Neustadt Fußball: Mädchen des TuS Diedesfeld spielen nur gegen Jungen - und verlieren

Die jungen TuS-Juniorinnen haben es in der Rückrunde mit gleichwertigen Gegnern zu tun.
Die jungen TuS-Juniorinnen haben es in der Rückrunde mit gleichwertigen Gegnern zu tun.

«Neustadt.» Die Fußball-E-Juniorinnen des TuS Diedesfeld hatten es bislang in der Kreisklasse-Qualifikationsrunde der Gruppe F im Fußball-Kreis Rhein-Mittelhaardt nicht leicht: In neun Spielen siegten sie nur einmal (mit 1:0 gegen den TuS Maikammer) und spielten einmal unentschieden (3:3 gegen den SV Herta Kirrweiler/JSG Südliche Weinstraße).

Zu den Niederlagen gehörten ein 0:20 gegen den FC Mittelhaardt sowie ein 1:21 gegen Hambach. Und nicht jeder Gegner respektiert das TuS-Team. Trotzdem haben die Diedesfelder ihren Spaß am Fußball nicht verloren. Das Besondere am Juniorenteam des TuS: Es besteht nur aus Mädchen. Und die haben in der Runde ausschließlich Jungen als Gegner. „Es gibt im Umkreis nicht so viele Mädchenmannschaften“, erzählt TuS-Trainerin Sabrina Rudolph. „Wir hätten in einer Mädchenliga inklusive unseres Teams nur vier Mannschaften – da hat mir die Herausforderung gefehlt“, sagt Rudolph. „Wir haben uns bewusst für Spiele bei den Jungen entschieden.“

Starker Protest der Eltern

Dass es ihre zwischen neun und zwölf Jahre alten Schützlinge nicht leicht haben werden, darüber waren sich Rudolph und ihr Vater, Horst Rudolph ist Jugendleiter im Verein, im Klaren. Immerhin dürfen die Mädchen bei den Jungen eine Altersklasse tiefer spielen. Trotz allem sei anfangs der Protest der Eltern stark gewesen: „Ach Gott, wir verlieren so hoch.“ Nach der ersten Niederlage, erinnert sich Sabrina Rudolph, hätten alle geschluckt. „Ich habe viel Aufbauarbeit leisten müssen“, erzählt die 27-Jährige, die als Erzieherin in der kommunalen Kindertagesstätte in Maikammer arbeitet. „Was können wir aus der Niederlage lernen, um uns zu stärken? Wann haben wir eine Chance?“, seien ihre Gedanken gewesen. Die Ergebnisse seien nie einfach stehen gelassen worden, sagt Sabrina Rudolph, die nach den ersten Spielen mit sich selbst zu kämpfen hatte. „Mein Vater hat mich aber unterstützt, dass die Entscheidung, bei den Jungen zu spielen, richtig war.“ „Wir haben auch mit den Eltern gesprochen“, ergänzt Horst Rudolph. „Und die Väter und Mütter haben verstanden, dass es eine Chance für die Mädels ist“, fügt die junge Trainerin hinzu. Eine Mutter habe gesagt, dass das Ergebnis egal sei: „Wichtig ist nur, wie ihr gespielt habt.“ Sabrina Rudolph ist angetan von dem, was ihr Team leistet: „Man hat zwischen dem ersten und letzten Spiel der Hinrunde eine Entwicklung gesehen.“

