Kreis DÜW / Gönnheim Königlicher Empfang für Charlotte
So richtig geschlafen hat Charlotte Weihl in der Nacht nicht: „Man ist ja noch so voller Adrenalin. Es ist eher ein Trance-Zustand“, sagt sie. Dieser Zustand wird wohl noch einige Zeit so anhalten – denn auch am Samstagmittag fühlt es sich für die frisch gekürte Deutsche Weinkönigin noch unwirklich an, dass sie nun ein Jahr lang den deutschen Wein und die deutschen Winzer im In- und Ausland repräsentieren darf.
„Herzensmenschen“ und Charlotte-Fans
Ihre Heimatgemeinde Gönnheim hat der 76. Deutschen Weinkönigin noch in der Wahl-Nacht einen königlichen Empfang bereitet. Schon bei der Wahl am Freitagabend im Neustadter Saalbau war offensichtlich, dass Charlotte viel Rückhalt hat – zuvörderst natürlich von ihren drei „Herzensmenschen“ Mutter Ursula, Vater Thomas und Bruder Julius getragen wird.
Aber auch von vielen Gönnheimern, die extra einen Fan-Bus charterten, um die ehemalige Weinprinzessin von Friedelsheim-Gönnheim und noch für wenige Tage amtierende Pfälzische Weinkönigin anzufeuern. Schon als im Saalbau bekannt gegeben wurde, dass Charlotte Deutsche Weinkönigin ist, haben in Gönnheim die Glocken geläutet. Später dann noch einmal – damit Charlotte die Freude auch hören konnte.
Die 25-jährige Weinbaustudentin ist die zweite Deutsche Weinkönigin, die aus Gönnheim stammt, 1981/82 trug Hildegard Weber die Krone. „Zwei Deutsche Weinköniginnen – das ist für ein 1600-Einwohner-Dorf eine Wahnsinnsleistung“, findet der Gönnheimer Ortsbürgermeister Wolfram Meinhardt (FWG). Er freut sich wie Bolle darüber, dass eine Gönnheimerin den Ort, der ja mit dem WineStreetArt-Festival und den Weintagen in der Region ohnehin schon einen Namen hat, noch bekannter macht: „Das ist auch ein Schub für die Außendarstellung.“ In der Nacht nach der Wahl ging es aber erst einmal darum, der neuen Hoheit im Ort Respekt zu zollen, deswegen hatten die Familie Schäfer, Silvia Kugel und er im Hof von Ralf Gabriel eine Feier organisiert, bei der mit Wein der Familie Knauff angestoßen wurde.
Der Kindheitstraum wird wahr
Für viele Charlotte-Fans aus Familie und Freundeskreis war schon seit Jahren klar, dass die 25-Jährige einmal selbst die Krone tragen wird – es war ihr Kindheitstraum: „Die Eloquenz, die Ausstrahlung, die Rhetorik, die die Weinköniginnen gezeigt haben, haben mich beeindruckt“, erzählt sie im RHEINPFALZ-Gespräch.
Mittlerweile gehe es ihr aber um mehr als das: Denn sie habe im Amt der Ortshoheit und der Pfälzischen Weinkönigin gemerkt, wie viel sie bewirken könne und wie wichtig es sei, der Branche eine Stimme zu geben.
Julia Lambrich vom Mittelrhein, Marie-Sophie Schwarz von der Mosel, Katharina Gräff von der Nahe, Annalena Baum aus Rheinhessen und Charlotte Weihl waren starke Bewerberinnen um die Krone – Charlottes Vater, Thomas Weihl, lobt die jungen Frauen: „Es sind alles ganz tolle Kandidatinnen.“ Für Landrat Hans-Ulrich Ihlenfeld (CDU) ist die Wahl auch ein Beweis dafür, dass „das mit den Weinhoheiten eine ganz tolle Sache ist“ – und zwar unabhängig davon, ob nun Frauen oder (in Zukunft vielleicht) Männer auf der Bühne stehen.
Wie treffen Jury-Mitglieder ihre Entscheidung?
Aber wenn alle Kandidatinnen mit so viel Fachwissen glänzen und gut auftreten – wie trifft man dann eine Entscheidung? Die Bundestagsabgeordnete Isabel Mackensen-Geis (SPD) aus Bad Dürkheim sagt, es sei eine Kombination von Faktoren, die für sie als Jury-Mitglied eine Rolle spielten: Die Frauen sollten schlagfertig sein und in unplanbaren Situationen souverän bleiben, es sei ihr wichtig, dass sie Menschen verbinden könnten und man sich die Kandidatinnen, die als Weinkönigin und Weinprinzessinnen den deutschen Wein vertreten, gut als Team vorstellen könne – was bei Charlotte Weihl und den beiden Prinzessinnen der Fall sei.
„Was kann man sich mehr wünschen als ein echtes Pfälzer Mädel und glühenden FCK-Fan, die in ganz Deutschland Anklang findet“, sagt Landtagsabgeordneter Dirk Herber (CDU) aus Mußbach, der immer gern zur Wahl der Deutschen Weinkönigin kommt: „Das ist ein Jahreshighlight.“
Und der weinbaupolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, der Franke Artur Auernhammer (CSU), findet, man solle die Rolle der Weinhoheiten nicht unterschätzen: „Sie sind viel kompetenter als mancher Lobbyist.“