Neustadt Hitze bremst Reifeprozess

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Knapp 40 Grad, kaum Regen und extrem trockene Luft – für den Weinbau sind das keine optimalen Bedingungen. Viele Winzer gehen deshalb davon aus, dass die Saftausbeute eher gering wird. Einen Vorteil hat die Hitze aber doch: Der Befall durch den Schädling Kirschessigfliege ist in diesem Jahr kaum nennenswert.

Innerhalb der nächsten Wochen beginnt in der Pfalz die Weinlese. „Vermutlich beginnen wir in der zweiten Septemberwoche mit der Lese für einige Sektgrundweine“, sagt Carolin Bergdolt vom Klostergut St. Lamprecht in Duttweiler. Die Trauben seien dann sehr reif, weshalb eine Lese zwingend erforderlich sei. „Wir wollen nämlich keine Alkoholbomben ernten“, erklärt Bergdolt. Auch die Winzer der Genossenschaft Weinbiet in Mußbach beginnen bald mit der Ernte, wie ihr Geschäftsführer Bastian Klohr erklärt: „Die Trauben sind im Moment noch sehr klein. Die Hauptlese beginnt in drei Wochen, kommenden Dienstag startet aber schon die Lese für den Federweißen.“ Am 22. August wolle man dann den ersten Schoppen ausschenken und damit ins zehnwöchige Weinlesefest starten. Eine Angabe zur Saftausbeute kann Klohr zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht machen, er vermutet jedoch, dass die Lese wegen der Hitze relativ gering ausfällt. Man habe in diesem Jahr vor allen Dingen die Jungfelder sehr oft bewässern müssen. Der Regen am vergangenen Wochenende habe da auch kaum etwas gebracht. Gerd Götz, Weinbauberater beim Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Rheinpfalz, erklärt, dass auch der Reifeprozess leide, wenn das Wasser fehlt. „Der Prozess bleibt dann stehen“, sagt er. Im Vergleich zum vergangenen Jahr liegen die Reifewerte derzeit etwas niedriger. So wurden beispielsweise für den Müller-Thurgau jetzt 45,7 Grad Oechsle gemessen, im vergangenen Jahr waren es 53,9. „Wir sind etwas hintendran, weil auch die Blüte etwas später war als 2014“, sagt Götz. Die späteren Sorten habe das DLR bisher noch nicht gemessen, das werde kommende Woche folgen. Etwas Gutes hatten Hitze und Trockenheit aber doch: Der Kirschessigfliege bekommt sie gar nicht gut. Bastian Klohr hat bei seiner Tour durch die Weinberge bis jetzt noch keinen nennenswerten Befall entdecken können. Das bestätigt auch Karl-Josef Schirra vom DLR. Die Population der Kirschessigfliege sei sehr klein. Man habe etliche Köderfallen zur Überprüfung aufgestellt, jedoch kaum eines der kleinen Tierchen gefangen. Die Kirschessigfliege halte sich lieber in feuchten Gebieten mit einer Temperatur von etwa 25 Grad auf. Schirra geht zurzeit nicht davon aus, dass die Population noch wächst, dennoch: Entwarnung geben kann er auch noch nicht. Rainer Klein, Außenbereichsleiter im Weingut Weegmüller, bleibt skeptisch. Im Moment sei noch Obstzeit, sagt er. Möglicherweise halte die Fliege sich noch in Obstplantagen auf. Allerdings hat auch er bisher keinen Befall im Wingert entdeckt. Und die Maßnahmen, die das DLR zur Vorbeugung vorgeschlagen habe, seien alle ausgeführt worden. Wird es jetzt kühler und regnerischer, tut das also den Trauben gut. Gleichzeitig könnte ein Wetterumschwung aber auch wieder zu einer Ausbreitung der Kirschessigfliege führen. (xspr)

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