Neustadt Neustadter Rosberg-Team: Diese Männer kümmern sich um Motoren und Boxenstopps

Das Roßberg-Mechanikertrio Johannes Bruckbach, Martin Elsner und Jan-Philipp Freiseis (von links) sind am Fachsimpeln vor dem DT
Das Roßberg-Mechanikertrio Johannes Bruckbach, Martin Elsner und Jan-Philipp Freiseis (von links) sind am Fachsimpeln vor dem DTM-Boliden von Jamie Green.

Beim Gang zum Gespräch für diesen Artikel begegnen Jan-Philipp Freiseis, Martin Elsner und Johannes Bruckbach ihrem Chef. „Ah, die Drei von der Tankstelle“, sagt Arno Zensen, Geschäftsführer des Teams Rosberg. Alle grinsen. Es ist genau dieser lockere Umgangston, den alle Mitarbeiter beim Neustadter Rennteam so schätzen. Natürlich arbeiten Freiseis, Elsner und Bruckbach nicht an der Tankstelle. Als Trio treten sie trotzdem häufig auf. Auch außerhalb der Werkstatt in der Nachtweide 35.

In Neustadt haben die drei Rosberg-Mitarbeiter sogar eine gemeinsame Unterkunft gefunden, bilden eine Wohngemeinschaft. „Das klappt erstaunlich gut“, sagt Jan-Philipp Freiseis. Ein Grund wird wohl dabei sein, dass jeder trotzdem noch sein eigenes Leben führt. „Im Kühlschrank hat jeder sein eigenes Fach“, erzählt Martin Elsner, „es kauft auch jeder für sich ein.“ Ansonsten sei jeder nach einem rollierenden System für alles verantwortlich.

Völlig unterschiedliche Charaktere

Bruckbach arbeitet schon seit 2014 bei Rosberg. Er kümmert sich um die Reifen für das Auto von Pilot Jamie Green. Zu seinen Aufgaben gehört es, dass die Pneus, wenn er sie komplett montiert vom DTM-Reifenpartner Hankook abgeholt hat, auch nach einem Einsatz immer komplett zusammen bleiben. Denn wenn die angefahrenen Reifen an einem Wochenende wiederverwendet werden, dann nur in der gleichen Kombination. Dieselbe Aufgabe hat Freiseis, allerdings für das Fahrzeug von René Rast. „Wir ergänzen uns gut“, sagt Johannes Bruckbach. Dabei sind sie völlig unterschiedliche Charaktere. Bruckbach ist der ruhige Typ, der erst einmal abwartet und schaut, was passiert. Der rothaarige Freiseis hingegen ist quirliger, stets an vorderster Front zu finden. So identisch mittlerweile ihre Arbeitsbereiche sind, so unterschiedlich ist ihr beruflicher Hintergrund. Während der aus Freiburg stammende Bruckbach sich als Agrartechniker um große Maschinen gekümmert hat, arbeitete Freiseis als Industriemechaniker im Großkraftwerk Mannheim. Eigentlich hatte er sich bereits auf einer Privatschule zum Meisterkurs angemeldet, als er Anfang 2016 auf einer Party eines Freundes Martin Elsner kennenlernte. Der erzählte von seinem neuen Arbeitgeber, bei dem er als Zweiter Mechaniker arbeitet und dass noch ein Mitarbeiter mit Lkw-Führerschein gesucht würde. Schnell waren sich „JP“, wie er nur gerufen wird, und Teamchef Zensen einig. „Wenn die Voraussetzungen gegeben sind, dann ist mir wichtig, dass sich die Jungs verstehen“, sagt er.

Gemeinsam erfolgreich

Auch wenn die Arbeitszeiten ungewöhnlich und vor allem an einem Renn-Wochenende wegen vielem Unvorhersehbaren nicht planbar sind (Freiseis: „Nachtschichten gehören dazu“), ist das Trio von der Arbeit noch fasziniert. „Wir arbeiten mit einem Auto, das mehr als eine Million Euro wert ist“, sagt Freiseis. „Wir zerlegen das Auto regelmäßig und bauen es wieder zusammen“, erklärt Elsner, „und wenn der Fahrer dann auf die Strecke fährt, dann sieht man das Ergebnis seiner Arbeit.“ Bruckbach ergänzt: „Wenn der Motor mit dem V8-Sound angeht, es nach Benzin und Öl stinkt – das ist Motorsport.“ Man mag ihn oder nicht. Auch wenn der Pilot im Mittelpunkt steht, ein klein wenig Licht fällt auch auf seine Mannschaft. Völlig unbemerkt von der Öffentlichkeit. Etwa nach einem gelungenen Reifenwechsel. „Bei einem Rennen in Zandvoort haben wir René mit einem guten Pitstopp aus dem DRS-Fenster bekommen“, sagt Freiseis voller Stolz und meint damit, dass der Abstand zu Rasts Verfolger mehr als eine Sekunde betrug und der Verfolger deshalb den Heckflügel an seinem Wagen nicht öffnen durfte. Ohne diesen Heckflügel ist ein Pilot auf der Geraden etwa zehn Stundenkilometer langsamer. Der Lohn war damals der Sieg für den späteren DTM-Vizemeister. „Wenn der Fahrer auf dem Podium steht, dann nimmt er uns auch mal in den Arm“, erzählt Elsner, „schließlich ist das unser gemeinsamer Erfolg.“ Nicht nur für Jan-Philipp Freiseis war der Lkw-Führerschein der Schlüssel zum Einstieg beim Neustadter Team Rosberg, sondern auch für Bruckbach. Und so transportieren die beiden die zwei Audi RS5 und das gesamte Equipment mit den großen Trucks zu den Rennstrecken. Mitunter müssen sie unterwegs auch mal Sprit nachfassen. Dann sind sie, mit Beifahrer Elsner, wieder an einer Tankstelle vereint.

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