, rechts hoch und dann die Spitzen hoch“, sagt Schreieck und klatscht dabei im Takt. „Bitte achtet auf Eure Körperhaltung. Auch die Knie gestreckt lassen“, verfolgt Schreieck die Ausführungen ihrer Schülerinnen mit kritischem Blick am TV-Bildschirm. Ihre Schülerinnen machen fleißig mit. „Geht doch super“ erhalten sie sogar ein Sonderlob.

Das Training ist systematisch aufgebaut. Vom Tendu, den Technikelementen des Balletts, über Demi plié, wo die Knie soweit wie möglich gebeugt werden, ohne dass die Fersen den Boden verlassen oder der Po nach hinten ausweicht, bis hin zum Floor Barre, einem sehr effektiven Krafttraining, reichen die Übungen in der 40 Minuten dauernden Einheit. „Es ist wichtig, dass es einfache, aber auch umsetzbare Übungen für alle Kinder sind“, sagt Schreieck.

Und zum Abschluss folgen noch die Körperbotschaften Sonne und Mond, die für das harmonische Ende an diesem Nachmittag stehen. Die Kinder lächeln, winken ihrer Lehrerin zu und freuen sich schon auf den nächsten Live-Unterricht. Aber noch mehr darauf, bald wieder im Ballettsaal zusammen zu tanzen. „Das ist auch mein großer Wunsch“, sagt Schreieck. Noch gibt es von der Politik aber keine Signale hierzu, zumindest in Rheinland-Pfalz nicht.

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