Neustadt Profi-Produktion

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Die Bombe platzte bei der Gemeinderatssitzung am vergangenen Freitagabend. Hinter dem Tagesordnungspunkt Bauvoranfrage kam der Plan der sogenannten Bahrain Royal International Football Academy (BRIFA) GmbH & Co KG in Dornstetten-Aach zum Vorschein, nördlich der Industriestraße für 50 Talente im Alter von 16 bis 18 Jahren ein Fußball-Internat bauen zu wollen. Der Antrag wurde bei zwölf Ja-, zwei Nein-Stimmen und einer Enthaltung gebilligt. Investor soll das Königreich Bahrain sein, in dessen Auftrag Thomas Kastler das Projekt abwickeln will. Dieser hat bereits auf der kanarischen Insel Teneriffa eine solche Fußball-Schule aufgebaut. Trotz mehrfacher Anrufe bei seiner Assistentin konnten wir mit Kastler keinen Kontakt herstellen. Insoweit sind Details zu den Plänen noch unklar. Klar ist laut Ortsbürgermeister Dietmar Pfister (SPD), dass es sich um ein seriöses Anliegen handelt. „Bei dem Arbeitsaufwand, der von allen Seiten bisher betrieben wurde, kann das kein Flop werden“, ist sich der Dorfchef sicher. Die ersten Kontakte mit Kastler habe es bereits vor einem halben Jahr über einen Immobilienmakler gegeben. Im Zuge der weiteren Nutzung des Raiffeisenlagers sei die Frage aufgekommen, was mit dem benachbarten Gelände geschehen soll. Laut Pfister müssen zur Realisierung 16 Grundstückseigentümer mitspielen. Die ersten Notartermine für Geländeverkauf seien schon geblockt. Mit einem Fußball-Internat würde die Bedeutung von Billigheim-Ingenheim enorm gesteigert, außerdem seien damit zahlreiche Arbeitsplätze und nicht unerhebliche Gewerbesteuereinnahmen verbunden. Pfister sagt dies mit der Hoffnung, dass bei der „Produktion“ von Fußball-Profis und dem anschließenden Verkauf Gewinne gemacht werden. Als Kooperationspartner wurde der TSV Billigheim-Ingenheim auserkoren. Dessen Vorsitzender Markus Degen war für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Immobilienmakler Thomas Kunz geht davon aus, dass etwa 40.000 Quadratmeter für das Projekt benötigt werden. Über die Investition macht er in diesem frühen Stadium keine Angaben. Laut Ortsbürgermeister Pfister wurde darüber Stillschweigen vereinbart. Nach RHEINPFALZ-Information dürfte es sich um einen zweistelligen Millionenbetrag handeln. Beim Südwestdeutschen Fußball-Verband (SWFV) mit Sitz in Edenkoben hat man keine näheren Informationen zum geplanten Fußball-Internat. „Ich habe einen diesbezüglichen Artikel in der Landauer Ausgabe RHEINPFALZ gelesen, mehr weiß ich auch nicht“, sagt Franz-Josef Kolb, Leiter Sport- und Spielbetrieb beim SWFV. Bisher habe es noch keinen Kontakt zu den Initiatoren des Internats gegeben. Grundsätzlich klinge das, was er in der RHEINPFALZ über das Projekt gelesen habe, aber ganz positiv, so Kolb. Interessant wäre natürlich, woher die Nachwuchstalente kommen sollen, die man ausbilden will. Dass die Spieler aus Deutschland kommen, hält Kolb für unwahrscheinlich: „Bei 16-Jährigen ist der Zug eigentlich fast schon durch.“ Diese Spieler stehen in der Regel längst bei den großen Proficlubs unter Vertrag. „Wenn wir Sichtungslehrgänge für D-Jugendliche haben, etwa in Duisburg, dann stehen Vertreter von Profivereinen aus ganz Deutschland am Spielfeldrand und suchen nach Talenten“, erzählt Kolb. D-Jugendliche sind Spieler zwischen elf und 13 Jahren. Es gibt natürlich auch Fußballer, die erst auf dem sogenannten zweiten Bildungsweg den Sprung in den Profibereich schaffen. Also Nachwuchskicker, deren Talent erst spät entdeckt wird. „Aber das werden immer weniger“, sagt Kolb. Den Scouting-Abteilungen der großen Vereine entgeht kaum noch ein Talent. Dass die Nachwuchsspieler aus anderen Ländern kommen, etwa aus Afrika oder Asien, ist möglich, aber auch nicht ganz einfach zu realisieren. „Da gibt es mittlerweile ganz strenge Fifa-Regeln, bei Minderjährigen müssen die Eltern mitkommen“, sagt Kolb. Es gibt also einiges zu beachten. „Aber es ist derzeit alles Spekulation, wir müssen es auf uns zukommen lassen“, betont Franz-Josef Kolb. |mik/jpa

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