Neustadt Hotel bietet Schlafplätze für Obdachlose an

Sara Wiedemann richtet im Hotel Palatina ein Zimmer für Obdachlose her.
Sara Wiedemann richtet im Hotel Palatina ein Zimmer für Obdachlose her.

Trotz der eisigen Kälte gibt es Menschen, die im Freien schlafen. Auch in Neustadt, berichtet der Leiter der Tagesbegegnungsstätte Lichtblick, Robin Rothe. Betroffenen wird nun geholfen.

Da im Lichtblick in der Amalienstraße in Neustadt wegen der Corona-Auflagen nur eingeschränkt gekocht werden kann, helfen einige Restaurants. Auch das Hotel Palatina gehört zu den Neustadter Lokalen, die seit Monaten regelmäßig für die Tagesbegenungsstätte kochen, die für Obdachlose und sozial benachteiligte Menschen da ist. Nun bietet es darüber hinaus angesichts der eisigen Kälte Schlafplätze für Personen an, die kein Dach überm Kopf haben.

Sara Wiedemann, Inhaberin des Hotels, erklärt: „Im Dezember haben mein Mann und ich uns den Lichtblick angeschaut. Da hat er spontan gesagt, dass einige der Leute doch in unserem Hotel übernachten könnten, solange wir das nicht öffnen dürfen.“ Sie gesteht, dass sie von diesem Vorschlag zunächst „vollkommen überrascht“ gewesen sei. Da es im Dezember nicht so kalt war, sei das Thema erst einmal etwas in den Hintergrund gerückt. Ihr Mann, der derzeit nicht in Neustadt sei, rief sie am Donnerstag jedoch an und sagte: „Jetzt, wo es so kalt ist, machen wir das.“

Übernachtungen trotz Lockdown möglich

Robin Rothe, Leiter des Lichtblicks, staunt über das Engagement: „Das Neustadter Netzwerk funktioniert.“ Am Freitagmorgen habe Wiedemann ihn angerufen. Er habe daraufhin den Kontakt zum Sozialamt hergestellt, das wiederum das Ordnungsamt einbezogen habe. In kurzer Zeit sei alles dann geklärt gewesen.

Die Verwaltung habe ihr mitgeteilt, so Wiedermann, dass die Übernachtungen erlaubt seien. Auch wenn die Corona-Regeln vorschreiben, dass Hotels geschlossen bleiben müssen. Doch weil es sich weder um touristische noch um gewerbliche Übernachtungen handele, stehe solch einer Hilfsaktion nichts im Wege.

17 beheizte Zimmer zur Verfügung gestellt

Rothe sagt: „Ich habe Wiedemanns darauf hingewiesen, dass es mit unseren Gästen durchaus Probleme geben kann.“ Doch davon ließ sich das Paar nicht abschrecken. „Wir lassen das auf uns zukommen“, sagt Sara Wiedemann. Sie stellt einen der beiden Hoteltrakts zur Verfügung. Dort befinden sich 17 Zimmer, die beheizt werden. Die Gäste bekämen einen Schlüssel, der nur dort in die Schlösser passt. Die Minibars seien leer, auch sonst gebe es in den Räumen keinen Alkohol.

Wiedemann hat gleich auch noch einen Flyer entworfen, den Rothe gedruckt hat. Verteilt worden sei er im Lichtblick und im Casimirianum, das derzeit als Außenstelle der Einrichtung genutzt wird. Rothe und seine Kollegen hätten auch einige der Gäste persönlich angesprochen und ihnen geraten, das Angebot vom Hotel Palatina anzunehmen.

Nicht alle nehmen das Angebot an

Diejenigen, die jetzt im Freien schlafen, seien in der Regel Männer, die mit der Stadtverwaltung nichts zu tun haben möchten und nicht in die Notwohnungen in der Kurt-Schumacher-Straße wollen, weiß Rothe. Wenn der Lichtblick am frühen Mittag schließt, würden die Betroffenen meist durch die Stadt laufen, damit ihnen nicht zu kalt wird. Sie würden dann in Grünanlagen oder an anderen Orten schlafen. Bei den derzeitigen nächtlichen Temperaturen sei die Gefahr jedoch groß, dass jemand erfriert.

Rothe verweist darauf, dass die Kleiderkammer des Lichtblicks wegen der Pandemie zwar geschlossen sei, am Fenster aber warme Kleidung und Schlafsäcke ausgegeben werden. Der Leiter des Lichtblicks will in den nächsten Tagen mit dem Ehepaar Wiedemann in Kontakt bleiben und ihnen bei Bedarf Tipps geben.

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