Neustadt Kaputte Knochen für den Vogelschutz

Willi Schuppert hat sein Leben dem Schutz von Tieren, besonders von Sing- und Zugvögeln, verschrieben. Auf eine nicht ganz alltägliche Art. Er ist europaweit unterwegs und stellt sich den Vogeljägern in den Weg. Das geht nicht ohne Blessuren ab.

Schon wieder verletzt zurückgekommen von einem Einsatz für den Vogelschutz ist der Rülzheimer Willi Schuppert (66). Beim Versuch, in Südfrankreich Ortolane zu schützen, wurde Schuppert, ein gebürtiger Lambrechter, von einem Wilderer mit Tränengas schachmatt gesetzt. Dann versuchte der Täter auch noch, ihn mit einem Traktor zu überfahren. Nur durch das Eingreifen der Polizei konnte Schlimmeres vermieden werden, berichtet Schuppert. Ortolane sind fast überall in West- und Mitteleuropa ausgestorben. Ende August war Schuppert im Auftrag des „Komitees gegen den Vogelmord“ (Bonn), für das er seit einem Vierteljahrhundert europaweit im Kampf gegen die Vogeljagd tätig ist, in Südfrankreich in der Nähe von Toulouse mit Kollegen des Komitees unterwegs. Von Flugzeugen aus orteten sie die Stellen, wo Wilderer und Jäger Fallen aufgestellt hatten, und hielten die Daten mit GPS fest. Danach suchten sie die markierten Stellen auf, wo sie zahlreiche Fallen fanden. In Käfigen sind Lockvögel gefangen, in der Nähe ist unter einem Fangkäfig Futter ausgestreut. Wenn ein Ortolan versucht, an das Futter heranzukommen und dabei einen Kontakt auslöst, schnappt die Falle zu. Die Vogelschützer machen die Fallen unbrauchbar, dokumentieren den Ort und erstatten Anzeige. Sie waren mit ihrem Einsatz fast fertig, als es zu dem schweren Zwischenfall kam. Ein aufgebrachter Wilderer kam mit einem Quad auf Schuppert zugerast, überschlug sich beim Ausweichen, stürmte dann auf ihn zu und sprühte ihm Tränengas ins Gesicht. Schuppert erlitt dabei Reizungen und musste ärztlich versorgt werden. Als er benommen zu Boden ging, versuchte der Wilderer noch, ihn mit einem Traktor zu überfahren. Zwei zum Schutz des Komitee-Teams eingesetzte Polizisten konnten die gewalttägigen Ausschreitungen zunächst nicht verhindern, erst durch die Unterstützung von sechs weiteren Streifenwagenbesatzungen gelang es, die Angreifer zurückzudrängen. Einer der Täter wurde inhaftiert, seine Fangstelle mit lebenden Ortolanen als Lockvögeln und zahlreichen Fallen stillgelegt. Mittlerweile hat sich der französische Oberstaatsanwalt eingeschaltet. Es wird jetzt Beweismaterial gesammelt und an die Europäischen Union weitergeleitet. Die europäische Vogelschutzrichtlinie verbietet den Fang von Zugvögeln. „Unser Einsatz hat in der französischen Presse einen Riesenwirbel ausgelöst“, erzählt Schuppert im Gespräch mit der RHEINPFALZ. Gefangene Ortolane, so Schuppert weiter, würden in Frankreich gemästet und dann lebend in Cognac ertränkt. Die Delikatesse, offiziell verboten, wird „unter dem Tisch gehandelt“ und könne bis zu 150 Euro kosten. In den nächsten Tagen wird Schuppert nach Zypern fliegen, wo gerade die Jagdsaison auf Zugvögel eröffnet wurde. Hier werden die Vögel geschossen und mit Leimruten gefangen. Allein in Italien und Frankreich sind in diesem Jahr mehr als 20 Millionen Feldlerchen, Drosseln und Kiebitze offiziell zum Abschuss freigegeben worden. Die maltesische Regierung hat angekündigt, in diesem Herbst den Fang von Zehntausenden Finken und Goldregenpfeifern zu erlauben. Trotz internationaler Proteste hat auch Frankreich wieder den Fang von Singvögeln mit Leimruten, Schlingen, Netzen und Steinquetschfallen erlaubt. (rud)

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