Neustadt Interview: Marc Weigel wird neuer Oberbürgermeister in Neustadt

Der FWG-Fraktionsvorsitzende und sein Nachfolger: Marc Weigel und Christoph Bachtler.
Der FWG-Fraktionsvorsitzende und sein Nachfolger: Marc Weigel und Christoph Bachtler.

Die Schlacht ist geschlagen. Marc Weigel (FWG) wird neuer Oberbürgermeister in Neustadt. Offiziell tritt er am 1. Januar sein Amt an. Was bis dahin geschieht und welche Weichen er ab dann stellen will, legt er im Gespräch am Tag nach der Wahl dar.

Herr Weigel, am Sonntag war feiern angesagt, heute hat Sie der Alltag schon fast wieder. Also, wie geht es jetzt weiter?

Bei allem? Das ist eine gute Frage. Arbeiten wir einfach eins nach dem anderen ab. Sie sind Lehrer am Leibniz-Gymnasium, betreuen dort auch zwei Deutsch-Leistungskurse in der MSS 13. Werden die Schüler ihr Abitur ohne Marc Weigel machen? Wäre das möglich gewesen, hätte ich die Abiturarbeiten noch selbst korrigiert, zumal die Fragen noch von mir ausgearbeitet werden. Aber: Mit Vorlage der Ernennungsurkunde als Oberbürgermeister zum 1. Januar bin ich als Landesbeamter gekündigt. Dann bin ich raus und habe keine Möglichkeit, weiter in dieser Funktion tätig zu sein. Allerdings haben wir am Leibniz schon vorbesprochen, wie es im Fall meiner Wahl vor allem im Sinn der Schüler problemlos weitergeht. Auch wenn es dann schon Winter sein wird: Gibt’s zum Abschied eine Schüler-/Lehrerparty in der Suite? Also, da habe ich noch nichts geplant. Derzeit weiß ich nur, dass mir der Abschied vom Lehrerberuf schon ein bisschen leid tut. Es ist ein toller Beruf. Aber ich freue mich sehr auf die neue Aufgabe. Ich habe ja noch gut 30 Berufsjahre vor mir – ob ausschließlich als Oberbürgermeister, ist natürlich ungewiss. Wenn wir das richtig verstehen, wäre es Ihnen einfach lieb gewesen, ähnlich wie ein Bundes- oder Landtagsabgeordneter wieder als Landesbeamter in den Schuldienst zurückkehren zu können? Ja. Es tut mir schon leid, dass die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion ADD das jetzt so durchzieht mit der Kündigung und mich nicht beurlauben möchte. Im Gesetz steht, dass der Landesbeamte entlassen wird, wenn er in ein neues Dienstverhältnis eintritt, sofern nichts anderes bestimmt wird im Einvernehmen mit dem neuen Dienstherrn. Darin steckt Auslegungsspielraum, aber ich habe nicht geprüft, ob der immer einheitlich gehandhabt wird. Ich nehme das mal so hin und habe mich ja auch drauf vorbereitet. Schließlich wussten Sie bei Ihrer Kandidatur, was Sie erwartet. So ist es. Aber etwas Wehmut gestehen Sie mir hoffentlich trotzdem zu. Natürlich. Aber sobald die bewältigt ist, starten Sie mit Volldampf durch? Auf jeden Fall. Was ist denn möglich, während Sie noch Vollzeit als Lehrer arbeiten? Ich will vor dem 1. Januar möglichst viele Gespräche mit Politik und Verwaltung führen, weil ich ja nicht so ganz ins kalte Wasser springen möchte. Und ich werde Zeit investieren, um in verschiedene Verwaltungsbereiche reinzuschnuppern, um Abläufe besser kennenzulernen. Sie wollen als Praktikant einsteigen? (lacht) Ja, zum Beispiel mit der Straßenreinigung rumfahren, oder mit Grünflächenamt und Bauhof. Einer deren Mitarbeiter hat mich am Wahlstand auf die Idee gebracht, und ich habe es ihm versprochen. Werden Sie auch in nächster Zeit das Gespräch mit Oberbürgermeister Hans Georg Löffler suchen, um den Übergang abzuklären? Sicher, ja, und da bin ich sehr gespannt drauf, muss ich sagen. Dann muss man sehen, in welcher Reihenfolge und mit welcher Priorität man die Themen angeht. Bereiten Sie sich auch noch anders vor, vielleicht ein Seminar dazu, wie man ein Unternehmen mit über 900 Mitarbeitern führt, sprich: die Stadtverwaltung? Man kann immer dazulernen, und Erfahrungen wollen gesammelt werden. Zudem kann ich auf gute Berater setzen, auf Georg Krist bei verwaltungsrechtlichen Fragen zum Beispiel. Hinzu kommt, dass auch in der Verwaltung jede Menge gute Leute sind. Viele davon haben mir gratuliert und aufrichtig versprochen, gut mit mir zusammenzuarbeiten, mich unterstützen zu wollen. Also, da gehe ich mit einem guten Gefühl rein. Das deutliche Ergebnis von 58,1 Prozent am Sonntagabend: Bestätigung und Last zugleich? Ja. Deshalb tritt bei mir sozusagen eine automatische