Neustadt Frauen in der Überzahl

Auch in der Aerobicgruppe der TSG Deidesheim mit Übungsleiterin Iris Reinhardt (vorne rechts) trainieren ausschließlich Frauen.
Auch in der Aerobicgruppe der TSG Deidesheim mit Übungsleiterin Iris Reinhardt (vorne rechts) trainieren ausschließlich Frauen.

«Neustadt/Kirrweiler.» Als der amerikanische Arzt Kenneth H. Cooper in den 1960er-Jahren das Aerobic-Training entwickelt hatte, hatte er wohl nicht mit dem großen Erfolg dieser Sportart gerechnet. Doch obwohl ein Mann Aerobic erfand, begeistern sich heutzutage nur wenige Männer dafür. In den Vereinen der Region sind Frauen im Aerobictraining deutlich in der Überzahl.

Der Sport besteht aus Grundelementen der Ausdauer und Koordination. Die Teilnehmer studieren mit ihren Übungsleitern eine Choreografie ein. Diese besteht aus klassicher Gymnastik und aus Tanz. Anette Hartmann hat vor 22 Jahren mit Kinder- und Jugendsport angefangen. Nun bietet sie dienstags von 20.15 bis 21.15 Uhr im TV Kirrweiler Funktionsgymnastik an. In ihr Training bringt sie einige Aerobic-Elemente ein. Hierbei zeigt sie Experimentierfreudigkeit: Aerobic wird auch auf dem Stuhl praktiziert. Der Trainerin fällt ein Unterschied zwischen den Generationen auf. Ihre älteren Teilnehmer zeigten deutlich mehr Bereitschaft, sich anzustrengen, während sich die jüngeren Frauen mehr „in Richtung Wellness“ orientierten. Schade findet sie auch, dass der Zuspruch heute geringer sei. Viele Menschen bezahlten für das Fitnessstudio viel Geld, ohne es tatsächlich zu besuchen. Für Hartmann ist dies „Zahlen fürs schlechte Gewissen“. Die Kirrweilerer Übungsleiterin bemerkt außerdem, dass sich viele Männer eher für andere Sportarten interessieren: Oftmals beschäftigen sie sich mit Fußball, konzentrieren sich auf Ausdauersport oder widmen sich ausschließlich dem Fitnesstraining. Dies sei vor allem bei jungen Männern der Fall. „Sie achten nicht wirklich auf sich ... erst wenn es wehtut.“ In diesem Fall fänden aber auch einige Männer den Weg zur Gymnastik. Montags und mittwochs von 18 bis 19.15 Uhr ist Iris Reinhardt in der Spiel- und Sporthalle in Deidesheim anzutreffen. Auch die Aerobic-Trainerin der TSG Deidesheim trifft in ihren Übungsstunden nur äußerst selten auf einen Mann. Aerobic gilt oftmals als Frauensport. Dieser Ruf könnte ein Grund für die wenigen männlichen Teilnehmer sein, vermutet Reinhardt. Gerade beim Vereinssport sei außerdem die Gemeinschaft wichtig. Ein einzelner Mann fühle sich in einer Frauengruppe eventuell nicht wohl. Aerobic habe sich weiterentwickelt. Zwar blieben die Übungen an sich sehr ähnlich, aber der Fokus habe sich verändert, stellt Iris Reinhardt fest. Heute liege er mehr auf einer korrekten Haltung und der richtigen Ausübung. Die Gesundheit stünde im Vordergrund, so die Trainerin. „Heute geht es nicht nur um die optischen Ergebnisse, sondern darum, mit 70 Jahren noch Fahrrad fahren zu können“, schlussfolgert die TSG-Übungsleiterin. Auch für Anette Hartmann steht die korrekte Ausführung der Übungen im Vordergrund. Die Übungsleiterin findet: „Lieber fünfmal richtig als zehnmal verkehrt!“ Marita Hertweck trifft man mittwochs von 9.30 bis 11 sowie von 20 bis 21 Uhr in der Turnhalle des TV Hambach an. Schon seit 30 Jahren leitet sie hier das Aerobictraining. Auch wenn sich die Musik verändere und neue Choreografien populär würden, so blieben doch die Grundschritte gleich, weiß Hertweck. Vor 30 Jahren war Aerobic noch lange nicht so bekannt wie heute, berichtet sie. Viele Frauen wollten sich bewegen: Die Gymnastik zur Musik böte ihnen eine abwechslungsreiche Möglichkeit dazu. Die Freude an der Bewegung zur Musik sei auch heute noch der Grund für die Beliebtheit des Fitnesssports.

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