Haßloch Legt die Gemeinde Schottergärten an?

Sieht aus wie ein Schottergarten, aber ist es auch einer?
Sieht aus wie ein Schottergarten, aber ist es auch einer?

Da fordert die Gemeinde Haßloch ihre Bürger auf, statt kalter Steinwüsten insektenfreundliche Gärten anzulegen, fördert die Umwandlung in grüne Oasen und will Schottergärten in künftigen Bebauungsplänen sogar ganz verbieten. Und dann das: Im Neubaugebiet „Südlich der Rosenstraße II“ legt die Gemeinde höchstselbst geschotterte Bauminseln an. Den Bürgern Steingärten untersagen, aber sich über seine eigenen Verbote hinwegsetzen: Das ist doch wie Wasser predigen und selbst Wein trinken!

Empörte und verwunderte Reaktionen dieser Art musste sich das Umweltdezernat der Verwaltung zuletzt mehrfach anhören. Stein des Anstoßes: Im Neubaugebiet „Südlich der Rosenstraße II“ wurden öffentliche Grünflächen angelegt, die zumindest auf den ersten Blick ziemlich geschottert aussehen. Die Verwaltung räumt ein, dass das Erstaunen in der Bevölkerung durchaus verständlich ist: Engagieren sich doch viele Haßlocher bei der eigenen Garten- und Vorgartenpflege sowie über die Baumscheibenpatenschaften für ein grünes und blühendes Dorf. Da ist es ja kein Wunder, wenn eine solche – auch noch öffentliche! – Steinwüste Ärger bei den Bürgern auslöst.

Keine Gärten des Grauens

Doch halt! In diesem Falle wird die Gemeinde ganz zu Unrecht kritisiert. Das Umweltdezernat besänftigt: Was da auf den Grünflächen im Neubaugebiet ausgebracht worden ist, hat nichts mit Schotter zu tun, der jene trostlosen „Gärten des Grauens“ bedeckt, die Natur und Artenvielfalt keine Chance lassen. Vielmehr wurden in einer Mulchschicht aus Kalkschotter Staudenpflanzungen angelegt, erklärt die Verwaltung. Unter anderem wachsen dort Salbei, Storchschnabel, Sonnenhut, Woll-Ziest und Fetthenne. Da das Grün derzeit aber noch winzig ist und noch nicht jedes Pflänzlein schon erkennen lässt, was sich einmal daraus entwickeln wird, können diese Flächen aber durchaus mit Schottergärten verwechselt werden. Keine vorschnellen Urteile also!

Die Pflanzen sollen mit der Zeit größere Flächen einnehmen, viel klimatisch positiv wirksame Blattmasse bilden und mit ihren Blüten Nahrung für Insekten bereitstellen, sagt die Verwaltung. Der Abstand zwischen den gesetzten Pflanzen ist mit 20 bis 40 Zentimetern momentan noch gering. Wenn die Pflanzen allmählich werden, soll von der Mulchschicht aber nichts beziehungsweise nicht mehr viel sichtbar sein. Und es wird sich spätestens im nächsten Jahr ein buntes und vielfältiges Beet entwickeln, verspricht das Umweltdezernat.

Kalkschotter hat Vorteile

Als Mulchmaterial wurde bewusst der Kalkschotter dem ansonsten bewährten Rindenmulch vorgezogen. Die Verwaltung erklärt den Hintergrund: Alle Mulchmaterialien – organische wie der Rindenmulch sowie mineralische wie der Kalkschotter – verringern die Verdunstung und dämmen den Aufwuchs unerwünschter Pflanzen ein. Rindenmulch zersetzt sich jedoch mit der Zeit, und die Wirksamkeit lässt nach. Zudem wird durch den Rindenmulch der Boden angesäuert, und der Zersetzungsprozess entzieht dem Boden Stickstoff. Diese Nachteile kann man mit Verwendung mineralischer Mulchschichten umgehen – auch wenn im Moment noch Verwechslungsgefahr besteht.

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