Euphoriebremse ein. Ich freue mich und bin stolz auf das Ergebnis. Ich bin mir aber auch darüber im Klaren, was auf mich zukommt. Davor habe ich Respekt und weiß um die großen Erwartungen und Hoffnungen, die ich auch nicht enttäuschen möchte. Wobei Sie im Wahlkampf die Messlatte selbst hoch gelegt haben ... Blinde Versprechungen habe ich nicht gemacht. Zu meinem Wahlprogramm kann ich ruhigen Gewissens stehen, auch wenn die Ziele ambitioniert sind. Sie sind Ergebnis einer intensiven Vorbereitung. Was auch damit zusammenhängt, dass ich gefühlt von einer Perspektive für die nächsten 16 Jahre ausgehe. Denn ich will, wie angekündigt, in acht Jahren auf jeden Fall wieder antreten, mich dem Wähler erneut stellen. Und will natürlich auch, dass nach acht Jahren sichtbare Erfolge da sind. Aber viele Prozesse, die jetzt in Neustadt beginnen müssen, werden eben auch längere Zeit beanspruchen. Ich kann nicht alle Probleme auf einmal lösen, und ich denke, dass die Menschen das auch verstehen. Viele Bürger wollen sehen, dass es jetzt losgeht, erwarten aber auch zu Recht keine Wunder von mir. Sie fürchten sich nicht vor möglichen Begehrlichkeiten von Seiten Ihrer vielen Unterstützer im Wahlkampf? Schließlich gibt es in der Politik nichts umsonst, wie wir alle wissen. Die werden mit Sicherheit an mich herangetragen und wurden es auch schon. Aber das ist ja auch normal, und ich kann damit umgehen. Es gibt da klare Grenzen. Dort, wo es für Neustadt zum Nachteil wäre? Genau. Oder wo es um eindeutige Vorteilsnahme oder solche Geschichten gehen würde. Das wird es auch nicht geben. Am Sonntagabend im Rathaus war schon viel von der Kommunalwahl im Frühjahr 2019 die Rede. Sitzen Sie bis dahin im Stadtrat einer Mehrheit von CDU, FDP und Grünen gegenüber oder ändert sich vorab etwas? Zum einen werde ich jetzt mit allen Parteien im Stadtrat Gespräche führen, um möglichst gemeinsam Neustadt voranzubringen. Zum anderen gehe ich davon aus, dass die Koalition bis 2019 hält. Ich habe nicht vor, Versuche zu unternehmen, sie aufzulösen. Und nach der Kommunalwahl? Ganz klar für die FWG ist, dass wir den Schub, den wir hier seit geraumer Zeit erleben und der durch das OB-Wahlergebnis noch verstärkt werden kann, in die Kommunalwahl mitnehmen wollen. Dann ergibt sich mit Sicherheit ein neues Bild im Stadtrat. Ich bin sehr optimistisch, dass wir 2019 noch mal deutlich stärker werden können und, wenn nötig, neue Mehrheiten gebildet werden können. Wichtig ist mir, dass wir allgemein zu einem besseren Klima und Miteinander im Stadtrat kommen. Dazu werde ich meinen Beitrag leisten. Aber innerhalb der FWG wird sich mit Sicherheit schon jetzt etwas ändern, oder? Ich gebe den FWG-Vorsitz ab, Neuwahlen werden voraussichtlich im November sein. Mir ist es sehr ernst damit, das Amt des Oberbürgermeisters überparteilich auszuüben. Folglich verträgt es sich aus meiner Sicht nicht, Oberbürgermeister zu sein und gleichzeitig Vorsitzender einer Partei oder einer Wählerorganisation. Den FWG-Fraktionsvorsitz im Stadtrat wird Christoph Bachtler übernehmen. Wer wird neuer FWG-Vorsitzender? Und in die Fraktion wird Michael Frech nachrücken, eine echte Verstärkung. Was den Vereinsvorsitz angeht, ist noch nichts entschieden, auch wenn ich ein paar Vorstellungen habe. Es muss ein deutliches Signal sein, dass der Schub weitergeht. Wir haben ja genug junge und neue Leute, die man auch bekannter machen sollte. Mich freut, dass sich Georg Krist politisch auch weiter bei der FWG engagieren wird. In welcher Funktion, werden wir noch besprechen. Sind Sie bei all dem erleichtert, dass jetzt erst einmal die Herbstferien vor der Tür stehen? Alle drei OB-Kandidaten sehen sich ganz sicher nach ein wenig Urlaub. Nutzen Sie die freie Zeit auch, um auf Glückwünsche zu antworten, zum Beispiel von künftigen Kollegen? Bislang haben mir der Zweibrücker Oberbürgermeister Kurt Pirmann und der Landauer Oberbürgermeister Thomas Hirsch gratuliert und dabei eine gute Zusammenarbeit angesprochen. Und Theo Wieder, Vorsitzender des Bezirkstags Pfalz.

FWG-Stadtratsmitglied Petra Schweitzer gratuliert Marc Weigel zum Wahlsieg.
FWG-Stadtratsmitglied Petra Schweitzer gratuliert Marc Weigel zum Wahlsieg.
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