Neustadt Lehrer von Bord

Neustadt-Hambach. Theater von Jugendlichen für Jugendliche – das ist das Motto der Eigenproduktion „Klassenfeind“ der Jugendgruppe des „Theaters in der Kurve“, die am Freitag in Hambach Premiere feiert. Das Besondere ist, dass ein Mitglied der Gruppe, die 17-jährige Karla Knecht, selbst Regie führt. Die Jugendlichen stellen sich mit diesem Stück einer harten Kost: Es geht um eine Schulklasse in einer Brennpunktschule, in die sich kein Lehrer mehr hineintraut.

„Geh an die Scheißtür“, schreit Iron (Constanze Schäffer), die Wortführerin der lehrerlos zurückgelassenen Schüler, aggressiv. Sechs Jugendliche tummeln sich auf der Bühne, dem „Klassenraum“, den kein Lehrer mehr betreten will. Wüste Beschimpfungen wechseln sich oft in bizarr schnellem Wechsel ab mit Vertraulichkeit und Anerkennung. Schnell wird in dem Stück auch deutlich, dass eine lehrerfreie Zone nicht zwangsläufig zur kollektiven Entspannung führt. Denn in all die Wut auf- und untereinander mischt sich ein Gefühl der Verlassenheit, das auf seltsame Weise genau das wieder aufleben lässt, was die Jugendlichen eigentlich so verachten, den verhassten „Unterricht“. Den geben sie sich jetzt auf Befehl von Iron selbst, entweder zu klassischen Schulthemen mit beschämend wenig Ahnung oder aber in „Knastmanier“, sich mit Gesetzesbrüchen brüstend. Damit die Schule im Ausnahmezustand richtig überzeugend rüberkommt, müssen die jungen Schauspieler im „Theater in der Kurve“ so manche Hemmung fallen lassen. Iron und ihre Gegenspielerin Skylight duellieren sich zunächst mit Worten, andere mischen sich ein. Bis zur Schlägerei auf der Bühne sollen sich die Konflikte steigern. „Ja, spucken ist guuut. Das spricht für einen ganz entspannten Sprechapparat“, ermuntert Co-Regisseurin Hedda Brockmeyer ihre jungen Schauspieler im Alter von 13 bis 17 Jahren lachend. Jakob Fecht, Laura Hans, Ricarda Moll, Constanze Schäffer, Lina Schneeganss, Leo Späth und Duc-Nam Trinh machen vor jedem Treff konzentrierte Sprech- und Lockerungsübungen . Ein halbes Jahr wird bereits geprobt, wenn wegen zahlreicher, schulischer Verpflichtungen auch nicht immer alle zu den Proben Zeit hatten. Unter der Regie von Mitschülerin Karla Knecht haben sie den Text des Zweiakters „Der Klassenfeind“ des Briten Nigel Williams bearbeitet, der gekürzt und an deutsche Gegebenheiten angepasst wurde. „Außerdem haben wir aus ursprünglich sechs Jungen im Stück eine gemischte Gruppe gemacht“, erklärt Brockmeyer und beschreibt die unterschiedliche Wirkung, wenn die aggressivste Rolle, die des Iron, jetzt weiblich besetzt ist. Die ursprünglich rein körperliche Gewalt werde jetzt durch weibliche Raffinesse ergänzt. „Dass wir fast alle das ganze Stück auf der Bühne stehen und die Spannung halten müssen, wird eine besondere Herausforderung für uns sein“, ist sich Duc-Nam Trinh sicher und beobachtet begeistert Jakob Fecht bei seinem langen Monolog als Snatch, in dem er sich über „Pissbirnen“ und sein Hobby „Fenster einschlagen“ auslässt. Ob sich Lehrerin Kuhn wohl jemals wieder bei ihren Schützlingen sehen lassen wird?

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