Neustadt Programm, das Türen öffnet

Die Plakette.
Die Plakette.

Zum 18. Mal ist das Käthe-Kollwitz-Gymnasium (KKG) derzeit Gastgeber für Schüler aus aller Welt mit besonderem Interesse an der deutschen Sprache und Kultur. Die Gäste sind Stipendiaten des Pädagogischen Austauschdienstes (PAD) der Ständigen Kultusministerkonferenz. Dieses jahrelange Engagement wurde jetzt vom PAD mit einer Auszeichnung belohnt: einer Plakette, die das KKG als „Partnerschule des PAD“ ausweist und die am Montag am Schuleingang enthüllt wurde.

„Pünktlich wie die Deutschen“ sei ein Sprichwort in Ägypten, erklärt die 17 Jahre alte Hoda aus Kairo in einwandfreiem Deutsch. Und pünktlich zur geplanten Uhrzeit versammeln sich an diesem Montag die deutschen Schüler mit ihren Gästen unter der noch mit einem Tuch verhängten, bereits an der Wand im Eingangsbereich verschraubten Plakette. Die Gastschüler kommen in diesem Jahr aus Ägypten, Gabun, Bulgarien, Japan, Rumänien und dem Senegal. Daher stammt auch der 17-jährige Moustapha, der die Plakette enthüllen wird. Aber vorher verliest die stellvertretende Rektorin Ingeborg Nickol das Grußwort des PAD. Als das Programm 1959 gegründet wurde, heißt es darin, war es das Ziel, Schülern aus aller Welt ein aktuelles, authentisches Deutschlandbild zu vermitteln, und auch heute noch ersetze nichts die persönlichen Erfahrungen vor Ort. Viele Ehemalige kehrten zudem nach Deutschland zurück, um hier zu studieren. Das ist auch das Ziel der 17-jährigen Fatoumata aus dem Senegal, die, obwohl sie erst seit drei Jahren Deutsch lernt, recht flüssig und mit strahlenden Augen erzählt, Deutschland sei ihr absolutes Traumland. Ihre langen Haare sind zu Hunderten Zöpfchen geflochten und zu einem Dutt hochgesteckt: „Das macht meine Freundin, das dauert so sechs Stunden.“ Diese Zöpfchenfrisur habe keinen Namen, antwortet sie erstaunt auf diese Frage. Ist es vielleicht typisch deutsch, dass alles einen Namen haben muss? Was „typisch deutsch“ sei, dazu gebe es in Rumänien ein Vorurteil, erzählt die Rumänin Diana. Die Deutschen seien alle sehr ernst und verschlossen. „Aber das ist hier ja gar nicht so – die feiern viel“, freut sie sich. Nur während einer Umfrage in Bonn, wo die Gruppe schon eine Woche verbracht hat, zeigten sich einige der von den Stipendiaten Befragten tatsächlich abweisend und verschlossen, wie die Schüler berichten. Auch Diana spricht fließend Deutsch. Seit elf Jahren lernt sie die Sprache, gewann schon zweimal die Deutsch-Olympiade in Rumänien und moderierte zuletzt das Finale der „Lesefüchse International“, einer Initiative, die Schülern aus Mittel- und Osteuropa deutschsprachige Jugendliteratur näherbringen will. Als Preisträgerin der Deutsch-Olympiade kam auch vor etlichen Jahren die Polin Ewa Wojno nach Neustadt. Sie war eine der ersten Stipendiaten am KKG und hat ihre Begeisterung für Deutschland zum Beruf gemacht. Inzwischen unterrichtet die promovierte Germanistin an der Universität Warschau selbst Studenten und erzählt ihnen unter anderem vom Hambacher Schloss und deutschen Dichtern. Zu einer deutschen Familie, die sie hier kennen lernte, hat Ewa Wojno bis heute Kontakt, sie bezeichnet sie als ihre besten Freunde, von denen sie über die Jahre hinweg sehr unterstützt worden sei. Für Wojno haben sich durch das Austauschprogramm Türen geöffnet. Für dieses „Türen öffnen“ dankt Vize-Rektorin Nickol auch an diesem Tag ihren Schülern und ihrer Kollegin, der Mainzer Studienstufen-Leiterin Ute Clemens, die das Austauschprogramm seit Jahren betreut. Und bevor die Schüler sich auf den Weg zur BASF-Besichtigung machen, gibt es zur Feier des Tages eine „La-Ola-Welle“ – und viel Applaus, als Moustapha endlich die Plakette enthüllen darf.

Aus sechs Ländern: die aktuellen PAD-Austauschschüler im Käthe-Kollwitz-Gymnasium.
Aus sechs Ländern: die aktuellen PAD-Austauschschüler im Käthe-Kollwitz-Gymnasium.
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