Neustadt Rehbachverlegung kommt
Die Kreisverwaltung hatte am Dienstagabend zur „Information der Öffentlichkeit“ zum Thema „Integrierter Hochwasserschutz Haßloch - Untersuchung möglicher Retentions- und örtlicher Hochwasserschutzmaßnahmen“ ins Kulturviereck eingeladen. Etwa 120 Personen, überwiegend Vertreter der Parteien, der Bürgerinitiative „Hochwasserschutz ja - Rehbachverlegung nein“ (BI) und des BUND, waren gekommen. Wie berichtet, hatte der Kreis Bad Dürkheim im April eine Studie beim Büro Brandt-Gerdes-Sitzmann (BGS) Wasserwirtschaft GmbH in Darmstadt in Auftrag gegeben, um mögliche Retentionsflächen (Flächen, die im Falle von Hochwasser überflutet werden können) im Westen und Süden von Haßloch zu untersuchen. Die Gemeinde hatte BGS zusätzlich beauftragt, die Wirksamkeit örtlicher Maßnahmen für den Hochwasserschutz zu prüfen, um in Erfahrung zu bringen, ob diese eventuell die vom Kreis geplante Rehbachverlegung überflüssig machen könnten. Das Planfeststellungsverfahren für die Verlegung bei der Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd (SGD) sollte bis zur Bekanntgabe der Ergebnisse der Studien ruhen. Ziel der Veranstaltung sei, so die Aussage von Landrat Hans-Ulrich Ihlenfeld (CDU), alle Bürger „zeitgleich mit einer dezidierten Vorstellung der Ergebnisse in einer komprimierten Fassung der Erhebungsschritte“ zu informieren. Stefan Wallisch, Ingenieur bei BGS, präsentierte die Ergebnisse beider Studien. Die Nutzung von vier Retentionsräumen im Westen und Süden von Haßloch trage allein nicht wesentlich zur Verbesserung der Hochwassersituation der Gemeinde beitrage, so sein Ergebnis, und sei auch nicht ohne verschiedene Maßnahmen wie den Bau von Gräben und Durchlässen und Anhebungen von Wegen machbar. Die von der Gemeinde ins Spiel gebrachten örtlichen Hochwasserschutzmaßnahmen wie neue Dämme bei der Obermühle oder die Anlage einer Flutmulde entlang der Westrandstraße, würden zwar punktuell zu einer Entlastung führen, verschärften aber an anderer Stelle die Situation, so Wallisch weiter. Sinnvoll sei nur eine Kombination von Retentions- und örtlichen Hochwasserschutzmaßnahmen, wobei es drei mögliche Varianten gebe. Wichtig sei, die Überschwemmungsgebiete südlich der K1 in Verbindung mit einem beidseitigen Damm zwischen Ober- und Pfalzmühle auszuweiten und das Gleiche im Bereich westlich der Obermühle bis zur Autobahn in Verbindung mit dem Bau eines Damms zum Schutz des Industriegebietes Süd umzusetzen. Neben den Baukosten seien dabei Konflikte mit dem Naturschutz oder der Trinkwassergewinnung zu berücksichtigen. Ein Großteil der benötigten Flächen liege zudem auf Neustadter Gemarkung. Aber auch durch die Kombination beider Maßnahmen könnten nur der Haßlocher Westen und das Industriegebiet Süd vor einem sogenannten Jahrhunderthochwasser (HQ 100) geschützt werden, nicht aber der Haßlocher Süden als Ganzes, so sein Fazit, denn im fraglichen Fall würde an der L530 (Hubertushof) immer noch eine Wassermenge von über 3,5 Kubikmetern pro Sekunde ankommen. Burkhardt Döll, für die Kreisverwaltung Projektleiter der geplanten Rehbachverlegung, bestätigte den Wirkungsnachweis für die Retentions- und örtlichen Hochwasserschutzmaßnahmen, sah sich aber zugleich in seiner Auffassung bestätigt, dass es keine Alternative zur Rehbachverlegung gebe. Albert Bidinger von der SGD Süd erklärte, dass mittlerweile der Wirkungsnachweis bei einer Verlegung des Rehbachs vorliege. Die Drossel in der Nähe des Vogelparks leite das Wasser entlang der L525 in den Ranschgraben ab, eine Überströmung der L529 führe Wasser in den Osten. So könnten bei einem Jahrhunderthochwasser rund 300.000 Kubikmeter Wasser zurückgehalten werden. Landrat Ihlenfeld kündigte daraufhin die Beschlussfassung zur Verlegung des Rehbachs im Kreisausschuss noch für den gestrigen Abend an. Die SGD werde dann das Verfahren fortführen. Inwieweit die Umsetzung örtlicher Hochwasserschutzmaßnahmen in die anstehenden Berechnungen für die Neuausweisung des Überschwemmungsgebietes einfließen können, will Bürgermeister Lothar Lorch (CDU) nun mit den Vertretern der SGD klären. Die anschließende Diskussion wurde kontrovers geführt. Vertreter der BI, der Grünen und der FWG bekräftigten ihre Zweifel an der Notwendigkeit der geplanten Rehbachverlegung.