Meinung am Montag Mayschoßer Winzer: „Erst Flut-, dann Sympathiewelle“

Dorothee Burkhardt schenkt am Stand der Winzergenossenschaft Mayschoß-Altenahr aus, rechts daneben Vertriebsleiter Mirko Burkard
Dorothee Burkhardt schenkt am Stand der Winzergenossenschaft Mayschoß-Altenahr aus, rechts daneben Vertriebsleiter Mirko Burkardt.

Die Winzergenossenschaft Mayschoß-Altenahr ist die älteste bundesweit. Beim Weingipfel in Maikammer wurde sie von Vertriebsleiter Mirko Burkardt vertreten. Endlich wieder ein Stück Normalität, wie er im Gespräch mit Claus Jürgen Holler erzählt.

Das Anwesen der Winzergenossenschaft Mayschoß Altenahr war das Herzstück des Dorfs und des Dorflebens und wurde weitgehend zerstört. Wie geht es denn nun weiter?
Es wird abgerissen und an gleicher Stelle neu gebaut. Losgehen wird es im August, wir rechnen mit Kosten in Höhe von 25 bis 30 Millionen Euro für die Sanierung des Gesamtbetriebs.

Eigentlich sollten Sie am Samstag beim „Wandern für den Wiederaufbau“ sein, trotzdem sind Sie hier. Ist das schlimm für Sie?
Ein wenig schade ist es schon, aber die Aktion ist auch für alle Mai-Wochenenden geplant. Wir sind also noch genügend oft dabei bei dieser für unsere Region so wichtigen Aktion. Es ist jetzt einfach sehr wichtig, dass wieder Leute in unsere Gegend kommen und Hoteliers und Gastronomen die Gelegenheit haben, zu zeigen, dass Gäste willkommen sind. Wir als Winzergenossenschaft sind personell breiter aufgestellt als jenes Weingut, das die Ahr als Anbaugebiet eigentlich in Maikammer repräsentieren sollte, das aber komplett mit dem Wiederaufbau beschäftigt ist. Für uns ist das hier jetzt eine Art Rückkehr zur Normalität, und das ist schön. Wir arbeiten wie früher.

2021 hat die Bergwacht bei der Lese in den Ahr-Steillagen geholfen, weil die Monorackbahn weggespült war. Wie haben Sie das empfunden?
Ohne die Hilfe der Bergwacht wäre die Lese verloren gewesen. Generell ist die ganze Arbeit am Wiederaufbau eine krasse Erfahrung gewesen, das war Leben und Arbeiten am Limit. Es war rührend, wie die Leute von der Bergwacht Vollgas gegeben haben, um uns zu unterstützen. Toll.

Die Flut hat auch Rebflächen vernichtet. Inwieweit sind Sie betroffen?
Wir haben 15 Hektar Rebfläche verloren, das sind zehn Prozent der Gesamtfläche, und sind auf Ersatz angewiesen. Wie und wo das gehen soll, müssen die Hochwasserschutzpläne zeigen, die zurzeit erarbeitet werden. Klar ist, dass wir Ersatz brauchen.

Wie entwickelt sich denn die Nachfrage nach Weinen aus dem Anbaugebiet Ahr?
Nach der Flut- kam ganz klar eine Sympathiewelle. Die 1,4 Millionen Flutflaschen waren schnell verkauft und haben dafür gesorgt, dass viele Verbraucher die Ahr als Anbaugebiet neu entdeckt haben. Wir arbeiten jetzt daran, im Sommer auf frischen Füßen zu stehen und hoffen, dass sich die Weinfreunde dann auch an uns erinnern.

Haben Sie denn auch Winzer aus unserer Region beim Wiederaufbau unterstützt?
Ja, ganz viele, unter anderem auch unsere Gastgeber heute. Julian Schreieck war einer der ersten, die mit der Feuerwehr Maikammer zu uns kamen und die Keller ausgepumpt haben. Wenige Tage später kam Patricia Schreieck mit anderen Fachkräften, um uns in den Weinbergen zu unterstützen. Ohne deren Hilfe hätten wir den Herbst ehrlich nicht geschafft. Wegen des feuchten Sommers gab es ja viel Laubarbeit, da war die Hilfe beim Entblättern ein Segen.

Wie gefällt Ihnen der hiesige Weingipfel, und wie viele Flaschen haben Sie denn heute im Gepäck?
Ich finde es eine tolle Idee, alle deutschen Anbaugebiete unter einem Dach zu versammeln, und bin von der Resonanz überwältigt. Wir haben tolle Gespräche und hoffen, dass die 100 Flaschen, die wir dabei haben, reichen. Und wenn Bestellungen aufgegeben werden, werden wir natürlich liefern.

x