Über den Kirchturm hinaus Keinem müssen die Worte fehlen

Jochen Keinath
Jochen Keinath

Von der besonderen Quelle, die jeder finden kann.

„Da fehlen mir die Worte“ – so denken wir in manchen Momenten, wenn wir die Nachrichten unserer Zeit hören. Probleme, die uns sprachlos machen. Unsägliches Leid. Wie gut, dass es eine Quelle gibt, aus der uns neue Worte zufließen können. Zu sprudeln begann sie vor langer Zeit. Und mutige Menschen wie Martin Luther erinnern uns daran, dass wir auch weiter bei dieser Quelle auftanken dürfen.

Am Reformationstag haben wir in Maikammer verschiedene Menschen zu Wort kommen lassen. Alte und Junge, Männer und Frauen, gut Gelaunte und Nachdenkliche. Und wir konnten wieder einmal feststellen: Die Quelle sprudelt. Da kann jede und jeder auftanken, Worte finden für das, was sie oder er gerade erlebt.

Nur Vertröstung?

„Ringsum versinken die Völker im Chaos“ – ja, genau so kommt es uns vor. Und wir haben Angst, dass dieses Chaos auch unser Land erfasst. Die moderne Bibelübersetzung „Hoffnung für alle“ spricht uns aus dem Herzen. In der traditionellen Luther-Bibel lesen wir: „Die Völker müssen verzagen und die Königreiche fallen.“ Ältere Mitmenschen denken in diesen Tagen an ihre Kriegserfahrungen und beten, dass der Krieg in der Ukraine bald endet.

Auch für diesen Wunsch werden uns Worte gegeben: In der Ökumenischen Einheitsübersetzung heißt es „Er setzt den Kriegen ein Ende“. „Macht Frieden, ruft er. Erkennt, dass ich Gott bin.“ So führt die „Gute Nachricht“, eine ebenfalls ökumenische und moderne Übersetzung, den Gedanken weiter. Eine wirklich gute Nachricht. Oder doch nur Vertröstung, wie Skeptiker sagen?

„Fetter Strom“

Entnommen sind diese Worte dem Psalm 46, der schon Martin Luther zu seinem Lied „Ein feste Burg ist unser Gott“ inspirierte. In der Übersetzung Volxbibel, die aus der Jugendbewegung Jesus-Freaks hervorging, heißt es: „Dieser Song ist für x-treme Rapperinen, die mit der Beatbox …. singen.“ Und weiter: „Auch wenn Tsunamiwellen brechen / und sich die Berge bei uns rächen, / dann kommt ein fetter Strom von oben, / der zieht uns hoch, der lässt uns loben.“

Ein fetter Strom – Jugendsprache, die uns daran erinnert, dass bei Gott, in seinem Wort, wirklich eine besondere Quelle zu finden ist. Wer da auftankt, kann auch wieder hoffen und den loben, der uns Zukunft gibt.

Der Autor

Jochen Keinath, protestantischer Pfarrer in Maikammer

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