Neustadt Häufig nur kurzzeitige Effekte

Die Engstelle in der Gimmeldinger Herzogstraße.
Die Engstelle in der Gimmeldinger Herzogstraße.

Sie sollen Aufschluss darüber geben, ob in Neustadt zu schnell gefahren wird und wie stark die Geschwindigkeitsbegrenzungen überschritten werden: Seit zweieinhalb Jahren sind die von der Stadt angeschafften Tempomesstafeln im Einsatz und wechseln ihre Standorte im innerstädtischen Bereich sowie in den Ortsteilen. Bei den Ergebnissen von September und Oktober 2018 fallen vor allem zwei Messstellen unangenehm auf: An der Diedesfelder Ortseinfahrt aus Richtung Süden kommenden (Von-Dalheim-Straße) und in der Herzogstraße in Gimmeldingen waren mehr als drei Viertel der Autos zu schnell. Anders ausgedrückt: Weniger als 25 Prozent der Verkehrsteilnehmer hielten sich an die geltende Tempo-30-Regelung. Die kleinen Tafeln, die den Autofahrer, der sich an die Geschwindigkeitsbegrenzung hält, mit einem „Smiley“ belohnen, sind umstritten. Insgeheim hatte die Stadtratsmehrheit gehofft, sie würden dazu beitragen, dass sich mehr Verkehrsteilnehmer an die Tempolimits halten. Getreu dem Motto: nachhaltige Verkehrserziehung statt Kontrollen. „Die Tempomessgeräte werden als eine Art ,Ermahnung’ für die Verkehrsteilnehmer aufgestellt, um ihnen zu verdeutlichen, dass sie eventuell zu schnell fahren“, teilt die Stadtverwaltung auf Nachfrage der RHEINPFALZ mit. Das zeige tatsächlich Wirkung: „Die entsprechenden Anzeigen haben auch eine entsprechende Wirkung, und es wird laut Anwohnern langsamer gefahren“, berichtet die Verwaltung. Dass dieser Effekt von dauerhafter Wirkung ist, wird aber von vielen bezweifelt, sowohl von Bürgern als auch von Politikern. Die Stadt räumt ein, dass „immer wieder ein gewisser Gewöhnungseffekt zu verzeichnen“ sei. Heißt: Steht eine Tafel an einer neuen Stelle, wird dort zunächst langsamer gefahren. Haben sich die Autofahrer aber an den Anblick der Tafel und der blinkenden Geschwindigkeitsanzeige gewöhnt, beeinflusst diese den Druck aufs Gaspedal nicht mehr. „Von daher werden die Tafeln nach etwa drei Wochen an anderen Stellen aufgehängt“, so die städtische Tiefbauabteilung, die für das Auf- und Abhängen der Geräte zuständig ist. Bei der Auswahl der Messstellen geht die Stadt auch auf Wünsche der Ortsbeiräte und des Innenstadtbeirats ein, aber auch Bürger können Vorschläge machen. Ein solcher zeigte jetzt Wirkung. Eine Anwohnerin hatte nachgefragt, ob vielleicht mal in der Herzogstraße in Gimmeldingen gemessen werden könnte, weil dort zu schnell gefahren werde. Und siehe da: Die Messergebnisse in Höhe der Hausnummer 76 waren so auffällig, dass sich Ortsbeirat und Tiefbauabteilung für eine probeweise Fahrbahnverengung zur Verkehrsberuhigung entschieden. Diese sei nun seit gut einer Woche „in Betrieb“, und in ein bis zwei Wochen werde die Tiefbauabteilung an der Stelle nochmals das Tempomessgerät aufbauen, um Vergleichszahlen zu ermitteln, informiert Andrea Doll aus der städtischen Pressestelle: „Aktuell haben wir den Eindruck, dass die Maßnahme eine positive Wirkung zeigt.“ Die höchste Geschwindigkeit, die in der Tempo-30-Zone in der Herzogstraße gemessen wurde, lag bei 73 km/h. An der Ortseinfahrt Diedesfeld, wo ebenfalls über 75 Prozent der Autos zu schnell unterwegs waren, lag sie bei 78 km/h. Die heftigsten Übertretungen wurden im September und Oktober 2018 aber woanders registriert: Durch die 30er-Zone im Achtzehnmorgenpfad in Duttweiler rauschte ein Auto mit 104 km/h, und in der 50er-Zone in der Lilienthalstraße (Ecke Ritterbüschel) in Lachen-Speyerdorf hatte ein Fahrzeug 122 Sachen drauf. An dieser Messstelle hielten sich insgesamt nur rund 30 Prozent der Verkehrsteilnehmer an die Geschwindigkeitsbegrenzung. Es gibt aber auch Positivbeispiele: In der Mittelhambacher Straße in Hambach, der Meerspinnstraße in Gimmeldingen, der Straße An der Bleiche in Mußbach, der Martin-Luther-Straße in Winzingen und auch (trotz des Ausreißers) im Achtzehnmorgenpfad in Duttweiler wurde die Geschwindigkeit laut den Messergebnissen von weniger als zehn Prozent der Verkehrsteilnehmer überschritten. Allerdings seien die Werte der Tafeln „zu statistischen Zwecken leider nicht geeignet, da vor der Vorbeifahrt eine Warnung angezeigt wird“, erläutert die Stadtverwaltung. Einsehen kann sie jeder, der daran Interesse hat – auf der städtischen Webseite unter dem Stichwort „Verkehr“. Die Ordnungsabteilung habe auch die Polizei auf die Veröffentlichung der Daten aufmerksam gemacht – hinsichtlich der Planung von Geschwindigkeitskontrollen, informiert die Stadt.

x