Neustadt Streicher, Bläser, Sensationen

Der Brite Michael Francis (42) steht in der Saison 2018/19 bei den beiden Neustadter Auftritten der Staatsphilharmonie Rheinland
Der Brite Michael Francis (42) steht in der Saison 2018/19 bei den beiden Neustadter Auftritten der Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz im September und im März als Gastdirigent am Pult.

«Neustadt». Ein bisschen weniger Sinfonien als in der noch laufenden Saison, dafür mehr Kammermusik, erneut zwei Termine mit der Staatsphilharmonie und, wie gehabt, viel musikalische Abwechslung – das verspricht die städtische Abo-Konzertreihe für die Spielzeit 2018/19 im Neustadter Saalbau.

Der Startschuss fällt am 13. September mit einem Auftritt der Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz unter der Leitung des Gastdirigenten Michael Francis. „Diesmal gibt’s zwar keine Solisten, dafür aber ist unsere ,Pfälzische Kurrende’ dabei“, fasst Fritz Burkhardt, der Konzertberater der Stadt, das Programm zusammen und zeigt sich zuversichtlich, dass zum Saisonauftakt nicht zuletzt aufgrund des überaus beliebten Neustadter Frauenchors mit einem gut gefüllten Saalbau zu rechnen ist. Für eine mystische Atmosphäre sollen die jungen Frauen in dem berühmten Orchesterwerk „Die Planeten“ von Gustav Holst sorgen. Eingeleitet wird das bombastische Klangereignis von der im spätromantischen Stil verfassten „War Elegy“ des englischen Komponisten Ivor Gurney und Alban Bergs ganz der Atonalität verpflichteten „Drei Orchesterstücken“ op. 6. Abwechslungsreichtum verspricht auch das Konzert am 23. Oktober mit dem Württembergischen Kammerorchester Heilbronn, für das mit dem musikalischen Tausendsassa und vielfach preisgekrönten Streicher Sergey Malov ein Weltstar als Dirigent und Solist gewonnen werden konnte, der laut Burkhardt über eine unglaubliche solistische Bandbreite verfügt, die von der Bratsche über das Cello bis zur Barock- und Jazzgeige reicht. Bei seinem Auftritt in Neustadt wird er nicht nur den Dirigentenstock schwingen, sondern in einem Konzert von Carl Philipp Emanuel Bach eine außergewöhnliche Rarität präsentieren: „Violoncello da Spalla“ nennt sich das von Malov wiederentdeckte Instrument, für das wahrscheinlich Johann Sebastian Bach seine Cellosuiten komponiert hat. Alle anderen Werke des Abends kreisen um das Thema „Tod“, darunter das „Concerto Funebre für Violine und Streicher“ von Karl A. Hartmann und das berühmte Streichquartett „Der Tod und das Mädchen“ von Schubert in einer Fassung für Streichorchester. Als kleine Sensation darf der Auftritt des berühmten „Wiener Klaviertrios“ am 6. November gewertet werden, wenn der Weltklasse-Cellist Clemens Hagen sein Solistenpodium erstmals verlässt und mit seinem Gastauftritt beim „Wiener Klaviertrio“ (anstelle des etatmäßigen Cellisten Matthias Gredler) in Neustadt seine Premiere als Kammermusiker feiert. Mit den beiden zwischen 1915 und 1917 entstandenen Sonaten von Claude Debussy würdigt das Ensemble den 100. Todestag des Franzosen. Zum Auftakt steht das Klaviertrio G-Dur KV 496 von Wolfgang Amadeus Mozart auf dem Programm, den Abschluss bildet ein slawisch gefärbtes Werk des jungen Antonin Dvorák, das Klaviertrio Nr. 1 B-Dur op. 21. Ein weiteres, ganz Mozarts Bläsermusik gewidmetes Kammerorchester-Konzert gibt’s am 12. Februar 2019 beim Auftritt des „Schlesischen Kammerorchesters“ aus