Neustadt Hertie: Verkauf erneut geplatzt

Die Modepark Röther GmbH wollte das leerstehende Hertie-Gebäude kaufen. Es kam aber nicht zur Vertragsunterzeichnung, weil mehrere Markenhersteller erklärten, an der Geschäftsbeziehung zur Neustadter Firmengruppe Stahler festzuhalten.

Sebastian Mogos-Lindemann von der Immobilienfirma CR Investment Management, die im Auftrag des Insolvenzverwalters das Hertie-Gebäude vermarktet, macht zurzeit einen ratlosen Eindruck. Er hatte mit der Modepark Röther GmbH einen Käufer gefunden. „Es gab auch schon einen Notartermin, aber dann hat der größte Einzelhändler der Stadt auf seine Lieferanten Druck ausgeübt und für Röther rechnete sich unter diesen Bedingungen der Kaufpreis nicht mehr“, erklärt der Architekt. Mit dem größten Einzelhändler ist Jochen Stahler gemeint, der Inhaber der Modehäuser Jacob, Stahler, S. Oliver und Gerry Weber sowie des Schiesser-Outlets. Laut Mogos-Lindemann hat Stahler selbst Interesse an der Immobilie bekundet. Die Verhandlungen hätten aber zu keinem Ergebnis geführt. „Es ist schon merkwürdig, wie ein Lokalmatador eine positive Entwicklung für die Stadt verhindern kann. Modepark Röther wäre eine gute Lösung gewesen“, sagt Mogos-Lindemann. Jochen Stahler bestätigt auf Anfrage den Zusammenhang. Seine Version der Geschichte: „Meinen Lieferanten war klar, dass bei der Größe von Neustadt nur ein Anbieter dieser Größenordnung verträglich ist. Ich musste da keinen Druck ausüben und wehre mich auch dagegen, der böse Bube zu sein.“ Den Entscheidungen der Hersteller gehe eine intensive Analyse der Daten der Gesellschaft für Konsumforschung voraus. Stahler: „Da zählen Fakten, nicht was ich mir wünsche.“ Stahler erklärt, dass die Marken-Hersteller kein Interesse an einem Nullsummenspiel hätten. Der Vorstand von Gerry Weber habe ihm gegenüber erklärt, dass er Röther in Neustadt nicht beliefere. „Das macht mich stolz. So einen Vertrauensbeweis von einem wichtigen Lieferanten zu bekommen“, so Stahler. Andere Marken hätten ähnlich reagiert. „Unser Sortiment hätte sich in ganz vielen Bereichen überschnitten. Davon hätte niemand in Neustadt etwas gehabt.“ Röther sei bekannt für wenig Beratung und eine aggressive Preispolitik. Das hätte nicht nur seine Firmengruppe zu spüren bekommen, sondern der gesamte Textileinzelhandel in der Stadt. Er habe gehört, dass auch Esprit angekündigt habe, Röther in Neustadt nicht zu beliefern. Angesprochen auf sein Interesse an der Immobilie, erklärt Stahler, sich ernsthaft mit dem Kauf beschäftigt zu haben. Er sei nach eingehender Prüfung der Bausubstanz aber zu dem Schluss gekommen, dass es zu dem geforderten Preis keinen Sinn mache. „Ich könnte schon etwas mehr Verkaufsfläche anbieten, aber bei dem Zustand des Gebäudes ist das nicht machbar.“ Eine Stellungnahme von Modepark Röther war nicht zu bekommen, weil die Verantwortlichen Urlaub haben oder auf Dienstreise sind. Das Familienunternehmen betreibt mit 1400 Mitarbeitern bundesweit 28 Filialen, in der Region in Kaiserslautern, Bobenheim-Roxheim und Hockenheim. Im Februar war in Landshut eine Ansiedlung von Modepark Röther spektakulär gescheitert. Weil die Stadt den Verkauf von Markenartikeln auf der grünen Wiese untersagte, um die Innenstadt zu schützen, sagte Röther die Eröffnung ab und kündigte 33 eingestellten Mitarbeitern an ihrem ersten Arbeitstag. Über das Internet sucht Modepark Röther Standorte ab 4000 Quadratmeter Verkaufsfläche mit mindestens 100 Parkplätzen und einem Einzugsgebiet von 100.000 Einwohnern im Umkreis von 30 Kilometern. Ein Sohn von Unternehmensgründer Martin Röther ist mit einer Tochter von Lidl-Gründer Dieter Schwarz verheiratet. (wkr)

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