Neustadt Presbyeriumswahl: Geschlossene Wahllokale halten Wähler nicht ab

Die evangelische Landeskirche wirbt für die Presbyterwahlen am Sonntag. Noch können Wahlunterlagen abgegeben werden.
Die evangelische Landeskirche wirbt für die Presbyterwahlen am Sonntag. Noch können Wahlunterlagen abgegeben werden.

Am Sonntag werden in der Pfalz die Presbyterien gewählt, quasi die Parlamente der protestantischen Kirchengemeinden. Dieses Jahr läuft die Wahl ausschließlich per Brief ab. Ob die Wahlbeteiligung erneut so hoch sein wird wie in der Vergangenheit?

Am Sonntag ist Wahltag für alle Protestanten in der Pfalz. Wie alle sechs Jahre, stehen die Wahlen der Presbyterien an, den Kirchengemeinderäten. Doch wegen Corona diesmal ausschließlich per Brief, um ein Infektionsrisiko in den Wahllokalen von vornherein zu verhindern. Bis zum Sonntag können die Wähler die ihnen zugeschickten Wahlunterlagen noch ausfüllen und in die Briefkästen der Pfarrgemeinden werfen. „Um 18 Uhr ist Schluss, dann werden die Briefkästen geleert und die Stimmen gezählt“, sagt Armin Jung, Dekan des protestantischen Kirchenbezirks Neustadt.

Mit einem Ergebnis noch am selben Abend rechnet Jung, der auch Pfarrer an der Stiftskirche in Neustadt ist, aber nicht: Alleine in Haßloch, der größten Kirchengemeinde der Pfalz, seien traditionell sehr viele Stimmen auszuzählen. Denn von den 154 Presbytern, die im Neustadter Kirchenbezirk zur Wahl stehen, entfallen 17 auf Haßloch. 265 Kandidaten stellen sich insgesamt zur Wahl, davon sind 60,4 Prozent Frauen. Wahlberechtigt sind rund 36.000 der rund 40.000 Mitglieder, darunter rund 2000 Erstwähler ab 14 Jahren.

Bereits rege Wahlbeteiligung

Als Pfarrer der Stiftskirche ist Jung schon jetzt zufrieden. Seit dem ersten Tag, als die Unterlagen zur Briefwahl an die 36.000 wahlberechtigten Mitglieder der Stiftskirchengemeinde geschickt wurden, kommen sie auch wieder zurück. „Und in den anderen Gemeinden des Dekanats wird es nicht anders sein“, sagt Jung.

Schon vor sechs Jahren habe die Mehrheit der Wähler per Briefwahl entschieden, so Jung. Weniger Menschen hatten den Weg in die Wahllokale gesucht, von denen zwei auch in der Stiftskirche untergebracht waren. Doch die Wahlhelfer seien oft dagesessen und hätten auf Wähler gewartet. Je nachdem, wie die ausschließliche Briefwahl angenommen werde, sei zu überlegen, künftig ganz auf Wahllokale zu verzichten, meint der Dekan. Oder Wege zu finden, die Wahl online zu veranstalten.

Kirche verliert Mitglieder

Ein gewisser Ehrgeiz hinsichtlich der Wahlbeteiligung sei auch jetzt wieder zu spüren. Denn in den vergangenen Jahren sei die Pfalz immer an der Spitze gewesen mit Werten um die 30 Prozent. „Das ist im Vergleich zu staatlichen Wahlen recht wenig, aber bei Kirchenwahlen enorm viel“, so Armin Jung, der ein letztes Mal dem Wahlausschuss vorsteht, bevor er im September 2021 in Ruhestand geht.

Denn die Kirche verliert seit Längerem Mitglieder. „Ein Grund sind die Kirchenaustritte, von denen wir jedoch dieses Jahr weniger gezählt haben als 2019. Ein positiver Nebeneffekt von Corona, wenn man so will“, sagt Jung. Ein weiterer Grund sei, dass es mehr Sterbefälle zu verzeichnen gebe als Taufen.

Doppelt so viele Kandidaten wie Plätze

Jedoch wirke sich das zum Glück nur wenig auf die Presbyterien aus. Die Anzahl der Presbyter sei immer noch sehr hoch in Rheinland-Pfalz, ähnlich wie in Baden-Württemberg oder Bayern. Im Dekanat Neustadt hätten sich mindestens so viele Kandidaten aufstellen lassen, wie es Plätze im jeweiligen Presbyterium gibt. „Teilweise gibt es sogar doppelt so viele Kandidaten“, so Jung.

Zum Kirchenbezirk Neustadt gehören neben den beiden Gemeinden in Neustadt – Stiftskirche und Martin-Luther-Kirche – auch Altdorf-Böbingen-Duttweiler, Edenkoben, Elmsteiner Tal, Freimersheim-Kleinfischlingen-Großfischlingen, Gimmeldingen, Gommersheim-Freisbach, Haardt, Hambach, Im Gäu, Lachen-Speyerdorf, Lambrecht-Lindenberg, Maikammer, Meckenheim, Mußbach, Rödersheim-Gronau sowie Weidenthal-Frankenstein-Neidenfels.

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