Neustadt Sportler im Blick: Ex-Neustadter Michael Knelangen im Potsdamer Tor

Potsdam. Am kommenden Samstag stehen in der B-Gruppe der Ersten Wasserball-Bundesliga drei Spiele auf dem Programm. Im Potsdamer Bad am Brauhausberg empfängt dabei Tabellenführer OSC (16 Pluszähler) den fünftplatzierten SC Neustadt (10), der sich zuletzt in guter und aufsteigender Form gezeigt hat. Die Gastgeber wollen unbedingt wieder in die A-Gruppe. Auch Neustadt hat noch gute Chancen, zumindest in die Pre-Playoffs einzuziehen, in denen die vier Besten der B-Gruppe auf die unteren Vier der A-Tabelle treffen.

Für einen im OSC-Team ist das kommenden Duell auf jeden Fall ein besonderes: Keeper Michael Knelangen, 27 Jahre alt und eindrucksvolle 2,03 Meter lang, kommt aus Freiburg im Breisgau und hütete vor dem Wechsel aus der Pfalz nach Brandenburg drei Jahre lang den Kasten des SC Neustadt. Das schafft „so`ne und solche Gefühle“, wie er beim 7:6-Auswärtssieg seiner neuen Mannschaft am 14. November vergangenen Jahres erfahren durfte. Den Spruch „Wiedersehen macht Freude“ hakte er nach dem teilweise brutalen Match mit Faustschlag ins Gesicht nebst blutender Lippe erst einmal ab. Zumal der „Täter“ auf eine Entschuldigung verzichtet und gemeint habe, dass dies Teil des Spiels sei. Für die Lokalzeitung „Märkische Allgemeine“ aber wurde Knelangen zur Überschrift und „Nummer eins mit Nehmerqualitäten“. Auch vor der Rückpartie am Samstag redet Knelangen vom Abhaken. „Wasserball kann ein verdammt harter Sport sein, in dem kräftig ausgeteilt wird. Doch mit speziellen Aktionen oder Personen sollte man sich nicht zu lange beschäftigen, sonst verliert man den Blick fürs Wesentliche“, sagt er vorm Neustadt-Gastspiel. Er freut sich darauf zu zeigen, dass er nach Anlaufproblemen zu Saisonbeginn eine ziemliche Aufwärtsentwicklung vollzogen hat, die ihn zuletzt mehrfach „Spieler des Tages“ seines Teams werden ließ. Knelangen, der 15-jährig vom Schwimmer zum Wasserballer mutierte, begann in Freiburg beim SSV in der Dritten Liga und wurde bald zum Torwart, „weil ich anfangs nicht allzu viel mit dem Ball anfangen konnte“. Danach hat er in Frankreich (ein Jahr bei Olympic Lyon) gespielt, in Esslingen, schließlich in Neustadt – und das vorerst letzte Kapitel heißt nun Potsdam. In Frankreich hatte der „Lange“ nach dem Abitur am Deutsch-Französischen Gymnasium in Freiburg fünf Jahre Ingenieur für Werkstofftechnik studiert, nach der Rückkehr unter anderem bei der BASF gearbeitet. Der Wechsel nach Berlin bot sich für ihn aus beruflichen und privaten Gründen an, denn seine drei Brüder (alle Ex-Wasserballer) leben allesamt in Berlin. Als der älteste des Trios 2000 das Abitur gemacht hat, waren die drei letztmals an einem Ort – „das jetzt ist eine schöne Neuauflage, auch mit Reibungen, aber Reibung erzeugt Wärme“. Knelangen arbeitet im quirligen Kreuzberg – wo Berlin aus allen Poren schwitzt und brodelt – drei Tage in der Woche in der Firma des Bruder, ein Online-Marktplatz. Der Rest der Zeit gehört dem Wasserball. Potsdam ist in einer Dreiviertelstunde per S-Bahn erreichbar. Dass er sich bei vier Erstligisten am Platze – Rekordmeister Spandau, SG Neukölln, SC Wedding und OSC – für letzteren entschied, hat mit einer Personalie zu tun. Die Potsdamer werden trainiert von Alexander Tchigir, für viele weltbester Torhüter der Jahrzehnte vor und nach der Jahrtausendwende. Tchigir gewann mit Russland 1992 Olympia-Bronze, kam dann nach Deutschland, wechselte die Staatsbürgerschaft, wurde Nationaltorhüter und stand noch mit über 40 im Kasten. „Er ist was Besonderes, ein Vorbild. Von ihm kann ich jede Menge lernen, Dinge aufarbeiten, für die vorher nie richtig Zeit war. Ein Spiel lesen, das konnte und kann wohl kaum jemand so gut wie er“, schwärmt Knelangen und sagt: „Das ist einer der Gründe, weshalb ich gerne länger als nur ein Jahr hier bleiben möchte.“ Seine allererste Ambition beim Sporttreiben sei es „immer gewesen, besser zu werden“. Und das resümiert er, „klappt hier in Potsdam ganz gut“. Solange er „das Niveau hoch halten kann“, will er Wasserball spielen. „Wasser ist mein Element“, sagt Michael Knelangen. Dass er „nicht nur ein bisschen baden“ will, sondern mittendrin, am besten sogar vorne mitmischen will, macht ihn für manchen Sportskameraden zum Unbequemen. „Lieber mal anbrüllen, als sich nicht anstrengen und das Training sabotieren oder den Respekt vor dem Trainer vermissen lassen – mit Leuten dieses Kalibers kann ich nicht gut“, gibt der Potsdamer Tormann zu. Und hofft, dass es am Samstag gegen den SC Neustadt dafür keinen Anlass gibt ... (Foto: Weise)

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