Kattowitz unter der Leitung von Volker Schmidt-Gertenbach. Solistisch besetzt ist der Abend mit vier Bläser-Stars von morgen, allesamt Preisträger internationaler Wettbewerbe wie dem ARD-Wettbewerb. „Kein Komponist vor Mozart hat die Bläserfarben so gekonnt eingesetzt wie er und ihnen zur solistischen Bedeutung verholfen“, erläutert Burkhardt. Von Lydia Panzier (Fagott), Sergey Eletskiy (Klarinette), Yuriy Khvostov (Oboe) und Daniel Loipold (Horn) zu Gehör gebracht werden Mozarts Konzerte für Fagott (KV 191), Horn (KV 417) und Oboe (KV 285d) sowie die Sinfonia concertante Es-Dur (KV 297b) in der sich Fagott, Klarinette, Oboe und Horn in meisterhafter Weise vereinen. Am 7. März gastiert die Staatsphilharmonie dann ein weiteres Mal unter Leitung von Michael Francis im Saalbau. Als Solisten in Bela Bartoks Konzert für zwei Klaviere, Schlagzeug und Orchester wirken die Pianisten Andreas Grau und Götz Schumacher mit, besser bekannt als „Klavierduo Grau-Schumacher“, die schon einmal im November 2014 bei einem Auftritt im Saalbau das Publikum zu wahren Begeisterungsstürmen hinrissen. „Klavierspiel in Superlativen“ titelte damals die RHEINPFALZ. Eingeleitet wird das Konzert gleichfalls von einem Klassiker der Moderne in Gestalt der „Sinfonia da Requiem“ von Benjamin Britten. „Schräge Klänge“ braucht das Publikum nicht zu befürchten, „denn beide Stücke sind der Tonalität verhaftet“, beruhigt Burkhardt eventuelle Sorgen. Vollends in die Welt des klassischen Schönklangs entführt die Staatsphilharmonie schließlich zum Abschluss mit Beethovens 2. Sinfonie. Bereits mehrfach in Neustadt zu hören war das Staatsorchester Rheinische Philharmonie aus Koblenz, das sich unter der Leitung von Garry Walker in den letzten Jahren zu einem beachtenswerten Klangkörper entwickelt hat. Wenn der türkische Tastenstar Fazil Say dabei zum Abschluss der Saison am 21. Mai 2019 zwar nicht leibhaftig auf der Saalbau-Bühne bewundert werden kann, so darf sich das Publikum doch zumindest auf sein Violinkonzert „1001 Nights in the Harem“ freuen. Sowohl dieses Werk als auch die Ouvertüre zur „Entführung aus dem Serail“ von Mozart und die „Scheherazade“ von Nicolai Rimski-Korsakow nehmen auf unterschiedlichste Weise Bezug auf orientalische Musik: Bei Mozart dient die sogenannte türkische Musik dazu, Angst und Schrecken zu verbreiten, Fazil Say vollzieht in seinem Violinkonzert mittels des Einsatzes türkischer Perkussionsinstrumente den Brückenschlag zwischen der Musik seiner Heimat, Jazzelementen und der europäischen Kunstmusik, und auch Rimski-Korsakows „Scheherazade“ bezieht sich auf die Geschichten aus „Tausendundeiner Nacht“ – ein Paradestück für großes Sinfonieorchester und ein fulminanter Abschluss der Konzertsaison. Noch Fragen? Alle Konzerte beginnen um 20 Uhr im Neustadter Saalbau. Abonnements sind ab sofort zu buchen über die städtische Kulturabteilung (06321/855447, karin.jakob@stadt-nw.de). Der Preis richtet sich nach dem Sitzplatz und eventuellen Ermäßigungen und beträgt zwischen 45 und 90 Euro. Einzelkarten sind ab 3. September über die Theaterkasse (06321/855404) und unter www.ticket-regional.de erhältlich. Vor den Konzerten gibt Fritz Burkhardt jeweils um 19 Uhr im Beethovensaal eine Einführung in das jeweilige Programm.

Ihre News direkt zur Hand
Greifen Sie auf all unsere Artikel direkt über unsere neue App zu.
Via WhatsApp aktuell bleiben
x