Neustadt Keine Spur von Müdigkeit

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Neustadt-Mussbach. Am 16. März ist der in Paris lebende Amerikaner Elliott Murphy 67 Jahre alt geworden. Beinahe ein halbes Jahrhundert steht er bereits als Musiker auf der Bühne. Trotzdem zeigte er am Samstag bei seinem Auftritt im Mußbacher Weinland Meckenheim keinerlei Alters- oder Abnutzungserscheinungen. Im Gegenteil. Zusammen mit seiner Band, featuring Olivier Durand, gelang es ihm eines seiner bisher besten Konzerte in der Pfalz zu spielen und das Publikum im vollbesetzten Kelterhaus des Winzervereins Meckenheim zu Jubelstürmen hinzureißen.

Zuvor hatte eine neue Formation, die „Accoustic Fools“ bestehend aus dem Neustadter Gitarristen Carsten Egger und dem in Calw geborenen Bassisten Thomas Mangold mit bekannten Rock- und Popballaden die Stimmung schon kräftig angeheizt und ihre spielerische Bandbreite eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Jeder der beiden kann auf langjährige musikalische Erfahrung zurückblicken. Egger ist Mitglied der Gruppe „Funky B & The Kings of Shuffle“, die gerade ihr drittes Studioalbum unter dem Titel „Get Your Kicks“ veröffentlicht hat, während sich Mangold seine Sporen als Tieftöner der Erfolgsformation „Fools Garden“ verdiente. In Mußbach gaben die „Accoustic Fools“ ihr Debüt, und durften sich bei ihrem ersten öffentlichen Auftritt über sehr viel Zustimmung freuen. Nachdem sie ihr Equipment weggeschafft hatten, enterten Elliott Murphy und sein französischer Ausnahmegitarrist Olivier Durand aus Le Havre zunächst alleine die Bühne und gaben eine Akustik-Version von „Last Of The Rock Stars“, einem der bekanntesten Murphy-Songs, zum Besten. Murphy sang und spielte dazu Harp im Stile von Neil Young, was vermuten ließ, dass dieser Abend in die Folkrock-Ecke abdriften könnte. Aber diese Erwartung erwies sich schnell als Trugschluss, den jetzt gesellten sich auch Bassist Laurent Pardo und Trommler Alan Fatras zu den Zweien und zusammen entfesselte das Quartett ein Rhythmusfeuerwerk, das in dieser brachialen Form weltweit nur selten zu hören ist. Der Aufbau der gespielten Songs ist dabei fast immer ähnlich: Murphy schlägt auf seiner Akustikgitarre die ersten Akkorde an und singt dazu eine eingängige, meist etwas balladenhaft gehaltene Melodie, zu der Durand auf seinem Instrument geniale Zwischentöne beisteuert. Dann plötzlich, wie aus dem Nichts, steigern die beiden das Tempo, Fatras treibt seine Mitspieler mit wildem Schlagzeugspiel gnadenlos vorwärts, während der äußerlich scheinbar ungerührte Pardo den Bass zu einem Melodieinstrument umfunktioniert und somit Raum für die Gitarrensoli von Durand schafft. Dabei legen Murphy und die Band eine unbändige Energie frei, die sich sofort auf ihre Zuhörer überträgt. Obwohl die zwölf Songs, die auf der Setliste standen, zu zwei Drittel die gleichen waren wie beim letzten Neustadt-Gig der Gruppe 2014, schien es, als hätte man sie so (gut) noch nie gehört. Zum Schluss des offiziellen Konzertteils ließen Murphy & Co. noch einmal „Last Of The Rock Stars“ folgen, diesmal allerdings in elektrifizierter Vollgas-Version. Feierabend war für Murphy und seine Mitmusiker damit aber noch lange nicht. Unglaubliche vier Mal wurden sie für Zugaben auf die Bühne „zurückgepfiffen“. Sollte diese Veranstaltung aufgrund von Brandschutzauflagen durch die Stadt Neustadt wie angekündigt tatsächlich die letzte ihrer Art im Kelterhaus des Weinlandes gewesen sein, hätte sie einen würdigen Schlusspunkt gesetzt. Nach Worten von Promoter Christoph Schmid wird die Konzertreihe aber auf alle Fälle fortgesetzt. Wie und wo bleibt vorerst allerdings noch abzuwarten.

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