Bessere Chancen erwartet

Und nun setzen die Diedesfelder hoffnungsvoll auf die Rückrunde. „Da spielen wir in einer anderen Gruppe“, informiert Rudolph. Die Gruppeneinteilung richte sich nach den Tabellenständen aus der Hinrunde, so dass „wir dann in der schwächsten Gruppe sind“. Entsprechend bessere Chancen erwarten die TuS-Spielerinnen gegen gleichwertige Gegner. „Im Februar geht’s richtig los, wir hoffen auf andere Ergebnisse“, stellt Sabrina Rudolph optimistisch fest. 15 Mädchen hat sie im Kader. Und trotz der heftigen Niederlagen „war es nicht so, dass die Mädels nicht mehr kommen wollten“, sagt Horst Rudolph. „Im Gegenteil, kein Mädchen hat aufgehört. Und wir hatten sogar Zulauf.“ Dabei hatten die Kleinen nicht nur mit den Niederlagen zu kämpfen, sondern auch mit den Reaktionen ihrer Gegner – mit deren Eltern und Betreuern. „Viele Trainer sind erst mal erschrocken, dass eine Mädchenmannschaft kommt – und dann noch mit einer Trainerin“, erzählt Sabrina Rudolph schmunzelnd. Ein Bub aus Maikammer, gegen das Diedesfeld den bisher einzigen Saisonsieg geschafft habe, habe angekündigt, dass er nie wieder gegen Mädchen spiele. Oft heiße es, „es sind ja nur Mädchen“. Bei den Schlappen mit rund 20 Gegentoren hätten die Eltern der gegnerischen Spieler ihre Kleinen sogar angepeitscht, „damit sie noch mehr Tore schießen“, erzählt die junge Trainerin. Auch die Trainer dieser Mannschaften hätten sich so verhalten.

Nach der Wurst ist die "Laune wieder gut"

Aber eben nicht alle. Beim 1:10 im Oktober beim SV Rot-Weiß Seebach hat der Seebacher Coach Lucas de Sousa seine Jungs zunächst darum gebeten, die Mädchen respektvoll zu behandeln (wir informierten am 22. Dezember). Und nach der Schlappe taten ihm die Diedesfelderinnen leid – er lud sie zu Limo und Bratwurst ein. Für diese Reaktion schlugen ihn die Neustadter erfolgreich für den Ehrenamtspreis des Fußballkreises Rhein-Mittelhaardt, „Fußball ist mehr als ein 1:0“ , vor. „Er hat seinen Jungs gesagt, dass wir der Gegner seien. Und es sei egal, ob es Jungen oder Mädchen seien“, betont Horst Rudolph. Auch von den Seebacher Eltern sei kein böses Wort gekommen. Rudolph: „Das war eine wunderschöne Geste von dem Trainer.“ Nach der Wurst „war die Laune wieder gut“, fügt seine Tochter lachend hinzu. Außer den Seebachern hätten auch die Kirrweilerer nie etwas Mädchenfeindliches von sich gegeben, sagen die beiden Rudolphs. Die jungen Mädchen halten sich in ihrem Spiel bereits an „eine ganz klare Aufstellung“, sagt Sabrina Rudolph. Jeder habe seine Position. „Die Anfänger probieren alles mal aus.“ Torfrau Nisa sei freiwillig zwischen die Pfosten gegangen, sie habe viel Potenzial. TuS-A-Junioren-Tormann Severin Küster trainiere mit ihr, erzählt die Übungsleiterin. „Unser Ziel ist es, wieder eine Frauenmannschaft zu kriegen“, verrät Horst Rudolph. Das bislang letzte Frauenteam habe es vor etwa drei Jahren gegeben. In der Mädchenmannschaft spielen übrigens sechs verschiedene Nationen miteinander, „aber alle sprechen deutsch“, betont die Trainerin. Sie möchte nicht nur, dass ihre Schützlinge einen Siegeswillen haben, sondern ebenfalls, dass sie sich weiterentwickeln und angenommen werden, wie sie sind. „Ich habe in der Mannschaft von kindlich bis pubertär alles“, erklärt Rudolph. Kontakt Wer sich für Jugendfußball beim TuS Diedesfeld interessiert, wendet sich an Jugendleiter Horst Rudolph, Telefon 06321/57481, E-Mail fussballjugend@tus-diedesfeld.de

Sabrina Rudolph stammt aus einer Fußballer-Familie.
Sabrina Rudolph stammt aus einer Fußballer-Familie.
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