Neustadt Rheinhessen und die Toskana

Rheinhessen in der Pfalz: Klaus Peter und Julia Keller.
Rheinhessen in der Pfalz: Klaus Peter und Julia Keller.

Unter großem Aufsehen und im Beisein von Weinbruderschaft, Tourist, Kongress und Saalbau GmbH und Vertretern der Stadtratsfraktionen haben Oberbürgermeister Marc Weigel und Verlagschef Christoph Meininger an der Ecke Friedrichstraße/Kellereistraße jetzt zwei weitere Bodenplatten aus Bronze enthüllt. Und genau das solle der „Weg der Weinlegenden“ laut Weigel auch bezwecken: Das Thema Wein in Neustadt weiter in den Fokus rücken. Sich in diesem Bereich zu profilieren, sei für die Stadt von elementarer Bedeutung und ein eigener „Walk of fame“ ein wunderbares Mittel dazu, betonte der OB. Er wolle Neustadt „zur Weinhauptstadt Deutschlands machen“, erläuterte Projektinitiator Christoph Meininger sein ambitioniertes Ziel. Die Idee, dass dabei jeweils ein deutsches und ein internationales Weingut mit einer Bodenplakette gewürdigt werden, sei dem Gedanken geschuldet, dass Wein ein internationales Produkt sei und die Menschen gleichzeitig verbinde. „In Hollywood werden ja auch nicht nur Amerikaner geehrt“, erinnerte Meininger. „Der Weg der Weinlegenden ist ein Symbol über die Neustadter Grenzen hinweg“, pflichtete ihm die Pfälzische Weinkönigin Meike Klohr aus Mußbach bei. Verewigt wurden diesmal die Weingüter Keller im rheinhessischen Flörsheim-Dalsheim und Tenuta San Guido in der Toskana. Letzteres, so „Weinwirtschaft“-Chefredakteur Hermann Pilz in seiner Laudatio, sei aus dem frommen Wunsch des Großvaters entstanden, seinen eigenen Wein trinken zu wollen. Der französische Bordeaux nämlich wurde während des Zweiten Weltkriegs rar in Italien, so dass der Senior 1944 die Rebsorte Sassicaia pflanzte. Aus dem reinen Privatgebrauch wurde schließlich doch mehr, und 1968 wurde der erste kommerzielle Jahrgang abgefüllt. Damals noch als Tafelwein klassifiziert, sorgte das Weingut Tenuta San Guido schließlich dafür, dass der rote Sassicaia den italienischen Weinbau revolutionierte. Heute, so Pilz, pflege Weingutsbesitzerin Pricilla Incisa della Rochetta mit dem Sassicaia einen internationalen Wein-Mythus und gleichzeitig den wohl berühmtesten Wein Italiens. Dass die extra angereiste Winzerin die lobenden Worte auch verstand, dafür sorgte der simultan übersetzende TKS-Geschäftsführer Martin Franck. Als Vertreter eines Familienbetriebs, „die sich selbst noch die Hände schmutzig machen“, würdigte Meininger-Redakteur Clemens Gerke Julia und Klaus Peter Keller aus Flörsheim-Dalsheim. Das Ehepaar führe das Weingut heute in der zehnten Generation , wobei die Familie über die Jahre hinweg dafür gesorgt habe, dass der sich der rheinhessische Weinbau, anfangs noch bundesweit belächelt, zu seiner heutigen Bedeutung entwickelt habe. „Sie waren für viele Betriebe ein Vorbild und haben die Rheinhessen für den Wein begeistert“, betonte Gerke. Bedürfe es noch irgendeinen Beweises, dass das Weingut Keller auf dem „Weg der Weinlegenden“ seinen Platz finden müsse, dann eine Auktion vor wenigen Wochen in Bad Kreuznach, so Gerke. Ein Kellerscher Riesling Großes Gewächs, Jahrgang 2017 aus der Lage Pettental, kam dort für den Rekordpreis von 950 Euro die Flasche unter den Hammer. Und wurde damit zum teuersten Riesling der Welt sowie einem der teuersten Weine weltweit überhaupt. Im Rahmen des Neustadter Projekts als eines der Weingüter bedacht zu werden, sei nicht nur eine tolle Auszeichnung für sie und ihre Familie, erklärte Julia Keller. Die Verewigung auf dem „Weg der Weinlegenden “ sei vielmehr eine große Freude für die gesamte Weinregion Rheinhessen. Eine ganz besondere Verbindung habe sie aber ohnehin schon zu Neustadt gehabt, so Keller: Vor mehr als 20 Jahren habe sie ihre Winzerausbildung beim Weingut Müller-Cartoir in Haardt gemacht. Die Auszeichnung durch Stadt und Meininger Verlag freue sie daher doppelt. Begonnen hatte das Projekt 2016: Seitdem werden jedes Jahr zwei neue Weingüter mit einem Platz auf dem „Weg der Weinlegenden“ geehrt. Zu finden sind die Bodenplatten auf dem Weg vom Rathaus durch den historischen Stadtkern bis zum Saalbau als wichtiger Veranstaltungsort für die Weinwirtschaft. Wobei sich die Namen der ersten sechs Weingüter, darunter die beiden, die gestern dazu gekommen sind, in der Friedrichstraße befinden. Einwurf

Italienerin in Neustadt: Pricilla Incisa.
Italienerin in Neustadt: Pricilla Incisa.
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