Neustadt Mit gutem Beispiel voraus: Junge Leute sammeln Müll ein

Unterwegs zwischen Globus und Burger King (von links): Emelie Volkmer, Khalil Abdo, Steve Müller und Susanne Hener.
Unterwegs zwischen Globus und Burger King (von links): Emelie Volkmer, Khalil Abdo, Steve Müller und Susanne Hener.

In Warnwesten und mit Greifzangen und Müllbeuteln bewaffnet, haben Jugendliche am Freitag das Gebiet zwischen Globus und Quartier Hornbach vom Müll befreit. Am Ende gab es volle Säcke und die Erkenntnis, dass so mancher Neustadter bei der Müllentsorgung durchaus kreativ vorgeht

Es war der Abschluss ihrer Seminarwoche. 26 Jugendliche, die entweder ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) oder den Bundesfreiwilligendienst (BFD) absolvieren, starten eine Müllsammelaktion am Globus-Parkplatz. Organisiert wurde das Vorhaben von den Bildungsreferentinnen Laureen Koch und Sabine Müller vom Kompetenzzentrum Freiwilligendienste im Paritätischen Wohlfahrtsverband. Während der Seminarwoche haben sie mit den Jugendlichen unter anderem die Neustadter Tagesbegegnungsstätte „Lichtblick“ und die Aidshilfe Landau besucht, aber auch Insektenhotels gebaut.

Erst interessante Seminare und jetzt Müll sammeln zum Abschluss? Kommt bei den Jugendlichen überraschend gut an. Schon nach kurzer Zeit gibt es Sprintduelle zu Getränkebechern, Verpackungen und Co. Müllsammeln mit Wettbewerbscharakter, ein cleverer Schachzug der beiden Organisatorinnen.

An Müll herrscht kein Mangel

„Man macht so etwas am besten am Ende, wenn alle ein eingeschworenes Team sind“, erklärt Koch. „Nur dann schafft man es, Jugendliche dafür zu begeistern mit Warnwesten und Müllbeuteln durch die Gegend zu laufen.“ Dass die Aktion sinnvoll ist, steht außer Frage. Der Naturschutzbund hatte die Route vorgeschlagen, und die Beutel füllen sich schnell. Wo sich Cineplex, McDonalds und Burger King angesiedelt haben, herrscht an Verpackungsmüll offensichtlich kein Mangel.

Aber nicht nur achtlos weggeworfener Müll befindet sich an der Straße und in den Feldwegen. Manche Neustadter gehen anscheinend auch strategisch vor. So findet sich in einem Busch ein Sack voll mit Altglas. Der wird normalerweise an der Haustür abgeholt. Warum sich jemand die Mühe gemacht hat, ihn an einem Trampelpfad zu entsorgen, wird wohl ein Geheimnis bleiben.

Leider auch Hundekot

Ein weiterer unbeliebter Fund: Tüten für Hundekot. Auch hier ist die Logik, die Ausscheidungen des Hundes aufzuheben, um sie dann doch ins Feld zu werfen, zumindest fraglich. Aber keiner der Teilnehmer beschwert sich über die unappetitlichen Funde. Auch wenn die meisten erst kürzlich ihre Freiwilligendienste aufgenommen haben – die Erkenntnis, dass es sich nicht immer um dankbare Arbeit handelt, haben sie schon verinnerlicht. Sie sprechen alle in höchsten Tönen von ihren Tätigkeiten bei ihrem FSJ oder BFD.

Etwa Khalil Abdo, der sein FSJ bei der Siegmund-Crämer-Schule der Lebenshilfe Bad Dürkheim absolviert. Dort arbeitet er mit Kindern mit Beeinträchtigung. Wie es dazu kam? Wie andere war auch Abdo sich nach der Schule noch unschlüssig, wo es hingehen soll. „Ich wollte also was Soziales machen“, erzählt er. „Und nichts im Büro, sondern etwas Aktives, mit viel Kontakt zu Menschen.“ Im Internet stieß er dann auf die Lebenshilfe. Keine leichte Aufgabe, die er sich ausgesucht hat. Aber wenn man ihm zuhört, wie er zum Beispiel den Umgang mit autistischen Kindern erklärt, kommt man nicht auf die Idee, dass er erst seit einem Monat dabei ist.

Wird so richtig bewusst

Jetzt hoffen die Helfer, auch andere zu motivieren. „Wir wissen natürlich, dass es in ein paar Wochen wieder so aussieht wie vorher“, sagt Bildungsreferentin Koch. „Aber wenn man das mal gemacht hat, wird einem erst bewusst, wie viel Müll überall liegt.“

Ihre News direkt zur Hand
Greifen Sie auf all unsere Artikel direkt über unsere neue App zu.
Via WhatsApp aktuell bleiben
x