Neustadt Neustadter Polizei warnt vor Unfallursache Smartphone
Vermutlich weil sie auf ihr Handy geschaut hat, ist eine 16-Jährige in Lambrecht bereits im Januar von einem Auto erfasst und schwer verletzt worden. Die Polizei nimmt diesen Unfall zum Anlass, darauf hinzuweisen, wie gefährlich eine solche Ablenkung im Straßenverkehr sein kann.
Am frühen Morgen des 19. Januars läuft ein 16-jähriges Mädchen in Lambrecht auf die Straße – ohne auf den Verkehr zu achten. Und das, obwohl nur knapp 50 Meter weiter eine Fußgängerampel ist. Das Mädchen wird von dem Wagen eines 61-jährigen Autofahrers erfasst, schlägt mit dem Kopf auf die Windschutzscheibe und stürzt zu Boden. Die 16-Jährige bricht sich mehrere Knochen. Zum Unfallzeitpunkt trägt sie laut Zeugen Kopfhörer in den Ohren. Ein Notarzt versorgt die schwer verletzte Jugendliche. Der 61-jährige Autofahrer wird leicht verletzt. Er steht allerdings so sehr unter Schock, dass der Notarzt später noch einmal anrückt. Geschockte Augenzeugen mussten ebenfalls notärztlich versorgt werden.
Auch Fußgänger bringen sich in Gefahr
Diesen Fall schildert die Polizei in Neustadt – allerdings erst zwei Monate später. Wie es dem Mädchen aktuell geht und ob es bleibende Schäden von dem Unfall davongetragen hat, weiß Polizeisprecher Stefan Molter nicht. Die Höhe des Schadens sei ebenfalls noch nicht bekannt. Vermutlich treffe die Jugendliche aber eine Teilschuld, erklärt ein Kollege von Molter. Deshalb müsse sie mit einem Bußgeld rechnen. Denn nicht nur Autofahrer, die während der Fahrt ihr Handy benutzen, müssten mit Konsequenzen rechnen, wenn es zum Verkehrsunfall komme. Das Hantieren mit dem Mobiltelefon sei nicht nur für Autofahrer gefährlich. Auch immer mehr Fußgänger brächten sich im Straßenverkehr mit ihrem Smartphone in Gefahr. Den Unfall in Lambrecht nimmt die Polizei in Neustadt zum Anlass, auf die Gefahren hinzuweisen, die beim Hantieren mit Mobiltelefonen auch für Fußgänger entstehen können. Die Neustadter Beamten zitieren in ihrer Mitteilung Clemens Klinke von der Prüfgesellschaft Dekra: „Telefonieren, Musikhören, die Nutzung von Apps oder auch das Tippen von Textnachrichten sorgen im Straßenverkehr für riskante Ablenkung. Viele Fußgänger unterschätzen die Gefahren, denen sie sich selbst aussetzen.“
Kopfhörer schirmen Umgebungsgeräusche ab
Besonders das Tragen von Kopfhörern trage dazu bei, dass Fußgänger die Geräusche der Umgebung, vor allem von Autos und Straßenbahnen, nicht mehr wahrnähmen und abgelenkt würden. Für die meisten gehöre das Smartphone mittlerweile zum Alltag. „Viele Fußgänger unterschätzen die Gefahren, denen sie sich aussetzen, wenn sie ihre Aufmerksamkeit auf solche Art vom Straßenverkehrsgeschehen abwenden“, erklärt der Dekra-Verkehrsexperte Klinke. Wissenschaftliche Nachweise über einen Zusammenhang zwischen der Nutzung des Handys im Straßenverkehr und der dadurch verursachten Verkehrsunfälle gibt es laut Klinke bislang noch nicht. Allerdings zeige eine Untersuchung in mehreren europäischen Städten, dass 17 Prozent von 14.000 Fußgängern beim Überqueren einer Straße auf ihr Smartphone statt auf den Verkehr achteten. Am häufigsten seien dabei junge Erwachsene vom Handy abgelenkt gewesen.
Smartphone ist Unfallrisiko Nummer eins
Eine von der Versicherungsgesellschaft Allianz in Auftrag gegebene Studie brachte ans Licht, dass in Deutschland pro Jahr 346 Menschen, Fußgänger sowie Autofahrer wegen Ablenkung im Straßenverkehr sterben – wegen Alkohol sind es 256. Das Smartphone, sagen Experten, sei in den zehn Jahren seiner Existenz zum Unfallrisiko Nummer eins geworden. Im Januar dieses Jahres hat das Land Niedersachsen eine Studie zusammen mit der Technischen Universität Braunschweig und der Medizinische Hochschule Hannover gestartet, um herauszufinden, wie sich die Handynutzung im Straßenverkehr auf die Unfallzahlen auswirkt. Wie der Norddeutsche Rundfunk berichtet, seien an der Studie auch Polizeidirektionen beteiligt. Bislang lägen noch keine auswertbaren Daten vor.