Neustadt „Sperrung Teil einer Hexenjagd“

Seit 15 Jahren fordern Vertreter von Motorradverbänden beim Hambacher Bikerfest die Aufhebung der Sperrung der L 499 an den Wochenenden für Motorradfahrer. Beim 16. Hambacher Bikerfest am Samstag wurde bei einer Festveranstaltung beim Hambacher Schloss diese Forderung vor etwa 40 Zuhörern erneut erhoben. An einer anschließenden Demo durch das Elmsteiner Tal beteiligten sich mehrere Hundert Motorradfahrer. Gefeiert wurde dann in Frankenstein.

Rolf Frieling, Vorsitzender der Motorrad Initiative Deutschland (MID), erinnerte daran, dass das Hambacher Bikerfest als Protest gegen die Sperrung der L 499 initiiert worden war. Inzwischen seien Streckensperrungen für Motorradfahrer „in vielen landschaftlich reizvollen Gegenden“ fast die Regel. Sprecher bezeichneten dies als Diskriminierung. Die Sperrungen seien ebenso Teil einer „Hexenjagd wie das Verbot, bei manchen öffentlichen Veranstaltungen Kutten zu tragen, schikanöse Verkehrskontrollen und einseitige Berichterstattung der Medien“, so der Vize-Vorsitzender der Biker Union, Klaus Partsch. Das 16. Hambacher Bikerfest stand unter dem Motto „Für Verkehrssicherheit – gegen Diskriminierung“. Das Fest habe sich zu einer Marke entwickelt, sagte MID-Chef Frieling: „Die Welt schaut auf unser Bikerfest am Hambacher Schloss.“ Er verglich das Bikerfest mit dem Hambacher Fest von 1832. Damals wie heute gehe es um politische Forderungen. Die MID habe dazu beigetragen, dass sich die Verkehrssicherheit für Motorradfahrer deutlich verbessert habe. Motorradfahrer seien jedoch immer noch besonders gefährdete Verkehrsteilnehmer, wie der Neustadter Beigeordnete Georg Krist (FWG) sagte. Durch das Verbot Straßen, wie die L 499, zu befahren, würden Motorradfahrer diskriminiert und in dem in der Verfassung garantierten Recht auf freie Entfaltung ihrer Persönlichkeit gehindert, so Frieling. Er erinnerte daran, dass Beschwerden der Anwohner „über die Verkehrsbelastung und die Störung ihre sonntäglichen Ruhe“ zur Sperrung der L 499 geführt haben. Es sei richtig, dass Anwohnern nicht durch „infernalischen Lärm aus ausgeräumten Auspuffanlagen das Leben zur Hölle“ gemacht werden dürfe. Doch sei dieses Problem ebenso wie das Problem der Raser durch regelmäßige Polizeikontrollen in den Griff zu bekommen. Das Argument, dass dafür nicht genug Einsatzkräfte zur Verfügung stehen, „ist eine Bankrotterklärung unseres Staats“. Frieling forderte für das Elmsteiner Tal „intelligente Lösungen“ und „ein umfassendes Konzept zur Vermeidung von Streckensperrungen“. Durch Motorradfahrer könne der Tourismus deutlich gefördert werden, zeigte er sich überzeugt und führte als Beispiel dafür den Landkreis Höxter in Nordrhein-Westfalen an. Dort sei die Bedeutung des Motorradtourismus erkannt worden, geworben werde mit dem Slogan „Bikerregion Kulturland Kreis Höxter“. Folgerichtig wurde gemäß der Bikerfest-Tradition diesmal der Kreis Höxter als motorradfreundliche Gebietskörperschaft ausgezeichnet. Nach der Festveranstaltung konnten die Besucher auf dem Schloss-Parkplatz Motorräder „gucken“. Zu sehen war so ziemlich alles, was es gibt. Traditionelle schwarze Harley-Davidson-Bikes waren ebenso dabei wie Moto Guzzis, BMW-Motorräder von klein bis groß, Suzukis und sogar ein Oldtimer-Gespann. Bei einem von Ludwig „Papa Lu“ Kunze musikalisch gestalteten Gottesdienst forderte Pfarrer Ludger Mandelbaum zum „Lob Gottes mit den Motorrädern“ auf. (ann)

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