Neustadt Motorsport: Team Rosberg unterstützt beim Young-Driver Test in Jerez (Spanien)

Erst vor zwei Monaten ist die DTM-Saison 2018 (hier das Rennen auf dem Hungaroring, Nr. 33 René Rast, Nr. 53 Jamie Green vom Tea
Erst vor zwei Monaten ist die DTM-Saison 2018 (hier das Rennen auf dem Hungaroring, Nr. 33 René Rast, Nr. 53 Jamie Green vom Team Rosberg) zu Ende gegangen. Jetzt testen die Piloten bereits die neuen Autos.

Neustadt: Zwei Monate nach dem Finale der DTM in Hockenheim hatte das Team Rosberg aus Neustadt noch einmal einen Einsatz: Die Mannschaft von Arno Zensen war von Audi-Motorsportchef Dieter Gass auserkoren worden, die Fahrzeuge beim Young-Driver-Test in Jerez (Spanien) zu betreuen. Sieben Piloten erhielten dabei die Möglichkeit, den RS5 DTM zu fahren.

Wobei der Begriff mit den jungen Fahrern relativ zu sehen ist. Denn die Bandbreite der Testfahrer reichte von Benoit Treluyer bis Sacha Fenestraz. Während der Franzose Treluyer mit seinen 42 Jahren und drei Gesamtsiegen bei den 24 Stunden von Le Mans nicht mehr als Nachwuchspilot bezeichnet werden kann, trifft dies auf seinen 19 Jahre alten Landsmann Fenestraz, der in diesem Jahr Elfter in der Formel-3-EM geworden ist, schon eher zu. Aber auch der Russe Sergej Sirotkin (23), der in der abgelaufenen Saison noch für das Williams-Team in der Formel 1 unterwegs war, durfte sich im Tourenwagen ausprobieren.

Neues Terrain für Rallycross-Fahrer

Ein besonderes Abenteuer war der Test für den Rallycross-Piloten Andreas Bakkerud. „Für mich als Rallycross-Fahrer war das ein komplett neues Kapitel“, sagt der 27-jährige Norweger, der sich intensiv auf die neue Herausforderung vorbereitet hat. „Letzte Woche konnte ich mich schon ein wenig im Simulator beim Team Rosberg vorbereiten. Den RS5 dann auf der Rennstrecke zu fahren, war natürlich noch um einiges beeindruckender.“ Vor allem der ungeheure Abtrieb durch die Aerodynamik, der enorme Kurvengeschwindigkeiten ermöglicht, hat den Rennfahrer, der sonst mit seinem Audi S1 mehr im kontrollierten Drift unterwegs ist, beeindruckt. „Ich konnte kaum glauben, wie spät man mit den DTM-Autos bremsen kann“, sagt er mit einem breiten Grinsen im Gesicht. „Jamie Green und René Rast haben mir da wertvolle Tipps gegeben.“ Vor allem für Jamie Green war der Ausflug nach Jerez eine willkommene Gelegenheit, wieder einmal in seinem Arbeitsgerät unterwegs zu sein. Der 36-jährige Brite, wie Rast DTM-Pilot des Teams Rosberg, setzte an jedem der drei Tage die Referenzzeiten. Dies war eine Referenz an den Rennfahrer, der 14 Jahre in der DTM immer zu den Schnellsten gehört hat, in der vergangenen Saison jedoch mit mageren 27 Punkten abgeschlagen Letzter geworden war. „Das ist mir vorher in meiner Karriere noch nie passiert“, sagt er. Für ihn waren die Fahrten im Süden von Spanien also so etwas wie ein Neubeginn.

Geänderte Regeln

Mit ein wenig Abstand glaubt er, den Grund für seine desaströsen Auftritte zu kennen. „Die Regeln haben sich im Vergleich zum Vorjahr stark verändert“, sagt er und meint damit die Reduzierung der Aerodynamik um etwa 25 Prozent. Deshalb hatten zu Beginn der Saison alle Audis damit zu kämpfen. „An den ersten drei, vier Wochenenden gab es große Probleme. Speziell mein Ingenieur und ich haben keine großen Fortschritte beim Set-up des Autos gemacht, weil wir nicht testen konnten. Wir haben die Dinge nie richtig sortiert bekommen. Erst am Ende wurde es besser, aber da war die Saison vorbei“, fasst Green zusammen. Auch dass sein Rosberg-Teamkollege René Rast von der Mitte der Saison einen Lauf hatte und die letzten sechs Rennen gewinnen konnte, hat dem Briten nicht geholfen. Im Gegenteil, wie er erklärt: „Aus der Sicht von Audi geht es an einem bestimmten Punkt der Saison nicht mehr darum, mich von Platz 18 auf Platz zehn zu bringen.“ Am Saisonende hätten Greens Ergebnisse „am unteren Ende der Prioritätenliste“ gestanden. „Das Ziel war, René zu unterstützen, damit er den Titel gewinnen kann.“ Was dann nur knapp nicht geklappt hat. Meister war der Mercedes-Fahrer Gary Paffett geworden.

Mehr Leistung erfordert mehr Fahrgefühl

Jamie Green blickt zuversichtlich in die Zukunft. Denn zur Saison 2019 wird es neue Fahrzeuge geben, die von einem aufgeladenen Zweiliter-Vierzylindermotor angetrieben werden und mehr als 600 PS leisten. Damit sind sie etwa 100 PS stärker als ihre Achtzylinder-Vorgänger. „Wir haben viel mehr Leistung, und das merkt man direkt, wenn man aufs Gaspedal tritt“, hat René Rast schon vor einigen Wochen bei einem ersten Test erfahren. „Ich habe im ersten Moment gelacht, weil es einfach viel mehr Leistung gibt“, sagt er. Auf dieses Plus an Leistung, das auch ein Mehr an Fahrgefühl benötigt, baut Jamie Green. Das bestätigt auch Rast: „Mit dem Turbo ist ein anderer Fahrstil notwendig.“ Ansonsten lautet die Kampfansage von Jamie Green: „Ich muss aus diesem schlechten Jahr meine Lehren ziehen. Und im nächsten Jahr werde ich wieder versuchen, mein Bestes zu geben.“

Jamie Green
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