Lambrecht Geißbock-Festspiele: Theaterbühne für den Hornträger

Stetige Begleiter in jener Zeit: Hunger und Pest.
Stetige Begleiter in jener Zeit: Hunger und Pest.

Wenn es um den Deidesheimer Tributbock geht, nimmt dieStadt Lambrecht eher eine Nebenrolle ein. Aber alle fünf Jahre ist die Talgemeinde eine große Bühne für ein historisches Spektakel.

Die Stadt Lambrecht muss der Stadt Deidesheim alljährlich „am Dienstag nach der Pfingsd“ einen Tributbock liefern, der „bien cornu et bien capable“ ist. Damit hat Lambrecht im Vergleich zu Deidesheim den schlechteren Part. Und: In Deidesheim wird das historische Geschehen weitaus größer gefeiert. Doch alle fünf Jahre dreht sich bei den Geißbock-Festspielen auch in Lambrecht an Pfingsten alles um das gehörnte Tier.

Bei den Geißbock-Festspielen auf dem Tuchmacherplatz, welche die Stadt gemeinsam mit dem Lambrechter Verkehrsverein ausrichtet, ist das Geißbockspiel in acht Bildern zu sehen. Inhalt der Bilder sind Szenen aus der Geschichte Lambrechts, wobei der Schwerpunkt auf der historischen Tradition der Tributbock-Übergabe liegt. Sechs der Bilder hat der Lambrechter Ernst Schäfer, der Dramaturg am Saarpfälzischen Landestheater in Kaiserslautern war, 1933 geschrieben. Autor des vierten und das sechsten Bildes ist der Lambrechter Luitpold Seelmann. Diese sind aus dem Jahr 1952.

Etwa 100 Akteure

Etwa 100 Akteure stehen bei den Aufführungen auf der Bühne, etwa 40 der Akteure haben Sprechrollen, fast alle sind Lambrechter. „In diesem Jahr gibt es bei den Mitwirkenden einen großen Umbruch“, erzählt Hans-Joachim Hinrichs. Der Vorsitzende des Verkehrsvereins gehört neben Bürgermeister Karl-Günter Müller und der Beigeordneten Tanja Bundenthal-Beck zum Organisationsausschuss, der die Geißbock-Festspiele ausrichtet.

Mehrere der Mitwirkenden, die teils seit Jahrzehnten dabei waren, mussten aus Alters- oder Krankheitsgründen aufhören. Und obwohl es eigentlich für jeden Lambrechter eine Ehre ist, bei den Geißbock-Festspielen mitzuwirken, habe man bei der Suche nach Akteuren viele Absagen erhalten, berichtet Hinrichs. Vor allem, weil in diesem Jahr in Rheinland-Pfalz ausnahmsweise eine Woche Pfingstferien sind und nur kurze Osterferien waren, sodass viele Menschen an Pfingsten in Urlaub fahren.

Neuer Regisseur

Neu ist auch Regisseur Gregor Michme, ein Lambrechter, der beim Boulevardtheater Deidesheim aktiv ist. Obwohl mehrere neue Mitwirkende dabei sind, habe der Nähkreis des Verkehrsvereins nur für sechs Sprechrollen neue Kostüme nähen müssen, erzählt Ute Hinrichs, die den Nähkreis leitet. Außerdem habe es einiges zu reparieren gegeben, so mussten etwa ausgeleierte Gummizüge ausgetauscht werden. Bei den Aufführungen hat Ute Hinrichs immer ein „Not-Nähzeug dabei, bisher habe ich es aber noch nie gebraucht“, erzählt sie.

Müller und Hinrichs hoffen, dass die Pfingstferien keinen Einfluss auf die Besucherzahlen haben werden. Für etwa 1600 Besucher wird Festwirt Eric Glaßer Tische und Bänke auf dem Tuchmacherplatz aufstellen. Die Auswahl des Festwirts sei eine der ersten Arbeiten bei Beginn der Vorbereitungen im vergangenen Jahr gewesen, berichtet Müller. Der Lambrechter Eric Glaßer, der bereits vor fünf Jahren Festwirt war, wird auf den beiden Längsseiten des Tuchmacherplatzes mehrere Essens- und Getränkestände aufbauen, an denen traditionelle Speisen wie Bratwurst und Saumagen angeboten werden.

Security im Einsatz

Mit etwa 1600 Besuchern pro Tag gehören die Geißbock-Festspiele nach den Richtlinien des rheinland-pfälzischen Polizei- und Ordnungsbehördengesetzes nicht zu den Großveranstaltungen. Zudem sind sie an einem Platz und zu diesem Platz gibt es nur drei Zufahrtsmöglichkeiten. Deshalb sei das erforderliche Sicherheitskonzept überschaubar, sagt Müller. Die drei Zufahrten werden mit großen Fahrzeugen abgesperrt, die bei Bedarf jederzeit weggefahren werden können. Das Rote Kreuz und die Feuerwehr werden bei den Geißbock-Festspielen im Einsatz sein. Auch werde der Platz durchgehend von einer Security bewacht.

Der Tuchmacherplatz ist nahe beim Bahnhof, deshalb wirbt die Gemeinde dafür, dass Besucher mit dem Zug kommen. „Wir haben aber auch Parkplätze. SBK, Lidl, Netto und die Arztpraxis Müller haben uns ihre Parkplätze zur Verfügung gestellt“, berichtet Müller. Auch sonst würden die Geißbock-Festspiele von mehreren Sponsoren unterstützt. Immerhin werden Kosten von etwa 40.000 Euro anfallen. Für die Werbung werden 8000 Flyer verteilt und 200 Plakate aufgehängt.

Viel Arbeit für Bauhof

Viel Arbeit bescheren die Geißbock-Festspiele dem Bauhof der Stadt. Wie Müller berichtet, mussten einige Teile der Bühne erneuert werden. Inzwischen steht sie auf dem Tuchmacherplatz. Der Bauhof muss sich an Pfingsten um Absperrungen, Beschilderung der Umleitungen und Parkplätze kümmern sowie noch einiges mehr.

Erstmals beginnen die Geißbock-Festspiele mit einem Vorprogramm: Am Freitag, 26. Mai, spielt ab 19.30 Uhr die Coverband Only Plan auf dem Tuchmacherplatz. „Wir wollen versuchen, so auch junge Leute für die Geißbock-Festspiele zu interessieren“, sagt Müller.

Karten im Vorverkauf

Am Pfingstsonntag und -montag sind jeweils um 14 Uhr die Aufführungen. Am Sonntag gibt es ab 11 Uhr ein Unterhaltungsprogramm auf dem Festplatz. Ab 16 Uhr spielt der Musikverein Königsbach. Am Pfingstmontag ist um 10.30 Uhr ein ökumenischer Gottesdienst. Im Anschluss an das Geißbock-Spiel wird der 620. Tributbock übergeben. Danach spielt die Gruppe Sempre4Ever.

Ansteckfähnchen, die Eintrittskarten sind, gibt es im Vorverkauf in der Kloster-Apotheke, der Schellbach’schen Apotheke und bei Familie Beck, Auf den Wergen 45. Außerdem montags, dienstags und donnerstags von 9 bis 16 Uhr im Rathaus in der Wallonenstraße 11. Die Vorverkaufspreise betragen für Erwachsene 9 Euro, für Jugendliche ab 14 Jahren 4 Euro, Kinder bis 13 Jahre müssen nichts zahlen.

In einer Szene wir d an die Aufnahme wallonischer Flüchtlinge erinnert.
In einer Szene wir d an die Aufnahme wallonischer Flüchtlinge erinnert.
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