Neustadt Schulbücher sind bei Turnieren dabei

Neustadt. Die zwölfjährige Elisabeth und der 14-jährige Nikita Yatsun haben es trotz ihrer jungen Jahre schon weit gebracht. Sie haben sich beim Tanzen in der Gruppe Junioren II den deutschen Meistertitel in der Kombination geholt und sich den Titel auch bei den Standardtänzen gesichert. Bei der WM in den Standardtänzen Ende Dezember in Riga (Lettland) haben sie unter 60 Paaren Platz 39 belegt.

Seit 2008 bewegen sich die Geschwister zusammen über das Parkett. Einmal wöchentlich fahren die Eltern sie von Bad Kreuznach nach Neustadt. Hier trainieren sie bei ihrem Tanzsportclub Saltatio im TV Mußbach. Eine weitere Möglichkeit zum Training haben sie in Ingelheim, und die nutzen sie „fast jeden Tag“, sagen sie, „pro Tag so zwei Stunden und mehr“. Denn ohne Fleiß kein Preis. Die Idee, an der deutschen Meisterschaft teilzunehmen, kam bei den Geschwistern und ihrem Trainer Anton Ganopolski nach dem Gewinn der Landesmeisterschaften vor drei Jahren auf. „Da haben wir gemerkt, dass wir noch mehr können.“ Und das in so verschiedenen Disziplinen wie der Kombination und Latein. Wobei die Kombination aus zehn Tänzen besteht, aus fünf Standard- (Langsamer Walzer, Tango, Wiener Walzer, Slowfox, Quickstepp) und fünf Lateintänzen (Samba, Cha-Cha-Cha, Rumba, Pasodoble und Jive). Auch damit, dass das Reglement für die jungen Frauen ihrer Altersklasse unterschiedliche Absatzhöhen vorschreibt, haben sie keine Probleme. 50 Millimeter hoch sind die Absätze an den Schuhen für die Standardtänze, 75 Millimeter für Latein. „Wenn man trainiert, geht das ganz gut“, sagt Elisabeth, „man gewöhnt sich daran.“ Was das Besondere an diesem jungen Tanzpaar ist? Sportwart Heinz Pernat braucht nicht lange zu überlegen: „Es gibt nur ganz wenige Paare, die in allen Tänzen gleich gut sind.“ Die meisten würden sich auf eine Disziplin spezialisieren, auf Standard oder Latein. Dass Paare bei den Kombinationsmeisterschaften sowohl Standard und Latein gewinnen, „das ist ganz, ganz selten“. Ihr nächstes nationales Ziel sind die Lateinmeisterschaften am 28. Februar in der Sporthalle des Kurfürst-Ruprecht-Gymnasiums in Neustadt. Ausrichter ist der TSC Saltatio im TV Mußbach, „der mit Abstand führende Verein in Rheinland-Pfalz“, betont Pernat stolz. Einen Heimvorteil muss das für die Geschwister nicht bedeuten. „Das kann eher belastend sein, weil die Erwartungen auch beim Publikum dann sehr hoch sind“, überlegt Heinz Pernat. Elisabeth und Nikita stecken schon mitten in den Vorbereitungen. Für andere Hobbys bleibt da nicht viel Zeit. Doch das vermissen sie nicht. Auch mit der Schule gibt es keine Probleme. Elisabeth besucht die siebte, Nikita die neunte Klasse eines Gymnasiums. Für ihre Wettbewerbe können sie sich jeweils einen Tag vom Schulunterricht freistellen lassen. Doch auch wenn die Lehrer von ihrem Engagement und dem Erfolg „begeistert sind“, wird ihnen keine Extrawurst gebraten. Die Hausaufgaben, sagt Elisabeth, „erledigen wir vor dem Training“. „Auf Turniere nehmen wir auch mal was zum Lernen mit“, ergänzt Nikita. „Bei den beiden kommen Talent, Fleiß und Intelligenz zusammen“, bringt es Heinz Pernat auf den Punkt. Eine wichtige Rolle spielt auch das Engagement der Eltern. Sie fahren die Kinder zum Training, begleiten sie zu Turnieren und internationalen Meisterschaften in Moskau, Madrid und zuletzt Riga. Das kostet Zeit und Geld. Zwar gibt es Zuschüsse vom Deutschen Tanzsportverband und dem Tanzsportverband Rheinland-Pfalz, aber nur für die Tänzer, nicht ihre Begleiter. Ob sie das Tanzen einmal zum Beruf machen wollen, steht noch in den Sternen. „Vielleicht, wenn ich irgendwann mal Weltmeister werde“, überlegt Nikita. „Ich würde aber gern auch Medizin studieren.“ Elisabeth hat sich darüber noch keine weiteren Gedanken gemacht. Sie könnte sich das Tanzen „eventuell als Nebenjob“ vorstellen. (hjm)

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