Neustadt Jahreszeiten und Volkstänze

Erfolgreiches Duo: Gitarrist Thomas Müller-Pering und Flötistin Wally Hase.
Erfolgreiches Duo: Gitarrist Thomas Müller-Pering und Flötistin Wally Hase.

«Neustadt». Zur reizvollen Begegnung mit der seltenen Instrumentalkombination Flöte/Gitarre kam es im jüngsten Neustadter Mandelring-Konzert (das 221. mittlerweile). Bestritten hatte den Abend das Duo mit der Flötistin Wally Hase und des Gitarristen Thomas Müller-Pering. Beide sind Lehrstuhlinhaber an der Hochschule für Musik „Franz Liszt“ in Weimar und konzertieren regelmäßig erfolgreich im In- und Ausland.

Ihr Programm bestritten sie mit Bearbeitungen für ihre ausgefallene Besetzungskonstellation; die Palette erstreckte sich von Carl Philipp Emanuel Bach und Schubert über de Falla, Ravel und Bartók bis zu Astor Piazzolla, dem Begründer des Tango Nuevo und überhaupt dem Großmeister des Tango. Mit Ausnahme von Carl Philipp Emanuel Bachs Sonate in G-Dur und drei Schubert-Liedern zu Beginn des Konzerts war folkloristische Inspiration prägend für die Werkfolge. Bei Schubert lag es freilich in der Natur der Sache, dass die Flöte die Gesangsstimme übernahm, und die Gitarre für die Klavierbegleitung zuständig war. Wobei das Arrangement für Flöte den Gesangspart stellenweise durch Verzierungen angereichert hatte. Die Aufführungen beim Mandelring-Konzert waren durchweg anregend. Wally Hase und Thomas Müller-Pering, überlegene Spieler und Kammermusiker mit verfeinertem Detailgespür, bildeten ein vorzügliches, bestens harmonierendes Duo. Dessen Wiedergaben wurden geprägt durch stets wachen gestalterischen Willen und die ausgeprägte Fähigkeit der beiden Musiker zum Differenzieren. Für leidenschaftliche Tongesten und impulsiv ausladende Aufschwünge stand vor allem die Flötistin mit Nachdruck ein in de Fallas Suite popular espanola, (volkstümliche spanische Suite) und Fünf kurzen Stücken von Ravel. Im Gedächtnis haften blieben auch die lyrische Emphase, die sie beim vierten von Bartóks Sechs rumänischen Volkstänzen an den Tag gelegt hatte, und wehmütig sensible, schwärmerische oder tieftraurig resignierende Töne in Schuberts Ständchen und „Abend“, dem ersten Lied aus der „Winterreise“. Mit besonders intensiven, emotionsgeladenen Akzenten wartete sie zum Schluss des Programms auf, bei drei Stücken Piazzollas. Es waren „Herbst“ („Ottono“) und der „Sommer“ („Verano“) aus seinen „Vier Jahreszeiten in Buenos Aires“ („Las cuatro estaciones portenas“) und bei den beseelten, hoch expressiven Klängen seiner „Milonga del Ángel“ (Milonga des Engels). Andererseits gefielen die Aufführungen von Hase und Müller-Pering immer wieder durch anmutige, elegante Nuancen. Mit der Luftfeuchtigkeit hatte der Gitarrist allerdings seinen Kummer: Nach fast jedem Satz musste er seinen Instrument nachstimmen. Und Hase neigte mitunter zu etwas tiefer Intonation.

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