Neustadt Stadtwerke verhandeln mit Gaslieferanten

Bei den Stadtwerken Neustadt gibt es seit 2012 keine Ölpreisbindung für die Gaspreise mehr. Deshalb profitieren die Kunden – noch – nicht von den sinkenden Preisen für Öl und Gas an den Beschaffungsmärkten. „Das kann sich aber im Verlauf des Jahres ändern“, betonen die Geschäftsführer Holger Mück und Torsten Hinkel.

Früher war alles einfacher. Der Gaspreis errechnete sich aus dem Durchschnitt des Preises für leichtes Heizöl im Durchschnitt der sechs Monate davor. Grundlage waren langfristige Lieferverträge über mehrere Jahre, meist mit nur einem Lieferanten. Dass die Erdgashändler sich am Öl orientierten, hatte historische Gründe. „Erdgas war anfangs ja eigentlich ein Abfallprodukt der Ölförderung. In den 60er und 70er Jahren, als auch viel Geld in die Investition für die Pipelines floss, hat man einen Referenzpreis gesucht und wollte auch Planungssicherheit“, erklärt Martin Gödel, Vertriebsleiter der Stadtwerke. Heute ist der Markt liberalisiert. Es gibt in Leipzig einen Börsenhandel für Strom und Gas. Dabei treten kommunale Versorgungsunternehmen wie die Stadtwerke in der Regel nicht selbst als Käufer auf, sondern sichern sich die erforderlichen Mengen über Zwischenhändler. „Wir schreiben immer aus über einen bestimmten Zeitraum und eine bestimmte Menge. Derzeit laufen Gespräche für die zweite Jahreshälfte 2015 und auch schon für 2016“, erklärt Holger Mück. Teilweise würden die Lieferanten auch eine Dienstleistungsfunktion übernehmen und die Liefermenge an den tatsächlichen Bedarf anpassen, ergänzt Torsten Hinkel und verweist auf die aktuellen Temperaturen: „Wir werden in diesem Jahr bestimmt mehr Gas absetzen als im Vorjahr, als der Winter ja sehr mild war.“ Hauptlieferant der Stadtwerke für Gas ist derzeit die Enovos aus Luxemburg, die aus der ehemaligen Saar-Ferngas hervorgegangen ist. Mück bestätigt, dass die Gaspreise an der Börse im vergangenen halben Jahr gesunken sind. Allerdings gebe es seit ein paar Tagen auch wieder eine gegenläufige Entwicklung: „Wir müssen das jetzt beobachten und je nachdem, zu welchen Konditionen wir die Verträge abschließen, sind Preissenkungen nicht ausgeschlossen.“ Die Stadtwerke hatten im Oktober 2013 die letzte Preiserhöhung für Gas. Die Strompreise wurden zum 1. Januar 2013 angehoben. „Zum Januar 2014 haben wir keine Preise erhöht und damit auch die höhere Umlage für das Erneuerbare Energiegesetz geschluckt“, stellt Hinkel heraus. Die Stadtwerke versorgen in Neustadt knapp 27.000 Strom- und 15.000 Gaskunden. Angebote über das Versorgungsgebiet hinaus sind nicht geplant. „Das bedeutet: viel Aufwand und wenig Ertrag“, sagt Mück. Im Internet gebe es einen harten Wettbewerb zu Preisen teilweise unter den Beschaffungskosten. „Da geht es nur darum, meist mit einem Bonus den Kunden abzuwerben. Nach einem Jahr kommt dann nicht selten die saftige Preiserhöhung“, so der Geschäftsführer. Beim Gas sind rund neun Prozent der infrage kommenden Neustadter Haushalte den Stadtwerken untreu geworden, beim Strom liegt der Anteil bei elf Prozent. (wkr)

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