Neustadt Reichspogromnacht: „Schlag ins Gesicht von Sitte und Anstand“

Kurt Beck betonte: „Diese Ereignisse waren kein Zufall.“
Kurt Beck betonte: »Diese Ereignisse waren kein Zufall.«

In einer bewegenden Gedenkfeier haben rund 40 Teilnehmer am Mittwochabend an die Opfer der Reichspogromnacht erinnert. Die Taten von 1938 seien eine Aufforderung, sich auch heute gegen Unterdrückung einzusetzen.

Stadt und Gedenkstätte für NS-Opfer hatten an die Ludwigstraße 20 eingeladen. Sie hatten den Ort gewählt, weil dort einst die Neustadter Synagoge stand. Die Redner – Kurt Werner, Vereinsvorsitzender der Gedenkstätte, Neustadts Bürgermeister Stefan Ulrich, Landesrabbiner David Schwezoff und der ehemalige rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck – erinnerten in ihren Beiträgen mit eindrucksvollen Beispielen an den staatlich organisierten Terror gegen die jüdische Bevölkerung. In Neustadt, so beschrieben es Ulrich und Werner, brannte am 9. November 1938 nicht nur die Synagoge nieder. Auch ein jüdisches Altenheim wurde in Brand gesetzt. Außerdem wurden Geschäfte und Wohnungen geplündert, und jüdische Menschen wurden misshandelt. Werner sprach von einem „Schlag ins Gesicht von Sitte und Anstand“. Man habe mit allen „Zielen und Maßstäben“ des demokratischen Zusammenlebens gebrochen, „daher müssen wir an den Abend erinnern“.

„Hochburg des Nationalsozialismus“

Rabbiner Schwezoff freute sich über den guten Zuspruch bei der Veranstaltung: „Danke für Ihre Bereitschaft zur Erinnerung und Ihre Bereitschaft, für eine schöne Zukunft zu sorgen.“ Diese Aufgabe unterstrich auch Kurt Beck: Was vor 84 Jahren am 9. November passiert sei, „war kein Zufall, es war das schreckliche Vorspiel zu einem der schrecklichsten Menschheitsverbrechen“. Dies müsse man immer reflektieren, und „wir müssen heute entgegentreten, wenn Hass gesät wird“.

Bürgermeister Ulrich betonte, dass zur Stadt-Geschichte das Hambacher Schloss als Wiege der Demokratie ebenso gehöre wie die Tatsache, „dass Neustadt eine Hochburg des Nationalsozialismus war“. Man müsse es sich bewusst machen, „wie kostbar Demokratie ist und bereit sein, sie zu schützen“.

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