Neustadt Hilfe für die Wanderfalken

Mit neuen Macheten gegen Robinien- und Ahorn-Ausschläge: die Naturschützer im Steinbruch.
Mit neuen Macheten gegen Robinien- und Ahorn-Ausschläge: die Naturschützer im Steinbruch.

Die heimische Vogelwelt denkt noch lange nicht ans Brutgeschäft, amtliche und ehrenamtliche Naturschützer dagegen schon: In einer Gemeinschaftsaktion ist die Wand eines Steinbruchs wieder von Gehölzen befreit worden.

Im Einsatz waren Nicole Wernerus, Bernd Hoos und Marc Teiwes, Mitglieder der Neustadter Ortsgruppe des Naturschutzbundes (Nabu), sowie Klaus Hünerfauth von der Umweltabteilung. Ziel war es, die fast 50 Meter hohe Felswand im Westen der Stadt als Bruthabitat für Wanderfalken offen zu halten. Nach den letztjährigen stacheligen Erfahrungen mit den dichten Stockausschlägen von Gehölzen am rutschigen Hang gingen die Akteure diesmal mit neuen Macheten gegen Robinien- und Ahorn-Ausschläge vor. Verschont wurden dagegen wertvolle Vogelnährgehölze wie Schwarzer Holunder oder Weißdorn und seltene Baumarten wie Ulmen. Nach drei Stunden war die Aktion auf rund 500 Quadratmeter Fläche abgeschlossen. Die Freistellungsmaßnahme soll nun jedes Jahr wiederholt werden. „Alternativ böte sich zwar eine Beweidung des erweiterten Steinbruchareals mit Ziegen an. Das wäre aber waldrechtlich nicht ganz einfach sowie technisch und betreuungsmäßig aufwendig. Außerdem wäre unklar, wie die scheuen Wanderfalken auf die menschlichen Betreuer der Ziegen reagierten“, erklärt Hünerfauth. „Vom Biotopschutz her wäre eine flächigere Auflichtung wünschenswert“, so der Diplom-Geograf. Vor der Steinbruchwand sind nämlich einige kleine Tümpel entstanden, die bei mehr Besonnung als Laichgewässer für Kröten, Molche und Feuersalamander geeignet wären. Außerdem könnten durch das Zurückdrängen von Robinien und Kiefern an den Rändern und auf der Krone der Felswand besonnte Trockenbiotope mit Felsband- und Sandrasen und lichtem Traubeneichenbestand entstehen. Der schützenswerte naturnahe Wald mit Spitzahorn, Rotbuche und Eichen, der seit Aufgabe des Sandsteinabbaus Mitte des 20. Jahrhunderts auf der unteren Steinbruchsohle entstanden ist, soll unangetastet bleiben. Marc Teiwes hatte das Wanderfalkenpaar im Frühjahr 2016 erstmals im Umfeld des aufgelassenen Steinbruchs beobachtet und an die städtische Naturschutzbehörde gemeldet. Ein Brutversuch erfolgte damals jedoch nicht, wohl weil der Bruch noch mit zu großen Bäumen verstellt war. Die Steinbruchwand war für die Falken entsprechend schlecht anzufliegen und für die Anlage eines Horstes möglicherweise auch nicht sicher genug. Die Umweltabteilung der Stadt ließ den Steinbruch daraufhin im November 2016 freistellen. Vogelkundler der Neustadter Naturschutzverbände bauten nach bewährter Vorlage einen Wanderfalken-Nistkasten. In einer aufwendigen Gemeinschaftsaktion der städtischen Fachabteilung und der Umweltverbände wurde dieser dann im Januar 2017 in etwa 30 Meter Höhe angebracht. Die geschützten Vögel nahmen den Kasten bald darauf an. Allerdings war der Brutversuch in dem Jahr nicht erfolgreich: Im Herbst 2017 fand man im Rahmen einer gezielten Erkletterung der Felswand unausgebrütete Eier. Seit Februar 2018 ist das Revier nun durchgängig von dem Wanderfalkenpaar besetzt. Damals wurde auch ein zweites, junges Weibchen beobachtet, das aber nach einiger Zeit wieder verschwand. Ob der Brutversuch 2018 erfolgreich war, konnte der NABU nicht genau feststellen, da der Nistkasten nicht direkt einzusehen ist. Zudem sind die Vögel sehr scheu. Taucht ein Mensch im Steinbruch auf, bleiben sie zunächst still sitzen. Hält die Störung an, verlassen sie den Steinbruch. Aus diesem Grund ist der Steinbruch, dessen genauen Standort die Stadt zum Vermeiden von störendem Naturtourismus nicht nennen möchte, auch für Kletteraktivitäten gesperrt. „Die Wanderfalken im Schöntal sind nicht die einzigen in Neustadt und Umgebung“, sagt Hünerfauth. In den vergangenen Jahren hatten Wanderfalken zeitweise auch im alten Königsbacher Gemeindesteinbruch und am Burgfelsen der Ruine Spangenberg gebrütet.

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