Neustadt Maginotlinie versus Westwall – Jürgen Keddigkeit hält Online-Vortrag

Beklemmende Zeugnisse der deutsch-französischen „Erbfeindschaft“: die Maginot-Festung Simserhof bei Bitsch ...
Beklemmende Zeugnisse der deutsch-französischen »Erbfeindschaft«: die Maginot-Festung Simserhof bei Bitsch ...

Eine Premiere bei der Fördergemeinschaft Herrenhof: Jürgen Keddigkeits Vortrag „Maginotlinie und Westwall zwischen Rhein und Saar“ in der Reihe „Lebendige Pfalz in Geschichte(n) muss nicht wie alle seine Vorgänger seit November coronabedingt ausfallen, sondern findet am kommenden Sonntag, 14. Februar, digital statt.

Für den Kaiserslauterer Historiker – selbst Jahrgang 1946 – ist dieses neue Format eine Herausforderung: „Das habe ich noch nie gemacht, für mich ist das Neuland“, erzählt er im Gespräch. „Mir wird die Resonanz des Publikums fehlen.“ Aber er sei trotzdem gespannt und freue sich. Wie Kulturmanager Markus Lichti vom Herrenhof erläutert, können die Teilnehmer den Vortrag live über die Konferenzsoftware „Zoom“ online erleben und danach auch auf dieser Plattform Fragen stellen.

Mit dem Thema selbst ist der anerkannte Burgenforscher Keddigkeit dagegen gut vertraut – auch wenn er festungstechnisch hier ein paar Jahrhunderte später unterwegs ist als gewohnt. In seinem Vortrag schildert er zunächst die unterschiedlichen militärischen Hinterlassenschaften zweier Verteidigungssysteme, die der Besucher der Regionen Südpfalz und Nordelsass diesseits und jenseits der heute fast unsichtbaren Grenze zwischen beiden Ländern immer noch reichlich entdecken kann: zerstörte oder noch erhaltene Betonbauten, unterirdische Stollensysteme, Panzerkuppeln, Höckerlinien.

Das französische Befestigungssystem, benannt nach dem damaligen Verteidigungsminister André Maginot, basiert auf Planungen des Generalstabs und wurde zwischen 1930 und 1940 erbaut. „Es wies mehr als 100 große Artilleriewerke und eine Vielzahl mittlerer und kleinerer Befestigungswerke für die Infanterie auf“, so der Referent. Diese Linie erstreckte sich entlang der französischen Grenze zu Belgien und Luxemburg, Deutschland und Italien. Keddigkeit hat ermittelt, dass dieses gigantische Projekt etwa fünf Milliarden Francs verschlang. Ende 1936 hatten Zehntausende Arbeiter mehr als tausend Kilometer der Maginot-Linie fertiggestellt.

Im gleichen Jahr befahl Adolf Hitler nach der völkerrechtswidrigen „Rheinlandbesetzung“ durch die Wehrmacht den Bau einer zirka 660 Kilometer langen Befestigungslinie entlang der westlichen Reichsgrenze. Im Gegensatz zum französischen Pendant bestand sie aus etwa 14 000 kleineren Bunkeranlagen. Zudem gab es Panzersperren und tiefe Gräben. Ähnlich wie die Maginotlinie verschlang der Westwall riesige Summen. Fast 600 000 Arbeiter errichteten das von den Westalliierten „Siegfried-Linie“ genannte und von der NS-Propaganda als „unüberwindlich“ gefeierte Bollwerk zwischen 1936 und 1940, ohne es wirklich zum Abschluss zu bringen. Durch den durch schnelle Panzervorstöße erreichten deutschen „Blitzkrieg“-Sieg über Frankreich 1940 waren beide Verteidigungssysteme von der Geschichte ohnehin bereits überholt.

Ziel seines Vortrags sei es, nicht nur den Bau der beiden Befestigungslinien – mit Schwerpunkt auf Südpfalz und Elsass – zu beschreiben, sondern auch die militärischen und politischen Gründe darzustellen, die beide Seiten bewogen, gigantische Summen für diese Vorhaben einzusetzen.

NOCH FRAGEN?

Der Vortrag findet am Sonntag, 14. Februar, um 11.15 Uhr in einer Livekonferenz online statt. Teilnehmer klicken ab 10 Uhr https://us02web.zoom.us/j/82065541770 an. Der Eintritt ist kostenfrei und mit einem Internetbrowser auf allen digitalen Endgeräten möglich.

... und ein ehemaliger Westwallbunker bei Bad Bergzabern, wo heute auch ein Museum an die Verteidigungslinie erinnert.
... und ein ehemaliger Westwallbunker bei Bad Bergzabern, wo heute auch ein Museum an die Verteidigungslinie erinnert.
x