Elmstein Gastronomie: Ein Aushängeschild Elmsteins
„Vorübergehend geschlossen“ steht am Gasthof und Hotel „Pfälzer Hof“ in Iggelbach seit 2. November vergangenen Jahres. Eigentümer und Küchenchef des in sechster Generation geführten Familienbetriebs Werner Steigert und seine Ehefrau sind im Ruhestand, so ist auf einer Internetseite zu lesen. Das über 200 Jahre alte Sandsteinhaus wird zum Kauf oder zur Pacht angeboten. Mit der Schließung des „Pfälzer Hof“ setzt sich das Gaststättensterben im Elmsteiner Tal fort.
Ein Fremdenverkehrsort, der um Erholungsuchende, Wanderer oder Mountainbiker wirbt, hat ein Problem, wenn Einkehr- und Übernachtungsmöglichkeiten rar sind. In den vergangenen vier Jahrzehnten machten in Elmstein und seinen 13 Ortsteilen über 24 Hotels und Gaststättenbetriebe aus unterschiedlichen Gründen dicht. Im Ortskern der 2500-Seelen-Gemeinde sind nur noch vier Lokale zu finden. Und die bieten allesamt nur tageweise Öffnungszeiten an. Im Ortsteil Iggelbach gibt es noch zwei Gastronomiebetriebe, im Ortsteil Speyerbrunn einen.
Ein paar Kilometer mehr zurücklegen müssen Durstige und Hungrige, wenn sie bei den Elmsteiner Naturfreunden im Ortsteil Harzofen oder im Lambrechter Naturfreundehaus im Kohlbachtal einkehren möchten. Hübsch herausgeputzt hat Betreiber Franz-Josef Roth seinen Kiosk am Helmbachweiher, der auf einem schattigen und gepflegten Areal nicht nur Badegäste zur Rast und Erholung einlädt. Die einst renommierte Waldschänke Hornesselwiese bietet zwölf Jahre nach Wiedereröffnung nur noch Alpaka- und Eselwanderungen an.
Mit Leib und Seele Gastronom
Zwölf Jahre sind es auch her, seit Gastronom Rolf Ries (61) und seine Ehefrau Ingrid (58) das alteingesessene Gasthaus „Stilles Tal“ im Elmsteiner Tal am Ende der K 18 als Pächter übernommen haben. Nach dem Tod des früheren Besitzers war das stattliche Haus am Grobsbach eineinhalb Jahre leer gestanden. Sein damals erklärtes Ziel „das Gasthaus wieder als attraktives Ausflugs- und Speiselokal zu beleben“, hat der gelernte Koch Rolf Ries längst erreicht. Das idyllisch mitten im Pfälzerwald gelegene Gasthaus ist wieder aufgeblüht und für Wanderer, Biker, Naturliebhaber und auch für Feinschmecker ein lohnendes Ziel.
„Ich habe mir hier einen Traum erfüllt“, sagt der Küchenchef und gebürtige Eußerthaler, dem man sofort anmerkt, dass er mit Leib und Seele Gastronom ist. Seit 34 Berufsjahren ist Ries selbstständig, bewirtschaftete früher renommierte Restaurants wie die Stadthalle Germersheim oder den Königsbacher „Winzer“. Das „Stille Tal“ sei das beste und am schönsten gelegene Objekt, das er in seinem Berufsleben je hatte, sagt Ries. „Es ist viel zu tun und manchmal auch stressig, weil wir das Lokal nur zu zweit als Ehepartner und ohne fremdes Personal bewirtschaften, aber es macht immer wieder Spaß und Freude, wenn es zufriedene Gäste danken.“
Rolf Ries steht allein in der Küche und erledigt, meist an den Ruhetagen Montag und Freitag, auch persönlich die Wareneinkäufe. Seine Ehefrau, die einen Teilzeitjob im öffentlichen Dienst hat, ist nur an Wochenenden und mittwochs vor Ort ist. Dann steht sie am Tresen, nimmt die Bestellungen auf, serviert Speisen und Getränke, kassiert. „Bei Hochbetrieb muss man ganz schön schnell sein“, gibt sie lachend zu. Aber es funktioniert.
Immer Zeit für ein Gespräch
Und die offenbar immer gut gelaunte Ingrid Ries hat zwischendurch immer noch kurz Zeit für ein nettes Gespräch mit ihren Gästen. Lange Wartezeiten sind tabu. Auch nicht wenn Rolf Ries an einzelnen Wochentagen den Laden ganz alleine schmeißt. Im gemütlichen Gastraum, wo im Winter ein Kachelofen für wohlige Wärme sorgt, stehen 30 Plätze zur Verfügung, im Nebenzimmer 45. Zur Sommerzeit lädt eine Terrasse mit großen Sonnenschirmen rund 70 Gäste zum Verweilen ein.
Pfälzer Hausmannskost wie Leberknödel oder Bratwurst möchte Rolf Ries nicht servieren. Das gehört zu seinen Prinzipien. Er will seinen Gästen etwas Besonderes anbieten: Forellen, fangfrisch aus den drei Grobsbachweihern vor seiner Haustür, Wild, das er direkt von einheimischen Jägern bezieht oder Pilzgerichte mit seinen selbst zubereiteten Semmelknödeln. Das sind Favoriten auf der Speisekarte. Im November gibt es Gans auf Bestellung. „Wir bewirten viele Wanderer, Spaziergänger oder Mountainbiker, aber die meisten Gäste kommen nur wegen des Essens“, sagt Küchenchef Rolf Ries stolz.
INFO
Wald-Gaststätte „Stilles Tal“, Elmstein, Kreisstraße 18. Öffnungszeiten: Täglich ab 11.30 Uhr, warme Küche wochentags bis 16 Uhr, an Wochenenden bis 17 Uhr. Montag und Freitag Ruhetag.