Neustadt Stadtleben: „Präsident ist Präsident“

Malu Dreyer verabschiedete Seimetz gestern in den Ruhestand.
Malu Dreyer verabschiedete Seimetz gestern in den Ruhestand.

Rot dominierte gestern im großen Sitzungssaal der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Süd – der Tannenbaum war mit ausschließlich roten Kugeln geschmückt, rote Weihnachtssterne standen auf den Stehtischen. War dies vielleicht ein versteckter Hinweis darauf, dass an diesem Tag ein SPD-Mann die Amtsgeschäfte des Behördenchefs an seinen Nachfolger übergab, der ebenfalls das SPD-Parteibuch hat? Mit Malu Dreyer war gestern eine weitere SPD-Politikerin nach Neustadt gekommen, um den Amtswechsel offiziell mit Urkunden zu besiegeln: Hans-Jürgen Seimetz (65), der elf Jahre lang als Präsident an der Spitze der SGD gestanden hatte, wurden in den Ruhestand verabschiedet. Hannes Kopf (43) erhielt seine Ernennungsurkunde als neuer SGD-Präsident. Doch es war eine parteipolitisch ausgewogene Veranstaltung: Umweltministerin Ulrike Höfken (Grüne) war aus Mainz zur Feierstunde angereist. Und auch Paul Schädler (CDU) erwies Seimetz die Ehre. Der heute 88-Jährige war von 1983 bis 1991 Präsident der Behörde gewesen, die zu der Zeit noch Bezirksregierung Rheinhessen-Pfalz hieß. Seimetz erinnerte sich und Schädler gestern an ihre erste Begegnung: „Am 2. Januar 1985 durfte ich bei Ihnen im Zimmer antreten.“ Damals begann Seimetz, 31 Jahre alt, bei der Bezirksregierung als Referent für Regionalplanung zu arbeiten. Die vergangenen elf Jahre saß er nun als Chef genau in jenem Zimmer, in dem er Paul Schädler seinerzeit begegnet war. Mit Blick auf die 2000 vollzogene Umwandlung der Bezirksregierung in eine Struktur- und Genehmigungsdirektion mit teils geänderten Aufgaben, betonte Seimetz indes eine Konstante. Zu Schädler gewandt sagte er: „Präsident ist Präsident.“ Seimetz hat über „Raumstrukturelle Aspekte des Fernstraßenbaus“ promoviert, sechs Jahre lang war er Leitender Direktor des Raumordnungsverbandes Rhein-Neckar. „Ich bin ein Planer“, sagte Seimetz gestern. Aber er gehe jetzt „völlig planlos“ in den Ruhestand: „Mal sehen, was da kommt.“ Dass er von Dreyer mit Lobeshymnen überschüttet wurde, kommentierte der scheidende SGD-Präsident so: „Es waren Übertreibungen dabei, aber das meiste war richtig.“ Da wurde herzlich gelacht, und die Blätter der Weihnachtssterne zitterten ein wenig. Und vermutlich waren sie nur deshalb rot, weil die Behörde ihren etwas sperrigen Namen selbst gerne in Rot schreibt ... Südwest

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