Neustadt Jürgen Pelgen und der Spaß am Metzger-Handwerk

Vater und Sohn Pelgen bereiten Schinken vor.
Vater und Sohn Pelgen bereiten Schinken vor.

Familie Pelgen ist stolz, denn die Neustadter Metzgerei gibt es seit 1968 in der Kellereistraße. Warum der Familienbetrieb sein 50-jähriges Bestehen mit fünfjähriger Verspätung feiert.

Jürgen Pelgen, der die Metzgerei 1993 von seinem Vater übernahm, hat den Beruf des Metzgers von der Pike auf erlernt. „Damals hatte man es noch mit Lebendvieheinkauf zu tun, das gibt es heute ja nicht mehr“, erzählt Pelgen. „Die Schweine hatten wir von Bauern in Frankenstein und Geinsheim, die Rinder wurden sonntags mit dem Hänger geholt.“ Er erinnert sich, dass damals die Verkäufe mit Handschlag abgeschlossen wurden. „Gedanken über die Qualität des Fleisches musste man sich nicht machen. Man wusste, wie die Tiere aufgewachsen waren und wo sie herkamen.“ Doch die Zeiten änderten sich.

So hatte der Betrieb im Laufe seines Bestehens einige Krisen zu überstehen. Ob das die BSE-Rinderkrankheit war, die Skandale um Billigfleisch, oder die Geiz-ist-geil-Mentalität, für die das Fleisch nicht billig genug sein konnte. Ein Befreiungsschlag war aus Sicht Pelgens sein Umstieg auf schwäbisch-hällische Landschweine und Hohenloher Weiderind aus der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall. Die Tiere werden dort artgerecht gehalten und bekommen nur Futter aus der Region ohne Medikamente und Gentechnik.

„Meine beste Entscheidung“

„Der Umstieg war zwar nicht ganz einfach, aber er hat sich gelohnt“, sagt Pelgen. Frisches Lammfleisch beziehe er aus Lachen-Speyerdorf. Geflügelfleisch stamme vom Schwarzfederhuhn, das in Frankreich frei im Wald herumgelaufen sei. „Dieser Umstieg war meine beste Entscheidung“, so Pelgen. Denn die Kunden honorierten die immense Qualitätsverbesserung.

Mit seinem Sohn macht Pelgen alle Wurstsorten aus dem Qualitätsfleisch selbst, ob roher oder gekochter Schinken, ob Aufschnitt, Zungenwurst, Leberkäse oder Hausmacher. „Unsere Salami machen wir noch genau so wie vor 50 Jahren“, berichtet er strahlend und ergänzt: „Ohne Zusatzstoffe und mit selbst gemischten Gewürzmischungen.“

Regelmäßig im Laden

Darüber hinaus probiert Pelgen aber immer auch Neues. Eine Art Rohwurst mit Mandeln und Rosinen, die er vor fast 30 Jahren kreiert hatte, kam damals überhaupt nicht an. „Heute sind diese Würstchen der Renner“, sagt Pelgen stolz. Die Begeisterung für sein Handwerk ist ihm deutlich anzumerken. So wundert es auch nicht, dass er noch nicht vorhat, in Rente zu gehen. „So lange mir das noch Spaß macht und ich jede Woche mit meinem Sohn Neues ausprobieren kann, habe ich kein Bedürfnis, mich zur Ruhe zu setzen.“

Seniorchef Jürgen Pelgen und sein Sohn arbeiten meist im Zerlegeraum und der Wurstküche. Seine Frau, seine Schwester und seine Tochter stehen in der Regel hinter der Verkaufstheke im Laden. Unterstützt werden sie dabei von einer Vollzeit- und einer Teilzeitkraft. Wenn es der Betrieb erfordert und an Samstagen steht aber auch Jürgen Pelgen selbst im Laden. „Für mich ist das wichtig, um den Kontakt zu den Kunden zu haben. Da hört man dann direkte Rückmeldungen und kann auch Tipps zur Zubereitung geben“, erläutert der 67-Jährige.

Und vor lauter Freude am Handwerk sei der 50. Geburtstag des Ladens vor fünf Jahren durchgerutscht, daher werde das Jubiläum eben jetzt nachgefeiert. Denn ans Aufhören denkt Jürgen Pelgen ja ohnehin noch nicht.

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