Neustadt Neustadt: Armin Jung über die Glocken der Stiftskirche

Dekan Armin Jung.  ARCHIVFoto: MEHN
Dekan Armin Jung. ARCHIV

Am vergangenen Sonntag haben wir in der Stiftskirche die Jubiläumskonfirmationen gefeiert. Goldene, diamantene, eiserne Konfirmationen. Ja selbst eicherne Konfirmanden waren dabei, die vor 80 Jahren konfirmiert wurden. Einer der eisernen Konfirmanden, der schon lange im Schwäbischen lebt, aber immer noch eng mit der Stiftskirche verbunden ist, hat mir im Vorfeld einen langen Brief geschickt, in dem er seine Erinnerungen an die Kirche festgehalten hat. Zwei dieser Erinnerungen haben mich sehr bewegt.

Die erste, da war er noch ein kleiner Junge, war keineswegs angenehm. Denn er musste mitansehen, wie die schönen alten Bronzeglocken vom Turm geholt wurden, um dann in den ersten Kriegsjahren zu Kanonen umgegossen zu werden. Glocken des Friedens wurden zu Werkzeugen des Krieges.

Kluge Idee im Jahr 1949

Aber dann, 1949 im Jahr seiner Konfirmation, konnte er wieder mitbeobachten, wie neue Glocken auf den Turm gebracht wurden. Und die Männer und Frauen, die damals verantwortlich waren, hatten eine kluge Idee: Sie verzichteten auf Bronzeglocken und entschieden sich für Glocken aus Gussstahl. Sicher auch, weil die preisgünstiger waren, vor allem aber, weil Gegenstände aus Gussstahl nicht umgegossen werden können. Man kann sie zerstören, aber nicht zweckentfremden. So wird diesem Geläut das Schicksal seiner Vorgänger erspart bleiben. Diese Glocken werden nicht zu Kriegsgerät umgerüstet, sie werden nur zu friedlichen Gelegenheiten läuten, zum Gottesdienst und zu besonderen Ereignissen im menschlichen Leben, von der Taufe bis zur Bestattung. Sie werden vielleicht noch warnen vor Gefahren, aber sie werden nicht mehr zur Gefahr werden.

Denken Sie daran, wenn Sie beim nächsten Mal die Glocken von der Stiftskirche hören. Es sind und bleiben Glocken des Friedens!

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