Menschen Gemeindehelfer: Der Mann mit dem Besen geht bald nach Hause

Gerhard Feig
Gerhard Feig

Seit vielen Jahren ist Gerhard Feig Gemeindehelfer in Haardt. Vier Ortsvorsteherinnen und Ortsvorsteher hat er erlebt. Zu ihnen gehörte auch Ehefrau Annemarie, was Seltenheitswert haben dürfte.

Bei dieser Frage grinst Gerhard Feig übers ganze Gesicht, dann schweigt er sich allerdings aus – ganz Gentleman eben. Wie es denn damals am Frühstückstisch gewesen sei, als seine Frau Annemarie Ortsvorsteherin von Haardt war und er bereits seit geraumer Zeit Gemeindehelfer? Nur so viel gibt Feig preis: Vieles habe auf Zuruf funktioniert. Wobei im weiteren Gespräch herauskommt, dass so viele Zurufe gar nicht nötig waren, weil der erfahrene Gemeindehelfer das meiste ohnehin auf dem Schirm hatte.

Seit 16 Jahren ist Feig, heute 75, Gemeindehelfer, erst ehrenamtlich, später als Mini-Jobber. Vier Haardter Ortsvorsteher und Ortsvorsteherinnen hat er erlebt: Dieter Klohr, Annemarie Feig, Richard Racs und jetzt Silvia Kerbeck. Nun aber soll Schluss sein: Ende März 2023 hört er auf.

Geschickter Handwerker

Handwerkliches Können, durchaus wichtig für einen Gemeindehelfer, besaß Gerhard Feig schon immer. Als Spezialfacharbeiter im Bereich Landmaschinen stand er bei der Firma Heberger in Lohn und Brot. Als der gebürtige Altdorfer dann mit 65 in Rente ging, war noch ein bisschen mehr Zeit für die Haardt, wo er seit 40 Jahren zu Hause ist.

Wobei, das mit den 16 Jahren stimmt eigentlich nur für das offizielle Amt. Denn wie Gerhard Feig erzählt, kam die Sache mit dem Gemeindehelfer dadurch ins Rollen, dass er bei etlichen Projekten bereits mitgeholfen hatte. Dabei war er beispielsweise, als die kleine Kelter errichtet wurde, immer wieder war er schon zuvor unterwegs, um Anlagen sauber zu halten. „Zweieinhalb Stunden vom Anwesen Hoffmann bis zum Denkmal“, braucht er, um entlang der Schlossmauer zu kehren. Und dass er die Flur-Gewannenschilder restauriert und neu aufgestellt hat, war ihm ein Herzensanliegen.

Ein Kollege zum Gießen

Den Spruch „Wer rastet, der rostet“ hat Gerhard Feig verinnerlicht. Ebenso, dass seine Arbeitseinsätze auch viel vom Wetter abhängen. Vor allem dann, wenn das Grün geradezu nach Wasser lechzt, ist sein Kollege ebenfalls im Einsatz: Philipp Storck, 80 Jahre jung und zudem Vorsitzender des Männergesangvereins, ist fürs Blumengießen zuständig.

„Man kann ihn immer anrufen, falls es überhaupt notwendig und er nicht eh schon unterwegs ist“, sagt Silvia Kerbeck über „ihren“ Gerhard Feig. Wobei nicht vergessen werden soll, dass er sich auch um den Festwagen für die Haardter Weinprinzessin und den Herzog kümmert. Oder die Halter für die Gießkannen auf dem Friedhof gemacht hat.

Transportiert wird dabei immer alles mit dem eigenen Wagen. Denn ein Fahrzeug eigens für die Ortsverwaltung hat Haardt ebenso wenig wie einen voll angestellten Gemeindearbeiter. Dass es also schwer wird, einen guten Ersatz für Gerhard Feig zu finden, ist der Ortsvorsteherin schmerzlich bewusst.

Auch die Familie ruft

Der 75-Jährige will ab April vor allem mehr im eigenen Grün unterwegs sein. Zudem ruft die Familie. Gleichzeitig beruhigt er seine aktuelle Chefin: „Einen Nachfolger arbeite ich natürlich gern ein und helfe auch mal mit.“ In Haardt gebe es sehr viele rüstige Rentner, bislang habe sich aber noch nichts ergeben, meint er mit einem Augenzwinkern.

Muss ein Gemeindehelfer gute Nerven haben, weil er vermutlich auch „Ansprechpartner“ für viele Bürger ist? „Mit Lust und Liebe ist fast alles gut zu bewältigen“, sagt Gerhard Feig. Und daher habe es auch viele schöne Begegnungen in all den Jahren gegeben. Wichtig sei, nicht wegzuschauen, sich eben zu bücken und etwas aufzuheben und in den Abfall zu werfen, weil das andere eben nicht mehr täten. Gemeinsam mit der Ortsvorsteherin habe er auch am Morgen nach der jüngsten Kerweeröffnung alle Flaschen eingesammelt, die einfach stehen lassen worden seien.

E-Mail schreiben

Bewerbungen für die Nachfolge Feigs gebe es bislang nicht, sagt Silvia Kerbeck. Zum Glück sei noch etwas Zeit bis zum Frühjahr. Jemand aus dem Ort wäre schön, „aber von außerhalb wäre auch okay“.

Info

Wer Interesse daran hat, sich als Gemeindehelfer in Haardt zu engagieren: E-Mail an ov-haardt@neustadt.eu.

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